Altgedienten „Stromern“ ist das Phänomen wohl bekannt: Die „Gänsebratenspitze“, ein deutlich spürbarer Anstieg des Verbrauchs privater Haushalte an Heiligabend und insbesondere am späten Vormittag des 1. Weihnachtstags. In der Gesamtbetrachtung fällt die wegen der geringen Industrieproduktion nicht ins Gewicht. Und auch in den Ortsnetzen bleibe es laut Harald Bayer von der Leitstelle Mitte der Netze BW in Esslingen meist ruhig. Dass sich Monteure der Bereitschaftsdienste am 24. Dezember dennoch nicht auf einen ruhigen Abend einstellten, läge an überlasteten Hausinstallationen in älteren Gebäuden. Die mache eben mitunter schlapp, wenn sich zur Weihnachtsbeleuchtung und -musik auch noch der Braten im Ofen, die Spülmaschine und der Fernseher gesellen. Aufgrund der unerwünschten Nebenwirkungen der verbreiteten elektrischen Völlerei kämen erfahrungsgemäß um die fünfzig Einsätze zusammen.
Zurück zum Ortsnetz: Die Gänsebratenspitze in Zahlen darzustellen war bislang mangels präziser Messeinrichtungen kaum möglich. Ende 2017 gelang es der EnBW-Tochter jedoch in Aitrach (Kreis Ravensburg), ihr im Zuge eines Pilotversuchs nebenbei auf die Spur zu kommen. Der zielt auf das tiefere Verständnis der Vorgänge in einem 20.000 Volt Mittelspannungsnetz, das durch eine starke Einspeisung aus dezentralen Photovoltaik-Anlagen geprägt ist. Fernauslesbare Lastgangzähler dokumentieren dort seit dem Sommer 2017 in insgesamt rund fünfzig Umspannstationen minutengenau den Summenverbrauch aller Ortsnetz-Stränge. Zwei davon, an denen fast ausschließlich Privathaushalte hängen, eigneten sich ideal zur Auswertung. „Die Lastkurven lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig“, fasst Projektleiterin Christiane Kurka zusammen: Am späten Vormittag es 25.12. lässt sich die Gänsebratenspitze eindeutig nachvollziehen.
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