Seit April ist der Batteriespeicher von Eco Stor in Bollingstedt (Schleswig-Holstein) bereits am Netz. Am Donnerstag nun erfolgte die offizielle Einweihung im Beisein des Landesministers für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, Tobias Goldschmidt. Die Anlage, die mit 103,5 Megawatt Leistung und 238 Megawattstunden Kapazität zu den größten realisierten Batteriespeichern in Deutschland zählt, hat Eco Stor gemeinsam mit dem Projektentwickler EPW errichtet.
Angesichts der zunehmenden Volatilitäten an der Strombörse werden solche großen Batteriespeicher als Flexibilitäten immer wichtiger. Trotz vieler Netzanschlussbegehren für Batteriespeicher sind bislang erst wenige Großprojekte wirklich gebaut und am Netz. Wäre der Batteriespeicher in Bollingstedt bereits zur Dunkelflaute im Dezember 2024 am Netz gewesen, hätte er während der Preisspitzen am 12. Dezember dafür gesorgt, dass sich der Preis um 36 Euro pro Megawattstunde verbilligt hätte, so das norwegisch-deutsche Unternehmen. „Abzüglich der Preise für das Laden in den vorangehenden Nachtstunden hätten der deutschen Wirtschaft allein in dieser einen Stunde Dunkelflaute rund 1 Million Euro an Stromkosten erspart werden können“, rechnet Eco Stor vor. Zudem entlaste ein Speicher dieser Größenordnung das EEG-Umlagekonto um jährlich etwa vier Millionen Euro.
Battery Business & Development Forum
Treffen Sie Georg Gallmetzer von Eco Stor auf dem Battery Business & Development Forum BBDF am 16. Juli in Frankfurt. Die Veranstaltung ist für alle gedacht, die Batteriegroßspeicher planen oder in solche investieren, und mehr wissen wollen, zum Beispiel über Netzanschluss, Baugenehmigung, technische Planung, Vermarktung oder Finanzierung und regulatorische Entwicklungen. In einem kompakten Tag behandeln wir die wichtigsten Aspekte mit Fokus auf Deutschland und Italien sowie mit Ausblick auf andere europäische Länder. Bereits am Vorabend können Sie auf der Networking-Reception Projektentwickler und Kapitalgeber treffen.
Mit seinem Speicher ist Eco Stor auf den verschiedenen Märkten aktiv. So orientiere er sich in Echtzeit an den Preisen der sogenannten Day-ahead- und Intraday-Märkte sowie der Primär- und Sekundärregelleistung. Der Speicher wird dabei in Zeiten günstiger Strompreise geladen, in der Regel ist dies der Fall, wenn Photovoltaik- oder Windkraftanlagen viel Strom produzieren. In Zeiten hoher Strompreise wird der Batteriespeicher entladen, Überdies ermittelt Eco Stor nach eigenen Angaben mithilfe eines selbst entwickelten digitalen Netzzwillings Signale, wann es ungünstig ist, ein- oder auszuspeichern, Dies soll einen insgesamt netz- und systemdienlichen Betrieb des Speichers sicherstellen.
Eco Stor baut und plant aktuell weitere große Batteriespeicher in Deutschland. Einer davon befindet sich in der Nachbargemeinde Schuby und soll dieselbe Größenordnung wie die Anlage in Bollingstedt haben. „Der Batteriespeicher in Bollingstedt markiert den Startschuss für die Speicherwende“, sagte Geschäftsführer Georg Gallmetzer. „Wir haben jetzt die Technologie, um wertvollen Sonnenstrom in die Abendstunden zu verschieben, Preise zu dämpfen und Strom aus Gas und Kohle weiter zu reduzieren. Bisher stand die Energiewende auf einem Bein. Mit Batteriespeichern in dieser Größenordnung können wir sie ins Gleichgewicht bringen.“
Der fertiggestellte Batteriespeicher in Bollingstedt erstreckt sich über eine Fläche von 1,2 Hektar. Er befindet sich in unmittelbarer Nähe eines Umspannwerks sowie zahlreicher Windparks. Die Anlage besteht aus 64 Containern mit Lithium-Ionen-Batterien sowie 32 Containern für Wechselrichter und Transformatoren.
