Details machen den Unterschied

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Eine Produktentwicklung hat manchmal rein pragmatische Hintergründe. Wie bei dem Indachsystem des Modulherstellers Galaxy Energy im schwäbischen Heroldstatt. 2005 wollten die Eltern des Geschäftsführers Georg Schöll das alte, eternitgedeckte Stalldach ihres Bauernhofes sanieren. Also begann Schöll zu überlegen, ob es nicht speziell für die Landwirtschaft und die Sanierung von großen Eternitdächern eine Photovoltaiklösung geben könnte. Die Tüftelei begann. Das Ergebnis ist ein Indachsystem mit Aluminiumsparren, die direkt auf die Pfetten montiert werden. So erzählt Eva Maria Schöll, die 18-jährige Tochter von Georg Schöll und Marketingleiterin in dem Familienunternehmen, die Entstehungsgeschichte des Galaxy-Indachsystems.

Galaxy Energy reiht sich damit in einen wachsenden Kreis von Photovoltaikherstellern ein, die Indachsysteme anbieten. Die Nachfrage nach Indachmodulen steigt – insbesondere in Frankreich, wo es die mit Abstand attraktivste Einspeisevergütung für gebäudeintegrierte Anlagen gibt. In der Produktentwicklung geht allerdings kaum ein Hersteller ganz neue Wege. Häufig greifen die Unternehmen auf bestehende Module zurück und entwickeln in erster Linie den Rahmen weiter. Das Ziel ist klar: eine einfachere, schnellere und kostengünstigere Montage, um mehr Module in und nicht nur auf die Dächer zu bringen.

Horizontale Verlegung

Der Klassiker unter den Indachmodulen ist das Sunroof-System von Roto Solardach. Als Hersteller von Wohndachfenstern übertrug Roto sein Know-how in den 1990er Jahren auf die Photovoltaik und entwickelte ein System zur Integration von Modulen in Dächer. Hier werden Glas-Folie-Laminate von Solarwatt in einen speziell entwickelten Holzrahmen integriert, der direkt auf die Dach sparren montiert wird. Die monokristallinen Module können mit Solarkollektoren und Wohndachfenstern von Roto kombiniert werden. Neu bei Roto ist in diesem Jahr das PV-Modul SRP Traverso. Es entspricht dem herkömmlichen Indachmodul, kann jetzt aber horizontal verlegt werden. Die Anregung hierfür holte Roto sich aus Frankreich, berichtet Pressesprecher Tilmann Fabig. Die neue Ausrichtung erforderte einige Anpassungen wie eine neue Zellgeometrie, Lüftungsschlitze an der langen Modulseite und eine neue Eindeckrahmenkonstruktion. Wegen der veränderten Maße ist allerdings keine Kombination mit Wohndachfenstern und Roto-Kollektoren mehr möglich.

Zahlreiche Hesteller haben mittlerweile Indachmodule im Programm, zum Teil bereits seit vielen Jahren: Solarworld, Sunways, Solar-Fabrik, Schüco International, Canadian Solar, um nur einige zu nennen. Deren Indachmodule zeichnen sich dadurch aus, dass sie sich mit marktgängigen Unterkonstruktionen für die Dachintegration kombinieren lassen. Standard ist es zurzeit, ein Befestigungssystem von Anbietern wie Schweizer Metallbau (Solrif) oder Renusol (Intersole) zu nehmen, dieses anstelle der Dacheindeckung in das Dach einzusetzen und anschließend die Module daran zu befestigen. Bei dieser Montageart bildet das Befestigungssystem die wasserführende Schicht im Dach, nicht das Modul selbst. Als Solon und Solarwatt Anfang des vergangenen Jahres ihre neuen Indachsysteme vorstellten, setzten sie genau hier an. Sie reduzierten die Bauteile des Systems, indem sie ihr Modul mit einem speziellen Rahmen kombinierten. Der Rahmen lässt sich direkt an den Dachsparren befestigen (siehe photovoltaik07/2009). Für die Monteure reduziert sich der Zeitaufwand, weil sie keine separate Unterkonstruktion mehr auf das Dach schaffen und montieren müssen.

