Die EU-Wahl wurde durch das Thema Klimawandel beziehungsweise fehlenden Klimaschutz bestimmt. Darüber sind sich die meisten Wahlanalysen einig. Daher haben SPD und auch die CDU wegen konstant ausbleibender Klimaschutzpolitik massive Wahlverluste eingefahren. Einig sind sich die Analysen auch, dass die Demonstrationen von Fridays for Future (FFF) und das Rezo-Video hierbei einen entscheidenden Einfluss hatten.
Nun könnte man schlussfolgern, dass Medien und Parteigremien endlich den Klimaschutz als entscheidendes Thema aufarbeiten. Viele Fragen in der Öffentlichkeit gäbe es dazu zwingend zu klären: Stimmen denn überhaupt die vielen Anschuldigen, die Rezo gegenüber CDU, aber auch CSU und SPD erhebt? Was müsste denn politisch getan werden, um in Deutschland tatsächlich eine Agenda für wirksamen Klimaschutz hinzubekommen. Reichen denn die nationalen Klimaschutzziele aus? Warum gehen denn die Investitionen in erneuerbare Energien in Deutschland seit Jahren so massiv zurück? Denn immerhin ist ja die Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien die alles entscheidende Klimaschutzmaßnahme.
Zu erwarten wäre, dass Medien nun unentwegt die verantwortlichen PolitikerInnen fragen, wie sie denn nun den Klimaschutz organisieren wollen. Wie sie die jungen WählerInnen zurückgewinnen wollen. Steht also eine politische und mediale Aufarbeitung der verheerenden Klimaschutzversäumnisse an? Weit gefehlt.
Denn in den großen Massenmedien vermisse ich diese Aufarbeitung. Natürlich ist es wichtig über die sich überschlagenden Ereignisse in der SPD nach dem Rücktritt der Parteichefin Nahles zu berichten. Doch, dass der Klimaschutz entlang der obigen Fragen kaum weiter eine Rolle spielt, überrascht einmal mehr.
Eine Aufarbeitung, ob denn die Klimaschutz-Vorwürfe von Rezo auch einer näheren Betrachtung standhalten, findet nur in einem überschaubaren Maße statt und wie im Spiegel auf sehr tendenziöse Art und Weise. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/rezo-video-die-youtube-angriffe-auf-die-cdu-im-spiegel-faktencheck-a-1268973.html
Obwohl doch aus der CDU sofort die Anschuldigung kam, die Vorwürfe würden nicht stimmen. Viele anderen Medien haben sich einmal nicht die Mühe gemacht, dies zu hinterfragen. Womöglich liegt es daran, dass sie alle zu einem ähnlichen Ergebnis kommen würden, nämlich, dass Rezo vielfach Recht hat und diese unbequeme Wahrheit des jahrzehntelangen Versagens der CDU sowie des Täuschens der Öffentlichkeit mit angeblicher Klimaschutzpolitik der Wahrheit entspricht. Einen Faktencheck solcher Art habe ich bisher nur bei Spektrum wahrgenommen. https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/das-rezo-video-im-faktencheck/?utm_source=pocket-newtab
Dabei werfen manche Journalisten nun ganz andere Fragen, beispielsweise in der ARD, ob die Union überhaupt in der Lage ist, mit der jungen Generation zu kommunizieren. https://www.tagesschau.de/inland/cdu-youtuber-101.html
Offensichtlich wird hier analysiert, woran denn das „Versagen“ der CDU besteht, ihren angeblichen Einsatz für den Klimaschutz in der jungen Generation nicht gut vermittelt zu haben. Klimaschutzversagen und die Klimaschutztäuschungen der Union und SPD konnten ja jahrelang hervorragend mit Hilfe vieler Medien, die ja sogar eine Kampagne gegen die erneuerbaren Energien gefahren haben, vor der älteren Generation vertuscht werden, aber plötzlich nicht mehr bei den Jungen. https://hans-josef-fell.de/der-insm-auftrag-wirkt