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Ich kann mir kaum vorstellen, dass alleine 100 MW zu einer Preissenkung von 36 €/MWh bzw. 3,6 Ct.(kWh) auf dem SPOT Markt DE/LUX führen. Gibt es hier die Studie zum lesen?
Das habe ich mir auch gedacht. Allerdings lagen die Preise da ja auch teilweise kurz vor 1000€/MWh
Interessant vor allem welche Informationen nicht genannt werden: Was hat der Batteriespeicher gekosted? Was sind die Betriebskosten? Wieviel Energie geht verloren beim Speichern?
Warum sollte man solche Informationen öffentlich benennen? Wenn ein Auto verkauft wird, wird doch auch nicht aufgeführt, was die Herstellung genau kostet…
Man wird mit dem Speicher gutes Geld verdienen und letztlich Gewinne damit machen. Sonst hätte man das Projekt nicht realisiert. Reicht das als Information nicht aus? Was würden Sie denn mit den von Ihnen gewünschten Informationen machen?
Manch einer merkt nicht mehr, wann kritisches Hinterfragen zur Farce wird.
@Erik Gerber: Gehen Sie mal davon aus, dass die MWh so um die 500.000€ kostet. Die Gesamtkosten des Speichers mit Anschluss können aufgrund des „Baukostenzuschusses“ noch sehr unterschiedlich sein, je nachdem, an welchem Netz der Speicher angeschlossen wird.
Der Speicherwirkungsgrad liegt größer 80%. Auch dieser Wert ist keine Konstante, sondern hängt von den Kosten für die Kühlung ab.
Der eigentlich interessante Wert ist der, was es pro kWh kostet, sie ein- und wieder auszuspeichern. Da wird dann noch das Zinsniveau wichtig. Sie können derzeit von Kosten zwischen 5 und 10ct/kWh (oder 50-100€/MWh) ausgehen. Bei einer Preisdifferenz am Markt von 200€/MWh kann man so wunderbare Geschäfte machen – auf Kosten der Stromverbraucher, weil sich unsere Politik von der alten Fossilwirtschaft schlecht beraten lässt. Die Fossilwirtschaft polemisiert gegen Speicher, weil die ihr Geschäftsmodell bedrohen. Deshalb gibt es keine vernünftige Marktordnung (Kapazitätsmarkt) für Speicher. Deshalb gibt es zu wenig Speicher. Die wenigen Speicher, die es trotzdem an den Markt schaffen, haben Amortisationszeiten von weniger als zwei Jahren.
Die Speicher profitieren von den hohen Preisdifferenzen, weil der Steuerzahler auf dem Umweg über das EEG-Konto die niedrigen Erlöse der Stromerzeuger in der Produktionszeit ausgleicht, die Stromverbraucher dann aber die hohen Preise in der Strommangelzeit bezahlen müssen. In einem vernünftig organisierten Markt wären die Preisdifferenzen nur so niedrig, dass die Speicher gerade so davon leben könnten. Da es zu wenige Speicher gibt ist aber das Verhältnis von unflexiblen Erzeugern+unflexiblen Verbrauchern zu Flexibilitäten (Speichern) unausgeglichen.
Die Alternative wäre ein Gaskraftwerk gewesen.
Und nun stellen Sie sich Ihre Fragen erneut:
Was hat es gekostet?
Was (sic!) sind die Betriebskosten?
Wie viel Energie geht verloren?
Und vielleicht auch:
Was kostet die kWh?
Wie hoch sind die Betriebsstunden?
Wie wirkt es sich auf die Strompreise aus?
Welchen Effekt hat es auf das Klima?
Welche geopolitischen Implikationen erzeugt der Gasverbrauch?
All die Details können uns Verbrauchern völlig egal sein. Das sind Daten, über die sich der Unternehmer sicherlich schon intensiv Gedanken gemacht hat.
