Indien: 2,8 Gigawatt Photovoltaik-Zubau für 2014 erwartet

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Seit Monaten ist die Jawaharlal Nehru National Solar Mission (JNNSM) in Indien in einer Warteschleife, weil die Regierung in Neu-Delhi bisher nicht abschließend über die Weiterführung des Programms entschieden hat. Gründe hierfür sind unter anderem andauernde politische Kontroversen über die Domestic-Content-Regelungen und mögliche weitere Maßnahmen gegen den Import von billigen Modulen, Budgetprobleme sowie der nahende Wahlkampf für die nationalen Wahlen. Doch Branchenkenner wie Chiranjeev Saluja, Managing Director bei Premier Solar Systems, erwarten, dass dieser Programmstillstand bald endet. „Ich rechne damit, dass die indische Regierung bis Anfang November Regelungen für die Umsetzung der zweiten Phase der JNNSM veröffentlichen und die regierende Kongresspartei das Thema Chancen und Erfolge beim Ausbau der Photovoltaik als positives Pfund in die dann beginnenden Vorwahlen einbringen wird“, sagte Saluja dem pv magazine. Die nationalen Wahlen finden im Mai 2014 statt.

Seit Februar dieses Jahres gibt es aufgrund der fehlenden Programmvorgaben für die zweite Phase der JNNSM auf nationaler Ebene keine Ausschreibungen mehr für netzgekoppelte Photovoltaik-Projekte. Dafür sind allerdings eine ganze Reihe der indischen Bundesstaaten in Sachen Photovoltaik aktiv, allen voran Gujarat, und Projektausschreibungen laufen dort weiter. So berichteten denn auch eine ganze Reihe ausstellender Firmen auf der REI von positiven Photovoltaik-Geschäften im laufenden Jahr. „Wir haben für 2013 wesentlich bessere Geschäftserwartungen als im vergangenen Jahr“, sagte Giancarlo Chiapparoli, Business Development Manager India des italienischen Wechselrichterherstellers Bonfiglioli dem pv magazine. Er rechne für dieses Jahr mit einem Absatz von 400 Megawatt, von Januar bis Juni habe man schon über 300 Megawatt abgesetzt. Im November  will der italienische Wechselrichterhersteller zudem eine Fertigung in Indien starten.

Auch Kalyanram Udathu von Enerparc Energy, dem indischen Tochterunternehmen des Hamburger Projektierers Enerparc, berichtete von positiven Geschäftsaussichten. Bei netzgebundenen Projekten in Bundesstaaten habe man fünf Megawatt in der Pipeline. Skeptischer äußerte sich Yogesh Dabhade, Vorstandschef von Belectric Photovoltaic India. „Aufgrund des hohen Kostendrucks, der durch die massive Abwertung der Rupie verstärkt wird, liegen derzeit alle unsere Projekte in Indien auf Eis“, sagte Dabhade dem pv magazine.

Ein gemischtes Bild zeichnete auch Chiranjeev Saluja von Premier Solar. Wie die meisten anderen Modulhersteller fertigt auch das Unternehmen mit Sitz in Secunderabad aufgrund des zunehmenden Imports günstiger Module aus China und Taiwan derzeit nur mit einer geringen Auslastung. Entsprechend baue man das EPC-Geschäft aus und sei an mehreren Großprojekten in verschiedenen Bundesstaaten beteiligt, sagte Saluja dem pv magazine. Dazu kämen neue Projekte zum Eigenverbrauch wie eine 50 Kilowatt starke Carportanlage beim indischen Carportcenter von Hyundai. Ein weiteres Standbein sieht er im zunehmenden Auslandsgeschäft in Südostasien, den USA und Europa. „Wir sehen in den vergangenen Wochen eine verstärke Nachfrage aus Europa“, was auf die Mindestimportpreisregelungen für den Import chinesischer Module zurückzuführen sei, so Saluja. Deshalb versuche man sich nun verstärkt in dem Marktsegment von Modulen mit einem Nettopreis unterhalb von 56 Eurocent in Europa zu positionieren. Bald wolle man ein neues Europabüro in München eröffnen.

Auch Tata Power ist laut Vineet Arya, Head Marketing Communications, dabei, Module „zunehmend nach Europa und USA zu exportieren“. Doch man sei auch am Binnenmarkt erfolgreich aktiv, und ihre Modul- und Zellfertigung sei „voll ausgelastet“. Richtung Japan orientiert sich derzeit Moser-Baer, der laut Unternehmensangaben derzeit rund 80 Prozent seiner Module dort hochpreisiger als am Heimatmarkt verkauft und damit auch die Abwertung des Rupie positiv nutze.

Es gibt also Licht und Schatten am indischen Photovoltaik-Markt, wie die diesjährige REI zeigte. Mit rund 11.000 Besuchern und knapp 500 Ausstellern verzeichnete die Messe gegenüber dem Vorjahr nochmals einen etwa zehnprozentigen Zuwachs. Es ist damit zu rechnen, dass die Messe im kommenden Jahr weiter wachsen wird, denn Analysten wie Jasmeet Khurana von Bridge to India sehen Licht am Himmel für den Photovoltaik-Markt in Indien. „Wir rechnen für das kommende Jahr mit einem Zubau von mindestens 2,8 Gigawatt“, sagte Khurana dem pv magazine. In diesem Jahr wird ein Zubau von rund einem Gigawatt erwartet. (Hans-Christoph Neidlein)

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