Statt eine Aufarbeitung des deutschen Klimaschutzversagens endlich anzugehen, wird gerade wieder Kritikern ein Podium gegeben, mit zum Teil heftiger Hetze gegen die erneuerbaren Energien. Bestes Beispiel ist der ehemalige Spiegel Redakteur Stefan Aust, der über Jahre hinweg, unter anderem mit Spiegel-Titelgeschichten wie Windwahn oder Solarwahn, dem Klimaschutz großen Schaden zugefügt hatte. Nun hat die Welt am Sonntag ausgerechnet ihm eine Bühne bereitet, auf der er seine Hetzte gegen die Windenergie fortführen konnte, „Irgendwann wird man über den Windkraftwahn der Deutschen lachen“, meint Aust. Der Ausbau der Windenergie sei“ das teuerste und nutzloseste Investitionsprogramm“ überhaupt in Deutschland. Die Energiewende sei „verlogen bis zum Geht-nicht-mehr“. https://www.welt.de
/debatte/kommentare/plus194542997/Klimawandel-Warten-wir-doch-bis-der-Klimahype-abgeklungen-ist-Stefan-Aust.html
Die Hoffnung ist groß, dass, trotz fehlender Aufarbeitung des deutschen Klimaschutzdesasters in der großen Koalition und mancher Medien, die Argumente von Rezo und Fridays for Future immer weiter durchdringen. Bezeichnend hierfür ist, dass Bündnis 90/Die Grünen mit 27 Prozent in der neusten Wahlumfrage sogar noch vor der Union (26 Prozent) liegen. https://www.euractiv.de/section/europakompakt/news/gruene-erstmals-politische-staerkste-kraft/?utm_source=EURACTIV&utm_campaign=6d42016db8-RSS_EMAIL_DE_AM_TaglicheNewsAusEuropa&utm_medium=email&utm_term=0_c59e2fd7a9-6d42016db8-114971295
Damit wird klar: Wenn Union, SPD und FDP jetzt keine wirkliche Wende hin zu wirklich wirksamem Klimaschutz mit 100 Prozent erneuerbaren Energien hinbekommen, dann sind sie auf dem besten Weg in die politische Bedeutungslosigkeit.
— Der Autor Hans-Josef Fell saß für die Grünen von 1998 bis 2013 im Deutschen Bundestag. Der Energieexperte war im Jahr 2000 Mitautor des EEG. Nun ist er Präsident der Energy Watch Group (EWG). Mehr zu seiner Arbeit finden Sie unter www.hans-josef-fell.de. —
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com
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Sorry, aber solange es kaum Speichermöglichkeiten für Sonnen- und Windenergie gibt und Speicher auch nicht von der Bundesregierung gefördert werden, sind stark fluktuierende Energiequellen keine wirkliche Alternative. Die berühmte Kupferplatte bedeutet nichts anderes, als daß wir Kohle und Kernkraft in die Nachbarländer verlagern und selbst nur noch dann Energie produzieren, wenn sowohl wir als auch andere Länder damit nichts anfangen können – wie jetzt gerade, wo die Sonne die PV-Produktion in astronomische Höhen treibt und die Nachbarn über den Peak stöhnen.
@ Herr Stefan: den meisten Lesern vom PV-Magazin ist das doch völlig gleichgütig , weil für die nur die Interessen der Installationsbranche von Solaranlagen wichtig sind .
Wind und Solarenergie ergänzen sich hervorragend. Siehe: https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.ise.fraunhofer.de/content/dam/ise/de/documents/publications/studies/daten-zu-erneuerbaren-energien/Stromerzeugung_2017.pdf
Auf der letzten Folie geht sogar hervor, dass für eine optimale Verteilung noch PV-Leistung fehlt. Mit zunehmendem Anteil an erneuerbarem Strom, sind Speicher immer wichtiger, das ist korrekt. Allerdings sind nicht so unerreichbar große Kapazitäten notwendig, wie von Kohle- und Atom-Lobby schlechtgerechnet wurde. Was immer vergessen wird: wir haben nicht nur Zuckel-Strom, sondern auch Zuckel-Verbrauch!
Generell: wo ein (politischer) Wille, da auch ein Weg!
Die nächsten 3 Landtagswahlen im September sind in Ostdeutschland und da gibt es zwei neue Umfragen für Brandenburg und Thüringen. Den Grünen werden in Brandenburg 12 % und in Thüringen 8 % prognostiziert , der AFD jeweils 20 % in beiden Ländern .
