Quaschning: Photovoltaik muss die Lücke schließen

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Volker Quaschning von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Berlin sieht in Deutschland keine Partei, die es derzeit wirklich ernst mit der Energiewende und dem Klimaschutz meint. Im vergangenen Frühjahr legte er seine Studie zur Sektorkopplung vor, wonach 400 Gigawatt Photovoltaik-Ausbau in Deutschland bis 2040 notwendig seien, um den steigenden Strombedarf klimaschonend zu erzeugen und die Energiewende in Deutschland zu realisieren. An diesem Ziel hat er die derzeitigen Ausbaupfade der politischen Parteien im nahenden Bundestagswahlkampf bewertet.

Die Ausbauziele der derzeitigen Bundesregierung aus Union und SPD mit 2,9 Gigawatt jährlich an neuen Windkraftanlagen und 2,5 Gigawatt Photovoltaik-Leistung pro Jahr gehen weit am Ziel vorbei. Mit den aktuellen Zielkorridoren würden nicht einmal 30 Prozent Anteil an erneuerbarer Energien am Strombedarf bis 2040 erreicht, sagt Quaschning mit Blick auf den langsam anlaufenden Bundestagswahlkampf. „Wir reden also nicht über kleine Korrekturen. Ich finde es daher auch fast pervers, wenn die Vertreter aus den Ministerien hierher kommen und sagen, wir sind auf dem richtigen Weg und müssen nur noch mal ein paar Schrauben anziehen“, so der HTW-Professor in der vergangenen Woche beim Photovoltaik-Symposium in Bad Staffelstein (Link zum Video). Notwendig sei eine „Radikalveränderung“, um das Klimasystem überhaupt noch retten zu können. Selbst das Ziel der Grünen, die für die Photovoltaik und Windkraft einen jährlichen Ausbau von jeweils fünf Gigawatt fordern, reiche bei weitem nicht aus. Damit gebe es derzeit keine Partei im Deutschen Bundestag, die ein Konzept hat, wie wir den Klimaschutz in Deutschland realisieren können. „Das ist eine wirklich traurige Situation“, sagte Quaschning weiter.

„Da müssen wir Druck machen“, so sein Appell an die Branchenvertreter. Das Ausbauziel bei der Windkraft müsse auf 6,3 Gigawatt hochgeschraubt werden. Bis 2040 seien so Anlagen mit 200 Gigawatt an Land und 76 Gigawatt möglich. Bei gleichzeitig fünf Gigawatt Photovoltaik jährlich bliebe trotzdem eine erhebliche Deckungslücke. Daher sei es dringend notwendig, Photovoltaik-Anlagen mit 15 Gigawatt jährlich neu installieren. „Diese Zahlen klingen viel, doch wir müssen uns daran gewöhnen, die auch zu kommunizieren“, sagte Quaschning weiter. Bis 2040 seien 400 Gigawatt Photovoltaik notwendig, 200 Gigawatt davon auf Dachflächen und 200 Gigawatt auf Freiflächen. Dies sei auf 0,6 Prozent der Landesfläche Deutschlands möglich. Die Investitionssumme für diesen Photovoltaik-Ausbau läge – nach heutigen Kosten gerechnet – bei 300 bis 400 Milliarden Euro. Dies sei die gleiche Menge, die wir in fünf Jahren für die Importe von Öl und Gas ausgeben. Wäre es nicht viel sinnvoller diese Summe konsequent in die Photovoltaik zu investieren, fragt Quaschning.

Der HTW-Professor richtete zum Schluss auch einen Appell an die eigene und die gesamte Erneuerbaren-Branche. Sie müsse ihre Vorzüge selbstbewusster präsentieren, etwa in Bezug auf die Arbeitsplätze. „Machen Sie die Energiewende und den Klimaschutz zum Thema“, sagt Quaschning. Reden Sie überall und mit jedem darüber. Die Erneuerbaren-Branche müsse sich die Themenhoheit zurückholen. Dann gebe dies auch den Grünen die Möglichkeit noch höhere Ausbauziele für Photovoltaik und Windkraft zu kommunizieren. Dies trauten sie sich derzeit eben nicht, weil sie glaubten, dies käme nicht gut an. „Stehen Sie auf. Wir haben einen Planeten zu retten“, so Quaschnings Appell am Ende. (Sandra Enkhardt)

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