Speicherthema gelöst! Solarspitze, Minuspreise und Redispatch verschwunden!

Batteriespeicher, Ausstellung, Container, Kran, KI-generiertes Bild (ChatGPT)

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Die Menge an in Deutschland vorhandenen Stromspeichern wird nun sehr schnell wachsen. Bis 2029/30 werden wir 387 bis 826 (maximal 1114) Gigawattstunden im System haben, von heute ca. 75,6 (maximal 180) Gigawattstunden.

Damit entsteht eine vollkommen veränderte Landschaft im Bereich der Elektrizitätswirtschaft. Das Speichern von Strom wird das neue Normal sein und unter anderem einen völlig andern Strommarkt bilden. Die heutigen Themen von „Solarspitze“ lösen sich völlig auf, der Strom wird ganz normal nachts verbraucht werden.

Sonne nachts, Wind in der Flaute, noch mehr Stabilität und vor allem fast keine Minuspreise oder Kosten für Redispatch mehr.

Wie soll denn das gehen? Wo doch die Netzbetreiber mit den ganzen Anfragen überfordert sind. Und auch die Elektroautos sich nicht so gut verkaufen wie erhofft.

Und dennoch passiert bereits Gewaltiges und wird sich weiter beschleunigen. In meinen fast 34 Jahren als Solar-Unternehmer habe ich diese Situation nun schon mehrfach erlebt: Wir alle rennen, machen Angebote, machen Netzanfragen, fragen nach, fragen wieder nach und fragen noch einmal nach. Mühselig passiert dann etwas und eine Netzzusage für eine Solaranlage oder einen Speicher kommt. Weil dies gleichzeitig tausende tun, sehen wir alle den Wald vor lauter Bäumen kaum. Weil auch niemand anders diesen brutalen Vorteil der dezentralen Energieversorgung korrekt nachverfolgt, haben alle zunächst den Eindruck, dass ganz viel gesprochen und gemacht wird, aber am Ende nichts passiert. Bis dann, wie schon oft in der Photovoltaik gesehen, die Zahlen für die installierte Leistung plötzlich nach oben schnellen. Es ist der gleiche Effekt, den wir immer wieder spüren, wenn plötzlich Speicher, Solarmodule oder andere Bauteile vergriffen scheinen und man erwartet, dass wenig passiert. Und sich am Ende alle wundern, wieso man in Deutschland plötzlich über 15 Gigawatt pro Jahr an Photovoltaik installieren konnte. Dann wird klar, warum das Material zeitweilig vollkommen vergriffen war. Es wurde schlichtweg einfach eingebaut von einem der tausenden von Kollegen.

Und plötzlich liest man das: Allein der Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50 Hertz hat 12 Gigawatt an Speicheranschlüssen bis 2029 zugesagt und geht davon aus, dass diese aufgrund der Vorleistungen der Anbieter in Millionenhöhe auch umgesetzt werden. Was dann schnell 36 bis 48 Gigawattstunden an zusätzlicher Kapazität wären – wohlgemerkt bei nur einem von vier ÜNB, und „zugesagt“, nicht nur „angefragt“!

Was Sie nun möglicherweise überraschen wird: Insgesamt sind wir derzeit schon bei rund 75,6 (maximal 180) Gigawattstunden an Stromspeicherkapazität:

  • 40 Gigawattstunden Pumpspeicher;
  • 24 Gigawattstunden in 2.093.000 dezentralen Batteriespeichern;
  • 11,6 Gigawattstunden in 3,1 Millionen Pkw (Elektro- und Plugin-Hybridfahrzeugen, 10 Prozent von 116 Gigawattstunden in den Batterien als nutzbar angesetzt).

Ich bin davon überzeugt, dass wir bis 2029/30 Pump- und vor allem natürlich Batteriespeicher mit 387 bis 826 (1.114 inklusive aller Pkw-Batterien) Gigawattstunden im deutschen System haben werden. Im Einzelnen:

1. Großspeicher im Übertragungsnetz

Noch einmal zurück zu der schon genannten Meldung zu 50 Hertz, wonach bis 2029 bereits 12 Gigawatt Leistung und 36 bis 48 Gigawattstunden Kapazität (in 3- bis 4-Stunden-Speichern) zu erwarten sind: Tun wir einmal so, als ob ähnliche Größenordnungen bei den anderen drei ÜNB Amprion, Tennet und Transnet BW umgesetzt werden und setzen hier 24 bis 36 Gigawatt und somit 72 bis 144 Gigawattstunden an.

Die Summe der Großspeicher bei den ÜNB beliefe sich dann auf 36 bis 48 Gigawatt Leistung und 108 bis 192 Gigawattstunden Kapazität.

