Agri-Photovoltaik: Chance für die Landwirtschaft und Energiewende in Chile

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Chile ist eines der Länder, die am stärksten vom Klimawandel betroffen sind. Dürren und deutlich veränderte Niederschlagsmuster sind einige der Auswirkungen, mit denen der Landwirtschaftssektor zu kämpfen hat. Nach Angaben des Nationalen Instituts für Statistik ist die chilenische Weizenproduktion in den letzten 20 Jahren von 400.000 Hektar auf rund 200.000 Hektar zurückgegangen.

In diesem Kontext organisierte die Energiepartnerschaft Chile-Alemania der GIZ (im Auftrag des BMWK) im Januar gemeinsam mit dem Fraunhofer-Forschungszentrum in Chile ein Webinar mit mehr als 150 Teilnehmer:innen.

Die Agri-Photovoltaik (oder Agri-PV) integriert PV-Anlagen in die landwirtschaftliche Produktion, um auf derselben Fläche die landwirtschaftliche Nutzung und saubere Energieerzeugung vorteilhaft miteinander zu kombinieren. Die in Chile bisher nur in Pilotprojekten genutzte Technologie kann die Landnutzungseffizienz erhöhen und ermöglicht weitere positive Synergieeffekte wie z. B. die Schattenspende für empfindliche Kulturen und eine verbesserte Wassernutzungseffizienz.

Daina Neddemeyer, Projektleiterin der Energiepartnerschaft in Santiago, eröffnete mit einer Analyse der globalen Herausforderungen. Angesichts der fortschreitenden Auswirkungen des Klimawandels, des Anstiegs der Weltbevölkerung und des Nahrungsmittelbedarfs stellt die integrierte Landnutzung eine der Lösungen dar.

Federico Bernardelli vom Büro für internationale Beziehungen des Energieministeriums wies darauf hin, dass chilenischen Exporte durch Agri-PV ein grünes Gütesiegel erhalten können, das sie auf dem Markt attraktiver macht. Jaime Giacomozzi vom chilenischen Landwirtschaftsministeriums erklärte, dass integrierte PV-Projekte Initiativen im Rahmen der sektoralen Klimagesetzgebung behandelt werden. Dabei ist die Transformation zu nachhaltigen Produktionssystemen einer der vorrangigen Ansätze für landwirtschaftliche Regionen in Chile.

In Chile gibt es derzeit drei Pilotprojekte mit Agri-PV-Technologie in Lampa, Curacaví und El Monte, die vom Fraunhofer Institut in Chile beraten wurden. Nach Angaben von David Jung, Experte bei Fraunhofer Research Chile, zeigen die Ergebnisse eine um 29 % feuchtere Oberfläche aufgrund der Auswirkungen des Teilschattens. Marco Aguilar, Landwirt beim Pilotprojekts in Lampa, wies ebenfalls darauf hin, dass „durch den Halbschatten die Feuchtigkeit erhalten bleibt und die Pflanzen nicht so stark unter Stress leiden“. Er erklärte auch, dass er dank der Paneele eine Senkung seiner Stromrechnung verzeichnen konnte.

Tobias Winter, GIZ-Experte in Indien und Leiter des Deutsch-Indischen Energieforums (IGEF), präsentierte Beispiele in Europa und Indien, wo das Potenzial von Agro-PV erkannt und in die Praxis umgesetzt wird. Die indische Energiepartnerschaft setzt ebenfalls auf die Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer ISE. Winter betonte auch praktische Herausforderungen: so sei es wichtig, die Höhe von PV-Anlagen richtig zu berechnen, damit sie die Erntemaschinen nicht behindern.

Im Falle Chiles müssen noch einige Hindernisse überwunden werden um mittelfristig auch Projekte größeren Umfangs zu ermöglichen. Es bedarf  einer klareren Gesetzgebung, mehr angewandter Forschung und einem breiteren Verständnis der Rentabilität dieser Projekte. Deutsche Erfahrung bei der Technologie und Projektentwicklung trifft hier auf ein Interesse im öffentlichen Sektor und auch, wie sich im Webinar herausstellte, bei vielen Landwirten.

Weitere Veranstaltungen zu Floating-PV und integrierten Systemen folgen ab April. Interessierte können sich an einem virtuellen Runden Tisch vernetzen. Die Aufzeichnung der Veranstaltung ist auf dieser Seite verfügbar.

Die Energiepartnerschaft Chile-Alemania startete offiziell im April 2019 mit einem Kooperationsabkommen zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und dem chilenische Energieministerium (MEN). Deutschland unterhält mit mehr als 25 Ländern weltweit diese Form des hochrangigen bilateralen Austauschs. Das Ziel dieser Partnerschaften ist die Förderung einer nachhaltigen Energiewende. Die Partnerschaft zwischen Chile und Deutschland hat ein hauptamtliches Sekretariat in Santiago de Chile, das von der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) als Projektträger geführt wird.