Energie-Update: Börsenpreise für Gas und Strom steigen ungebremst

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1. Gaspreise:

– Die Gaspreise im Großhandel erreichen heute einen neuen Rekord. Eine Megawattstunde Gas kostet 282 Euro (Dutch TTF Gas Futures). Mitte August 2021 wurden dafür 26 Euro fällig. Ein Plus von fast 1.000 Prozent!

„Wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie zu den aktuellen Rekordpreisen an der Börse einkaufen müssen“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie CHECK24.

– Der durchschnittliche Gaspreis für Verbraucher*innen erreichte bereits im August einen neuen Rekord. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) zahlte im Schnitt 3.717 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 18,6 ct pro kWh. Im August 2021 kostete die gleiche Menge Gas noch 1.306 Euro – ein Plus von 185 Prozent.

=> Sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf sieben Prozent, verringern sich die Kosten um rund 375 Euro auf 3.342 Euro. Im Vergleich zum August 2021 liegt die Steigerung dann noch bei 156 Prozent.

–  Für Oktober gibt es bereits 110 Fälle von Gaspreiserhöhungen in der Grundversorgung. Betroffen sind davon rund 800.000 Haushalte. Im Oktober betragen die Erhöhungen im Schnitt 86,5 Prozent im Vergleich zum 1. Quartal des Jahres.

– Obwohl Gasgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 659 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 59 Prozent und betreffen gut 3,4 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 1.086 Euro pro Jahr.

Gründe für gestiegene Preise: Gazprom hat eine erneute Abschaltung der Pipeline Nord Stream 1 angekündigt, Unsicherheiten, wie mögliche Gas-Transit-Stopps aufgrund von Kampfhandlungen, Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland lassen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp.
2. Berechnungen zu Gasumlagen:

– Trading Hub Europe (THE) hat nicht nur die Höhe der Gasbeschaffungsumlage bekanntgegeben, sondern noch weitere Umlagen veröffentlicht. Nun hat Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt, die Mehrwertsteuer auf Gas von 19 auf sieben Prozent zu senken. Dadurch sollen Privathaushalte entlastet werden.

Ab Oktober muss eine Familie mit einem Verbrauch von 20.000 kWh durch die Gasbeschaffungsumlage von 2,419 ct. je kWh 484 Euro zahlen, durch die Regelenergieumlage von 0,57 ct. je kWh 114 Euro und durch die Gasspeicherumlage von 0,059 ct. je kWh nochmals zwölf Euro zusätzlich.

=> Insgesamt muss der Musterhaushalt beim aktuellen Gaspreis inkl. 19 Prozent MwSt. im Schnitt 3.717 Euro zahlen. Ab Oktober muss er trotz Senkung der MwSt. auf sieben Prozent aufgrund der neuen Umlagen 3.994 Euro zahlen – ein Plus von 277 Euro.

3. Strompreise:

– Die Strompreise an der Börse (EEX, Day Ahead Auktion volumengewichtet) sind seit Wochen auf einem Rekordhoch. So teuer wie heute war es noch nie (571 Euro/MWh). Am gleichen Tag im Vorjahr kostete eine Megawattstunde lediglich 77 Euro – ein Plus von 642 Prozent.

„Zwar brachte die Abschaffung der EEG-Umlage zuletzt eine leichte Entlastung beim Strompreis, mittelfristig müssen sich Verbraucher*innen aber auf weiter deutlich steigende Preise einstellen“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24. „Die hohen Strombörsenpreise sind auch Folge der gestiegenen Gaspreise. Gaskraftwerke sind essentiell im deutschen Strommix, um schwankende erneuerbare Energien auszugleichen und bestimmen so maßgeblich den Strombörsenpreis mit. Diese hohen Preise werden mit etwas Verzögerungen auch bei Endkund*innen ankommen.“

– Der Strompreis für Verbraucher*innen stieg im August leicht im Vergleich zum Vormonat an. Ein Musterhaushalt (5.000 kWh) zahlte im Schnitt 1.996 Euro jährlich für Strom. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 39,9 ct. pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1.529 Euro – ein Plus von rund 31 Prozent.

– Für August, September und Oktober haben Grundversorger in 187 Fällen Erhöhungen angekündigt. Betroffen von den Preiserhöhungen sind rund 3,6 Millionen Haushalte. Im September betragen die Erhöhungen im Schnitt 47 Prozent.

– Obwohl Stromgrundversorger bereits im Spätjahr und Winter 2021 in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht hatten, wurden seit dem 1. März 2022 in weiteren 928 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 21,2 Prozent und betreffen rund 8,9 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 353 Euro pro Jahr.