( Quelle https://www.wahlrecht.de/umfragen/landtage/index.htm )
Da das Wahlergebnis der CDU/CSU fast genau da lag wo sie die letzten veröffentlichten Umfragen zur Europawahl sahen , die in der Woche vor dem Video durch geführt wurden ,scheint das Rezzo-Video kaum Einfluss auf das Wahlergebnis gehabt zu haben. Was auch nicht weiter verwunderlich ist, weil wohl nur wenige Wähler der CDU sich dieses Video angesehen haben. Daran ändert auch der Medienhype um dieses Video und der sehr ungeschickte Umgang von AKK und ihrem Generalsekretär mit diesem Video nichts .
Es scheint Herr Fell ziemlich zu schmerzen das seine Beiträge nicht einmal ein 1% der Seitenaufrufe von einem Influencer bei „Youtube“ mit blau gefärbten Haaren erreicht
An alle Klaus Grün´s und Stephan´s dieser Gesellschaft,
habt Ihr den immer noch nicht geschnallt dass wir auf einen Klimawandel zusteuern, der nur
durch eine konsequente Energiewende zu beherrschen ist ? Oder habt Ihr soviel Wohnraum,
Landfläche und Geld um das Heer von Klimaflüchtlingen aufzunehmen und zu versorgen ?
Ganz davon abgesehen, dass es auch viele Flüchtlinge aus Krisen-u. Kriegsgebieten geben wird,
wo um Wasser und andere Rohstoffe gekämpft wird. Was zum Teil schon zutrifft.
Bewohnbare Landfläche ist nun einmal nicht zu vermehren. Die Menschheit hat es bisher
nur geschafft die Wüstenflächen zu vergrößern und rasant zu wachsen.
Ach sie glauben durch einen schnelleren Kohleausstieg hätte der 0,7 % Anteil der deutschen Stromwirtschaft einen westlichen Effekt für das Erreichen des 1,5 Grad-Ziels ? Und das die weltweiten CO2-Emisionen letztes Jahr weiter gestiegen sind, fast so stark wie die deutschen Emissionen insgesamt ausmachen, scheint ihnen auch nicht bekannt zu sein . Und daran ändert auch ihre Phrasendrescherei hier nichts .
Die Klaus Grün´s und Stephan´s dieser Gesellschaft leben und handeln nach dem Sankt-Florian-Prinzip oder Floriani-Prinzip oder der Sankt-Florian-Politik. Potentielle Bedrohungen werden nicht beseitigt, sondern verschoben. Im Fall der Klimakrise sind andere Schuld und diese haben zuerst das Problem anzugehen. Einmal sind es die Menschen in Afrika, weil dort die Geburtenrate höher ist als in Europa. Oder die Chinesen, die an den Wohlstand der Europäer aufschließen wollen. Oder die Isländer mit ihren Vulkanen oder eben einfach die Sonne, die plötzlich mehr heizt. Das Deutschland beim CO2 Ausstoß pro Einwohner ganz vorne mit dabei ist, interessiert hier nicht. Übrigens die Engländer sagen Nimby, „Not in my backyard“.
Auch ihre Polemik ändert nichts daran das Deutschland viel zu klein ist um einen relevanten Beitrag zum erreichen des 1,5 -Grad -Ziels leisten zu können. Im Übrigen ist Deutschland aktuell das einzige Große Industrieland das sowohl aus der Kernenergie als auch aus der Kohle aussteigen will . Weder die USA noch China , die beiden mit Abstand größten Verursachen von CO2 tun das und setzten weiterhin auf Kohle und Kernkraftwerke , auch wenn beide mittlerweile in ihren Sonnenreichen Region im Süden auch PV starkausbauen, werden sie aber noch Jahre brauchen um einen ähnlich hohen Anteil in der Stromerzeugung zu reichen wie Deutschland.
PS: gehören sie vielleicht auch zu den Wählen der Grünen die mit dem Porsche Cayenne in den Bioladen zum Einkaufen fahren und nach Thailand in Urlaub fliegen ?
An alle, die den möglichen Anteil Deutschlands an einer Klimawende kleinreden:
Manch einer mag sich daran erinnern, dass die Photovoltaik ihre Wiege in Deutschland hatte.
Waren es am Anfang noch „Grüne Phantasten“, die ihr Geld in Photovoltaik teuer investiert haben, hat sich das sehr schnell geändert.
Und wer will schon den Siegeszug der Photovoltaik weltweit kleinreden.
Wenn aber nicht irgendjemand den Anfang macht, dann wird das nie etwas.
Warum sollen nicht wir in Deutschland endlich auch bei dem Thema Klimawandel einen Anfang machen?
Ich meine, ja. Dann werden wir erleben, dass andere, wie immer, nachziehen.