2. Großspeicher in den Verteilnetzen

Dieser Bereich ist viel breiter und die Datenlage auch zu den Anfragen ist sehr ungenau – es ist von vielen hundert Gigawatt auszugehen. Zu den bisher vorliegenden Zusagen wissen wir fast nichts und quasi alle Verteilnetzbetreiber (VNB) sind auf der Suche nach dem richtigen Umgang mit tausenden von Anfrage. Neben „Stand alone“ für verschiedenste Aufgaben sind im Bereich der VNB auch die Grünstromspeicher konzentriert.

Schätzen wir erst einmal, was im Bereich der Photovoltaik-Freiflächenanlagen und bei Windkraft an Land nachgerüstet beziehungsweise ausgerüstet werden könnte:

Der Bestand an Windkraft-Netzanschlüssen beträgt circa 65 Gigawatt und der Bestand bei Freiflächen-Photovoltaik circa 35 Gigawatt – zusammen also rund 100 Gigawatt.

Werden bis 2030 an 10 bis 40 Prozent der Anschlüsse jeweils 4-Stunden-Speicher nachgerüstet, so kommen 10 Gigawatt/40 Gigawattstunden bis 40 Gigawatt/160 Gigawattstunden zusammen.

An Stand-alone kann in den Verteilnetzen in der Zeit bis 2030 sicher zudem mindestens die gleiche Zahl wie bei den ÜNB entstehen.

Die Summe der Großspeicher bei den VNB beliefe sich somit auf 46 bis 88 Gigawatt Leistung und 148 bis 352 Gigawattstunden Kapazität.

3. Segment Gewerbe und Industrie (C&I)

Im Segment von 40 bis 1000 Kilowatt Leistung sind im Jahr 2025 bis Ende August insgesamt 94 Megawatt Leistung mit 150 Megawattstunden Kapazität installiert worden. In diesem Segment bestand (und besteht) vielfach Unsicherheit darüber, ob sich Speicher-Businesspläne wirklich lohnen. Es kommt hinzu, dass sich in diesem Bereich schon Netzanschlussausbauten für den reinen Bezug von Strom oftmals schwer gestalten und es einen gewaltigen Anfragestau bei den VNB gibt.

Auch im C&I-Segment wird sich das Leistungs-/Kapazitätsverhältnis in Richtung Mehrere-Stunden-Speicher entwickeln, insgesamt aber gibt es für die weitere Entwicklung eine große Bandbreite. Pessimistisch könnten hier bei einer Entwicklung zu 4-Stunden-Speichern im Mittel bis 2030 durchaus nur 2 Gigawatt/8 Gigawattstunden entstehen, optimistisch aber auch weit mehr: 20 Gigawatt/80 Gigawattstunden, wenn die vielen Vorplanungen umgesetzt werden – wofür einiges spricht.

Die Summe der Speicher im C&I-Segment läge somit bei 2 bis 20 Gigawatt Leistung und 8 bis 80 Gigawattstunden Kapazität.

4. Private Haushalte (inklusive Steckerspeicher)

2025 waren bis zum 5. September rund 360.000 Systeme bis 40 Kilowatt errichtet worden, grob vereinfacht also rund 40.000 pro Monat. Durch Ungenauigkeiten bei der Registrierung sind die Kapazitäten und Leistungen nicht exakt einzugrenzen – der Trend ist aber klar: Die Kapazität pro System wächst schnell, vor allem bei den Steckerspeichern. Hier gibt es zudem vermutlich eine hohe Dunkelziffer bei den Registrierungen.

Rechnen wir mal mit 480.000 bis 800.000 System inklusive Dunkelziffer für die nächsten fünf Jahre bis 2030.

Der niedrige Ansatz zur durchschnittlichen Leistung und Kapazität wären 5 Kilowatt/10 Kilowattstunden, was dann zu 2,4 bis 4 Gigawatt und 4,8 bis – 8 Gigawattstunden pro Jahr führen würde.

Ein hoher Ansatz wären 5 Kilowatt/20 Kilowattstunden, also 2,4 bis 4 Gigawatt Leistung und 9,6 bis 16 Gigawattstunden Kapazität pro Jahr.

In Summe würden private Haushalte also 12 bis 20 Gigawatt Leistung und 24 bis 80 Gigawattstunden Kapazität stellen.

