Münster/Steinfurt (18. März 2022). Bio-Wasserstoff und Methan aus Industrieabwasser gewinnen – das ist das Ziel von HyTech. Im Forschungsprojekt am Fachbereich Energie – Gebäude – Umwelt der FH Münster arbeitet ein Team um Dr.-Ing. Elmar Brügging und Tobias Weide daran, mithilfe der dunklen Fermentation industrielle Reststoffe zu verwerten, die bislang energetisch kaum verwertet werden. Eine entsprechende zweistufige Versuchsanlage ist seit Anfang des Jahres nun auf dem Steinfurter Campus der Hochschule in Betrieb und läuft rund um die Uhr.
Abwasser einer Brauerei läuft gerade durch die HyTech-Anlage. Eine Pumpe befördert das Abwasser aus einem Vorlagebehälter in einen kleinen Reaktor, in dem sich wasserstoffproduzierende Bakterien befinden. Unter Abwesenheit von Sauerstoff und Licht – deshalb bezeichnet man das Verfahren als dunkle Fermentation – gewinnt die Anlage daraus Wasserstoff. „Neben Wasserstoff entstehen bei der Fermentation vermehrt organische Säuren“, erklärt Juliana Rolf. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin betreibt die Anlage im Labor. Die organischen Säuren sind hervorragend nutzbar und werden in einem zweiten, größeren Reaktor zu Methan und CO2 verarbeitet.
„Wir nutzen bei HyTech meistens Abwässer aus der Nahrungsmittelbranche, weil sie einen hohen Anteil von Stärke und Zucker beinhalten“, erklärt Rolf. Das Forschungsteam bekommt sie frei zur Verfügung gestellt. „Wir arbeiten mit Reststoffströmen“, so Rolf. „Unsere Idee ist es, dass Unternehmen zukünftig die dunkle Fermentation in ihre Abwasserbehandlung integrieren.“
Im Juni 2021 hatte das Team mit dem Aufbau der Versuchsanlage begonnen. Seit Januar läuft sie kontinuierlich – 24 Stunden am Tag. Mitarbeiter*innen wie Juliana Rolf überwachen die Arbeit der Anlage und prüfen unter anderem, welche Arten von Abwasser sich besonders zur Wasserstoff- und Methanherstellung eignen. Die Versuche laufen bis Juli 2023. HyTech ermöglicht, aus bislang weithin ungenutzten Reststoffen nachhaltigen, grünen Wasserstoff zu gewinnen.
Zum Thema: Seit vielen Jahrzehnten sichern deutsche Unternehmen als Innovationstreiber den Wohlstand der Exportnation und setzen international Impulse für eine nachhaltigere Wertschöpfung. Bei einigen zentralen Zukunftstechnologien spielt Deutschland im globalen Wettbewerb allerdings inzwischen eine Nebenrolle. Es bedarf einer gesellschaftlichen Anstrengung, dies wieder zu ändern. Die FH Münster hat diese Herausforderung daher in ihrem aktuellen Hochschulentwicklungsplan adressiert. Als Hochschule für angewandte Wissenschaften will sie unter anderem mit ihren profilierten technischen Fachbereichen und Forschungsinstituten auch in den kommenden Jahren Beiträge leisten, die Attraktivität des Technologie- und Wirtschaftsstandortes Deutschland zu stärken. Neben dem Jahresmotto Nachhaltigkeit stellt die FH Münster vom 14. bis einschließlich 25. März vielfältige Aktivitäten und Projekte im Themenfeld Zukunftstechnologien vor.
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