Immer nur darauf zu warten, dass sich etwas rechnet und mit immer neuen Berechnungen „nachweisen“ dass wir ja doch nichts ändern können, heißt, den Kopf in den Sand stecken und zu hoffen, es wird schon nicht so schlimm werden.
Ich wünsche allen, dass wir das doch noch hinbekommen, wenngleich die Politiker, wie so oft, die Augen vor der Realität verschließen.
Man muss sich ganz generell klar machen: Es gibt zwei Sorten von Menschen: Die eine Sorte sieht im wesentlichen ihre eigene Existenz, andere Menschen sind für sie nur interessant, wie sie ihnen in irgend einer Weise dienlich sind, als Bewunderer, Zuträger, Diener. Die andere Sorte sind soziale Menschen, die ihren Beitrag leisten möchten zu einer solidarischen Gesellschaft. Ihre Rechtfertigung sehen sie darin, wie sie zu einem guten Zusammenleben aller lebenden und zukünftigen Menschen beitragen können. Leider wird die zweite Sorte von der ersten oft ausgenutzt.
Das wird immer so sein, und da sich beide Veranlagungen in der Evolution gehalten haben, wird ein gewisses Maß an Egoismus vielleicht auch zum Erhalt der Art beitragen. Angesichts der Möglichkeit der Menschheit, sich in relativ kurzer Zeit selbst auszurotten, kann es sein, dass das Verhältnis, das sich eingestellt hat, nicht an das aktuelle Optimum angepasst ist. Immerhin: Nach meinem Eindruck sind die Sozialen in der Mehrheit, und sie haben auch mehr erfolgreiche Nachkommen. Sie müssen die daraus resultierende Macht nur auch ausüben. Die historische politische Stimme der solidarisch denkenden Menschen ist fast verstummt und verliert sich in kleinlichen Machtkämpfen. Aber politische Bewegungen, die ein wichtiges Anliegen transportieren, können ja auch relativ schnell nach oben kommen. Der Erfolg der Grünen ist nicht das schlechteste, was uns passieren konnte. Einige angebotene Lösungen sind im Detail nicht recht durchdacht, aber der Grundgedanke – der Zukunft und den Mitmenschen verantwortlich – ist das Gebot der Stunde.
@JCW: zu ihren Sprüchen über die „Sozialen“ Leute. In Osteuropa gab es Leute die behaupteten sie würden dazu gehören, die waren aber in Wahrheit nach den Nazis die schlimmsten Verbrecher des 20. Jahrhunderts
@Grün: Das macht das Zusammenleben mit dieser Art Leute so schwierig, weil sie mindestens behaupten, möglicherweise sogar selbst glauben, sie seien besonders sozial, und dafür Kreide fressen. Tatsächlich gehörten Lenin und noch mehr seine Nachfolger aber alle zur Gruppe der Egoisten und Narzissten.
Die SPD ist an diesen Leuten zugrunde gegangen. Erst kam Schröder, dann sein Adlatus Gabriel. Schröder hatte aus seiner Herkunft heraus wenigstens noch ein soziales Gewissen, neben seinem Willen zur Macht. Bei Gabriel blieb nur noch dieser Wille übrig – entsprechend wurde er als SPD-Ministerpräsident abgewählt, und als Minister verlor er eine Wahl nach der anderen. Jetzt hat er wieder erfolgreich eine Nachfolgerin demontiert. Aus diesem Sumpf wird sich die SPD wahrscheinlich nicht erholen. Eine Weile wird sie noch die Geisel der Machtbesessenen bleiben. Wenn sie ganz am Boden ist, gehen die dann wo anders hin, wo sie bessere Chancen sehen, ihre persönlichen Ambitionen zu verwirklichen.
Der Journalismus in den Medien ist ein Spiegel der Gesellschaft und der Politik: In „Sonntagsartikeln“ wird ständig die Notwendigkeit einer Energiewende beschworen, aber bei den konkreten Maßnahmen (Energieeinsparung, Windräder, Solaranlagen, Stromleitungen, Wasserkraftwerke, Kostensteigerungen) wird dann heftig dagegen polemisiert. Das müssen gar nicht die gleichen Leute sein. Aber das konsequente, naturwissenschaftlich-mathematische Denken ist leider wenig verbreitet. In Deutschland kann man ja stolz sagen „Mit Mathematik hatte ich es nie so“. Entsprechend inkonsequent ist dann das Denken und Handeln.