Neulich habe ich irgendwo gelesen, dass bei Speicherprojekten im MW-Bereich die Gesamtkosten für das Ein- und Ausspeichern inclusive Errichtung, Abschreibung, Netzanschluss, Wartung und Systemverlusten im Bereich von ca. 2ct pro kWh liegen.
Und ja, der Speicher verdient durch die Preisunterschiede Geld. Aber nicht auf unsere Kosten. Die Preisunterschiede bestehen ja schon bevor der Speicher am Netz ist und werden durch teure Spitzenlasten verursacht. Aber dank des Merit-Order Prinzips fällt mit jedem MW Speicher ein kleines bisschen der teuersten Erzeugungskapazität aus dem Bedarf. Ja, da verdienen sich die ersten Betreiber ein goldenes Näschen. Aber das gibt Anreize für mehr Speicher und damit sinkende Preise.
Das ist ein funktionierender Markt. Deswegen ist es wichtig dass die Politik hier jetzt nicht eingreift.
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit ist nicht nur berechtigt sondern sinnvoll und notwendig. Wer Werbung damit macht, was eingespart wird, der sollte auch die ganze Wahrheit kennen und nicht nur einzelne Brocken. Auch wenn es der Umwelt dient sollte klargestellt werden was es kostet und ob es noch Reserven gibt. Strom ist so ein typisches Produkt, alle brauchen ihn also müssen sie zahlen und wer verdient?
Vielen Dank für die fachliche Info an JCW
Betriebswirtschaftliche Details habe ich noch nirgendwo in der öffentlichkeitskommunikation gesehen. Warum sollte das hier notwendig sein? Wirklich kosten tut es uns ja nichts da der Speicher am Markt teilnimmt. Insbesondere bei einem Projekt und dieser Größe erwarte ich nicht dass noch irgendwo irgendwelche Reserven sind. Reserven sind ja nichts anderes als ungenutztes Kapital. Das wäre, wie wenn man sich einen Rennwagen kauft und damit einkaufen zu fahren.
Funktioniert nur, weil der Markt nicht funktioniert. Aktuell kostet derartiger Speicher um die 500 Euro je kWh. Bei 600 Zyklen im Jahr ist nach 10 Jahren und 6000 Zyklen Feierabend. Daraus resultiert ein zu erzielender Mindestaufschlag von mindestens 14 Cent je kWh. Hoffentlich merkt noch jemand, dass mit fortschreitendem Einsatz solcher Speicher der Effekt verloren geht. Ist die Technik darauf ausgelegt, auch das Netz zu stabilisieren? Selbverständlich ist das nämlich nicht. Die Chinesen betreiben derartige Batteriespeicher ausschließlich zu Netzstabilisierung. Damit Strom für Flautenzeiten zu speichern ist ungefähr das Gleiche, wie den Bodensee mit ner Kaffeetasse leeren zu wollen.
lt. http://www.interconnector.de/energieblog/kostenaufstellung-wie-viel-kostet-ein-batteriespeicher/ sind es < 250 Euro/kWh. Vergleichen würde ich mit dem Pumpspeicherkraftwerk Goldisthal. Das hat 10x mehr Leistung und 35x mehr Kapazität. Effizienz ca 80%. Gekostet hat es 623 Mio Euro (2004), heute sicherlich um 1.5 Mrd Euro. Beide Becken von Goldisthal haben 120 ha Oberfläche. Lebensdauer 75 Jahre. Rechnen wir Bollingstedt auf gleiche Kapazität hoch: Fläche 42 ha, Kosten 2.1 Mrd. Effizienz ca 90%, Lebensdauer 10 bis 15 Jahre. Berücksichtigt man (i) den deutlich geringeren Eingriff in die Natur, (ii) die höhere Effizienz, (iii) den steigenden Bedarf und (iv) die für die Zukunft zu erwartenden fallenden Kosten, erscheinen Batteriegroßspeicher im Vergleich zu Pumpspeicherkraftwerken gar nicht so schlecht dazustehen.