Aus zwei mach eins

Zudem soll den Handwerkern die Scheu vor der Indachmontage genommen werden. Denn viele Installateure scheuen sich noch vor der Dachintegration. Ein falscher Handgriff und das Dach ist undicht, lautet die Befürchtung. Bei einem vorgefertigten, kompletten Indachsystem ist die Gefahr geringer, etwas falsch zu machen und ein undichtes Dach zu hinterlassen.

Die Produktneuheiten in diesem Jahr zeichnen sich durch Weiterentwicklungen im Detail aus. Ein Beispiel ist die Indax-Serie von Schott Solar. Bereits seit 2003 bietet der Alzenauer Hersteller das Indachmodul Indax an. Bisher allerdings nur in Kleinserien und als Sonderanfertigung. „Von der Kommission her war es aufwändig“, gesteht Pressesprecher Lars Waldmann. Ein Zimmerer fertigte die Holzrahmen, auf die die Module von Schott Solar geschraubt wurden. Das Indaxmodul der vierten Genera tion stellt Schott Solar in einem Standardproduktionsprozess her. Das Laminat wird im Werk in einen Aluminiumrahmen eingebettet und als ein Bauteil ausgeliefert. Das neue Material macht den Rahmen zudem leichter. Ein Indaxmodul wiegt jetzt nur noch 16 Kilogramm.

Rahmen wird zugekauft

Einen ähnlichen Weg gehen Sunways aus Konstanz und Aleo Solar aus Oldenburg. Sunways bietet sein Solar-Laminat SM 215L neuerdings mit einem integrierten Indach-Montagesystem von Solrif an. Das Produkt trägt den Namen „SM 215L-IN“. Bei passendem Raster kann der Installateur es über Befestigungshaken direkt auf die Dachsparren montieren. Haben die Dachsparren ein abweichendes Raster, wird eine Extralattung für die Montage angebracht. Die Rahmung sei komplizierter als bei einem Aufdachmodul, sagt Marketingleiter Michael Groll. Deswegen kostet das Indachmodul mehr als ein Aufdachmodul. Genaue Preise will er nicht nennen, da diese den Vertriebspartnern obliegen. Für den Hausbesitzer würde sich der höhere Modulpreis jedoch dadurch relativieren, dass er keine Ziegeleindeckung mehr benötigt. Außerdem reduziert sich die Arbeitszeit der Monteure, was sich in niedrigeren Montagekosten niederschlagen sollte.

Eine ähnliche Lösung fand Aleo Solar. Seit etwa einem Jahr hat der Hersteller von mono- und polykristallinen Modulen in seiner Fabrik in Prenzlau die Möglichkeit, Standardmodule mit einem speziellen Rahmen für die Dachintegration auszustatten. Die Profile hierfür liefert Schweizer Metallbau. Mit eigens dafür angeschafften Maschinen werden die Module im eigenen Werk gerahmt. „Dies ist theoretisch mit jedem unserer Module möglich“, sagt Marketingmitarbeiterin Theresa Schrötter. Im Moment biete Aleo die Modultypen S_16, S_17, S_18 und S_77 in herkömmlicher und in spezieller Version für die Dachintegration an. Dass es sich um die Version für die Gebäudeintegration handelt, erkennt der Kunde an dem Kürzel „sol“ – für Solrif von Schweizer Metallbau.

Die oben aufgeführten Systeme werden wie Ziegel überlappend montiert, um Regendichtigkeit zu gewährleisten. Dies gilt auch für die Indachsysteme namens Sunstyle und Sunlap von dem französischen Hersteller Saint-Gobain Solar. In der Branche als Fabrikant von Solarglas bekannt, beschloss Saint-Gobain 2007 selbst unter die Modulproduzenten zu gehen. Mit Blick auf die hohe Einspeisevergütung, die in Frankreich dazu führt, dass fast ausschließlich Indachanlagen montiert werden, hielt sich Saint-Gobain gar nicht erst mit Aufdachmodulen auf. Sunlap wurde vorrangig für Wohngebäude entwickelt. Das Modul wird auf Holzleisten verlegt. Sind Dachfenster einzubinden, liefert Saint-Gobain Solar auch halbe Module. Bei Sunstyle denkt der Hersteller in erster Linie an große Komplettdächer. Ungewöhnlich ist die Optik, die Saint-Gobain als „Diamantform“ bezeichnet. Die Module werden nicht parallel nebeneinander verlegt, sondern mit einer Ecke nach unten und nach oben hin überlappend. Sie erinnern an Rauten. Laut Dominique Burgeff, Business Development Manager Central Europe bei Saint-Gobain, gibt es in Frankreich nur etwa fünf Hersteller, deren Module so verlegt werden. Die Module werden über Metallschienen auf den Dachpfetten montiert.