@JCW : Wissen sie es gab kürzlich eine Untersuchung, die ergab das die Anhänger der Grünen im Schnitt die größten PKW fahren und im Schnitt auch mehr fliegen als die anderen. Oder wie das die FAZ nannte „bedenkentragende Klimasünder“. Deutschland verfehlt seine selbst gesteckten Ziele im Verkehrsbereich ja auch deshalb deutlich, weil die PKW-Käufer in Deutschland sich immer größere und schwerere Neuwagen anschaffen
Wenn Grün und die FAZ so mit dem Finger auf die Anhänger/Wähler der Grünen zeigen, mögen sie in der Sache vielleicht sogar recht haben. Anhänger der Grünen gehören mehrheitlich einer sozialen Schicht an, die sich große Autos und viele Flugreisen leisten kann, und das dann auch tut, wie alle anderen. Ich werde aber das Gefühl nicht los, dass es gar nicht um die bloße Feststellung geht, sondern darum, die Grünen mit ihren Anhängern als Heuchler darzustellen, und für sich den Schluss zu ziehen, dass man dann selbst auch weitermachen könne wie bisher. Leider ist es noch viel schlimmer: Mir sagt doch ein Nachbar aus dem 700-Einwohner-Dorf in dem ich lebe: „Du fährst doch immer mit dem Fahrrad zur S-Bahn. Wenn ich dann mit dem Auto fahre, ist das immer noch 50% Einsparung“. Bloß: Diesen 50%-Anteil wollen 99% meiner Dorfgenossen für sich in Anspruch nehmen. Das heißt: vorbildliches Verhalten hat zur Folge, dass die nicht vorbildlichen denken: Es wird ja schon genug getan, da kann ich für mich etwas großzügiger sein. Dem Dilemma entkommt man nur, wenn für alle die gleichen Regeln gelten.
@JCW : In welchem 700-er Einwohner-Dorf leben sie denn das einen S-Bahn-Bahnschluss in der Nähe hat ? Aber sie räumen auch ein das es auch dort 99 % vom Rest der Bevölkerung es eben nicht tun. Und die werden sich das auch nicht gefallen lassen wenn sie es ihnen vorschreiben wollen. Schauen sie doch nur nach Frankreich was Macron mit seiner Ankündigung die Mineralölsteuer massiv zu erhöhen erreicht hat. Auch wenn er jetzt zurück gerudert ist wegen den Gelbwesten hat er dem rechtsradikalen Front National von Le Pen zum Wahlsieg bei der Europawahl in Frankreich verholfen.
Und es ist auch eine Tatsache, das die obere Hälfte der Gesellschaft, zu der auch die meisten Wähler der Grünen gehört, sich immer größere, schwerere und höher motorisierte PKW leistet, die natürlich dadurch auch mehr verbrauchen. Hätten wir heute noch das gleiche Durchschnittsgewicht wie 1990 bei Neuwagen könnte die wegen der verbesserten Motorentechnik gut 20 % weniger verbrauchen.
Die Parteien bieten Wahlpakete an, welche diese im Wahl- und Parteiprogramm darstellen. Die Wahlkandidaten der Parteien interpretieren das Wahl- und Parteiprogramm innerhalb des Rahmens den die Parteiaktiven tolerieren.
Das bedeutet nicht, daß damit vernünftige Entscheidungen für jeden Einzelnen möglich werden und nicht immer, daß die Entscheidungen langfristig vernünftig bleiben, wenn sich Infrastruktur, Wissen und Lebensgewohnheiten schnell verändern, wie etwa im Rahmen einer dynamisch einzuordnenden Energiewendephase.
Radikale, radikalisierende, extreme oder randnahe Parteien aus Protest gegen Kraftstoffpreiserhöhungen zu wählen, zeigt auch ein Wahlverhalten, das weniger Wert auf rationale Ursachenforschung legt, sondern schnelle Veränderung zu Gegenpositionen des Gegenwärtigen wünscht. Die möglichen Nebenwirkungen sind dabei den Meisten dieser Wähler, als destruktive Rückwirkung auf diese selbst, nicht verständlich. Wieviele dieser Wähler wünschen sich tatsächlich die Annäherung an totalitäre Regierungsysteme?
Deshalb sollte man Alternativen kennen:
Europe Écologie-Les Verts, beispielsweise