Abo Energy erwägt den Schritt vom Projektierer zum unabhängigen Stromproduzenten

Windpark, Windkraftanlage, Clogheravaddy (County Donegal, Irland), projektiert von Abo Energy, Inbetriebnahme 2019

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Der Projektentwickler Abo Energy, bis Juli 2024 noch unter dem Namen Abo Wind aktiv und wegen des immer stärkeren Engagements bei Photovoltaik- und Batteriespeicher-Projekten umbenannt, erwägt eine neuerliche Ergänzung seiner Geschäftskonzepts. Im aktuellen Marktumfeld sehe man die Möglichkeit, einen eigenen Bestand an Erneuerbare-Energien-Anlagen aufzubauen und zu betreiben. Nach rund 30 Jahren als reiner Projektentwickler sei nun der richtige Zeitpunkt, die Erweiterung der Wertschöpfungskette zu prüfen, teilt das Unternehmen mit. Man prüfe demnach die Entwicklung zum unabhängigen Stromproduzenten (Independent Power Producer, IPP). Der Aufbau eines eigenen Bestands an Erneuerbare-Energien-Anlagen und Batteriespeichern „würde zudem die Möglichkeit eröffnen, weitere energiewirtschaftliche Geschäftsfelder zu erschließen“.

Mit dem im Unternehmen vorhandenen Fachwissen könne Abo Energy sich zu einem Anbieter grüner Energielösungen (Clean Energy Provider) weiterentwickeln, so Geschäftsführer Karsten Schlageter: „Die Energiemärkte haben sich in den vergangenen beiden Jahren deutlich weiterentwickelt. Das neue Umfeld bietet Akteuren mit integrierten Geschäftsmodellen zusätzliche Möglichkeiten und Synergien auch für die Projektentwicklung.“ Als Betreiber von Wind-, Photovoltaik- und Speicherparks könne man großen Stromverbrauchern zudem gezielter Angebote unterbreiten. Abo Energy verweist auf seine bereits vorhandenen Erfahrungen mit Stromlieferverträgen (Power Purchase Agreements, PPA): „Ein strukturiertes Portfolio aus Wind-, Solar- und Batterieprojekten würde es perspektivisch zum Beispiel ermöglichen, mit Baseload-Angeboten am Strommarkt teilzunehmen.“

Ein Grund für die Erweiterung der Unternehmensstrategie ist offenbar die Entwicklung auf dem für das Unternehmen zentralen Windkraft-Markt in Deutschland. Dort sei lange Zeit die Zahl baureifer Projekte deutlich kleiner als die Nachfrage von Investoren gewesen. Es habe deshalb nahe gelegen, sämtliche Projekte zu verkaufen. Zwischen 2019 und 2024 aber sei der Umfang der bundesweit jährlich genehmigten Windkraftleistung um mehr als das Siebenfache (von 1,9 auf 14,1 Gigawatt) gestiegen. Die Nachfrage könne somit deutlich besser bedient werden und es sei „zunehmend attraktiv, entwickelte und errichtete Projekte zumindest teilweise selbst zu betreiben.“

Abo Energy verfügt den Angaben zufolge über eine Pipeline von in Entwicklung befindlichen Projekten mit rund 34 Gigawatt Gesamtleistung. Darunter seien etliche Vorhaben in verschiedenen Ländern „kurzfristig baureif“. Auch personelle Ressourcen für Errichtung und Betrieb seien verfügbar. „Woran es allerdings mangelt, sind finanzielle Mittel, um den Aufbau eines nennenswerten Bestandsportfolios zu bewerkstelligen“, so Schlageter. Hierfür brauche es Partner. Nach ersten Gesprächen mit möglichen Investoren kommt das Unternehmen zu der Einschätzung, „dass viele zu einem größeren Engagement nur bereit sind, wenn sie zugleich entsprechende Aktionärsrechte erlangen“. Die Geschäftsführung sei den Gründerfamilien Ahn und Bockholt „dankbar für die Bereitschaft, gegebenenfalls Aktien zu veräußern“. In der Satzung des Unternehmens sei für einen solchen Fall die Möglichkeit angelegt, dass die Hauptversammlung eine Rückumwandlung in eine Aktiengesellschaft beschließt – vor rund zwei Jahren war der Prozess einer Umwandlung der vormaligen Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (GmbH & Co. KGaA) eingeleitet worden. Damals habe man „mit einer anderen Entwicklung der Energie- und Kapitalmärkte“ gerechnet, die Erwartungen hätten sich nur zum Teil erfüllt. Das Unternehmen sei aber „in einer sehr guten Ausgangsposition“ für eine erfolgreiche Weiterentwicklung, so Schlageter. In den kommenden Wochen und Monaten sollen nun „die Gespräche intensiviert und alle Möglichkeiten ausgelotet werden“.

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