Leichter zu handhaben

Bei Solarworld war das Indachmodul vor zehn Jahren eines der ersten Produkte, die im Haus entwickelt wurden. In diesem Jahr änderte der Hersteller das Format seines Dachintegrationssystems Energiedach Plus. Das monokristalline Modul ist nun schmaler und länger als die herkömmliche Version. „Das macht es für den Installateur deutlich handlicher“, begründet Michael Dormagen, Produktmanager für System- und Gestelltechnik, die Veränderung. Das Modul wird auf ein Aluminiumprofil aufgelegt, das auf den Dachlatten befestigt wird. Bei dem Produkt Sundeck, das Ende August auf den Markt kommt, integriert Solarworld Modul und Rahmen. Auf den Dachsparren befestigt der Monteur verzinkte Stahlbleche mit Polyesterbeschichtung für die Korrosionsbeständigkeit. Auf diese Bleche kann er anschließend Solarwatt-Module in den Leistungsklassen 200 bis 240 Watt anbringen. „Der Kunde spart sich beim Neubau die Dachpfannen, er kann auf Standardmodule von Solarworld zurückgreifen, und Sundeck wird günstiger als das Energiedach sein“, umreißt Dormagen die Vorteile des neuen Systems. Er geht davon aus, dass das Energiedach der „Exportschlager“, insbesondere nach Frankreich und Italien, bleiben werde. In Deutschland sieht er gleiche Chancen für beide Produkte. Von dem Energiedach gibt es derzeit Anlagen mit einer Gesamtleistung von rund fünf Megawatt.

Galaxy Energy stellte sein Indachsystem erstmals auf der Intersolar 2009 vor. Die bisher größte Anlage mit diesem System hat eine Leistung von 155,8 Kilowatt und ging Ende vergangenen Jahres ans Netz. In Hohenfurch bei München ließ ein Unternehmer 636 Module in sein Dach montieren. Galaxy preist sein System besonders für die Sanierung von Eternitdächern an. Auf asbesthaltigen Dächern dürfen bisher keine Photovoltaikanlagen gebaut werden. Der Hersteller empfiehlt in diesem Fall, das alte Dach bis auf das Grundgerüst, die horizontal verlaufenden Pfetten, abzubauen. „Direkt auf die Pfetten kann dann das Modul mit Aluminiumsparren von Galaxy Energy montiert werden“, sagt Eva Maria Schöll. Sind die vertikal verlaufenden Sparren im Dach noch gut erhalten, kann das System auch darauf montiert werden.

Durch die halbtransparente Optik der Module fällt zusätzlich Licht in das Gebäude. Für die Belüftung der Module integrierte Galaxy Energy eine Lüftungsklappe. Sie ist etwa 30 Zentimeter breit und verläuft den First entlang. Wenn es regnet, schließt sich die Lüftungsklappe automatisch, ist es trocken, öffnet sie sich wieder und lässt Luft hinter die Module strömen. Das System funktioniert mit einem Sensor. Doch damit ist Familie Schöll noch nicht ganz zufrieden. „Wenn es motorisch betrieben wird, kann etwas kaputt gehen, wir wollen aber ein einfaches System“, sagt Eva Maria Schöll. Wie die Lösung aussieht, verrät Galaxy Energy erst auf der diesjährigen Intersolar in München. Und auch auf weitere Indachprodukte darf man gespannt sein. Denn Indachsysteme, wie sie auch im Detail aussehen mögen, gehören immer häufiger zum Standardrepertoire der Modulhersteller.

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