Eine Anmerkung zum Stecker-Solar-Segment beziehungsweise den Steckerspeichern: Waren es lange Zeit vor allem die Solarmodule an Balkon, die sichtbar von den hohen in diesem Segment verbauten Stückzahlen kündigten, sehen wir hier nun langsam anhand der bei der Bundesnetzagentur registrierten Zahlen, was sich auch im Bereich der Steckerspeicher tut. So sind es nun zehntausende von Anlagen, die jeden Monat neu installiert werden. Und aus Speichern mit anfänglich einigen Hundert Wattstunden sind nun oft schon 2,5 oder 5 Kilowattstunden oder auch schnell mal 10 Kilowattstunden geworden. Die Software dieser Speicher ist erstaunlich schnell sehr kundenfreundlich für verschiedene Anwendungsfälle geworden. Zudem offerieren viele der Geräte nun auch eine Ersatzstromversorgung per Steckdose, die schnell 2 Kilowatt umfasst. Vor allem aber sind sie im Preis derartig gefallen, dass auf der Messe Intersolar berichtet wurde, ein großer Anbieter allein habe in Deutschland 140.000 Stück im ersten Quartal verkauft. Diese Stückzahlen sehen wir nicht vollständig in den Registrierungen.

5. „Rollende Speicher“

Fahrzeuge werden scherzhaft oft als „Standzeuge“ bezeichnet und in der Tat sprechen manche Studien davon, dass die rund 50 Millionen Pkw in Deutschland im Mittel 23 Stunden pro Tag irgendwo geparkt sind. Perfekte Voraussetzungen, um ihre sehr großen „eh schon da“-Speicher auch im Gesamtsystem aktiv zu nutzen, und bis 2030 wird bidirektionales Laden massiv wachsen. Selbst wenn es das nicht tut, wirken die hohen Batteriekapazitäten auf das System und jeden Tag kommen über 1.000 Stück dazu. 2025 ist der Markt deutlich gewachsen und bereits bis Ende August wurden rund 300.000 reine Elektrofahrzeuge verkauft.

Wir sind derzeit bei 2 Millionen reinen Elektroautos mit einem geschätzten Batterievolumen von 50 Kilowattstunden je Auto schon bei beeindruckenden 100 Gigawattstunden angekommen, also dem rund 2,5-fachen der Pumpspeicher. Bei 11 Kilowatt AC-Ladeleistung sind das 22 Gigawatt an kumulierter Ladeleistung.

Die rund 1,1 Millionen Plug-In-Hybride haben deutlich kleinere Batterien und auch ein anderes Lade-/Nutzungsverhalten als reine Elektrofahrzeuge. Ich rechne mit 15 Kilowattstunden pro Fahrzeug als Kapazität und komme hier auf 16 Gigawattstunden. Bei 8 Kilowatt AC-Ladeleistung ergibt sich eine kumulierte Ladeleistung von 8,8 Gigawatt.

In Summe haben wir einen Bestand an „rollenden Speichern“ mit 30,8 Gigawatt/116 Gigawattstunden. Hiervon dürften derzeit maximal 10 Prozent im System verfügbar sein, und das auch eher auf der passiven Ladeseite, 3,1 Gigawatt/11,6 Gigawattstunden.

Wenn bis 2030 pro Jahr zwischen 400.000 und 800.000 reine Elektrofahrzeuge und 200.000 bis 400.000 Plug-In-Hybride mit unveränderten Batteriegrößen und einer angenommen Ladeleistung von 11 beziehungsweise 8 Kilowatt hinzukommen, wären das insgesamt 30 bis 60 Gigawatt und 115 bis 230 Gigawattstunden. Da auch in Zukunft wohl immer nur ein Teil der Kapazität im System verfügbar ist, nehme ich hiervon 20 Prozent, also: 6 bis 12 Gigawatt und 23 bis 46 Gigawattstunden.

Wobei allerdings die maximalen Ladeleistungen der Fahrzeuge deutlich darüber liegen, da DC-Schnellladen nun mit bis zu 400 Kilowatt pro Fahrzeug möglich ist – was im Netz spürbar ist und direkt an der Ladeinfrastruktur für weitere Batteriespeicher zum Puffern der Leistungsspitzen sorgt.

Da die sehr hohen „rollenden“ Speicherkapazitäten mit den x- Millionen kommenden E-Fahrzeugen eh da sind, werden sich mannigfaltige Geschäftsmodelle schnell weiterentwickeln, um diese Kapazitäten der „Stehzeuge“ auch in der Standzeit für das Energiesystem zu nutzen. Was sehr lukrativ für die Fahrzeugbesitzer sein und damit in Schritten massenhaft das „neue Normal“ wird. Über die Pkw hinaus werden elektrische Lkw, Busse, Züge, mit XXL-Batterien und Ladeströmen das System ebenfalls neu definieren, zum Wohl aller.

Einmal mehr: Willkommen in der neuen Energiewelt!

Wie gestalten wir das weiter? Antworten und Inspiration wie immer auf dem Forum Solar Plus vom 18.- 19. November 2025 in Berlin zum 25. Jubiläum.

— Der Autor Karl-Heinz Remmers ist seit 1992 als Solarunternehmer tätig. Zu Beginn mit der Planung und Montage von Solaranlagen sowie der Produktion von Solarthermie-Kollektoren. Seit 1996 dann parallel unter dem Namen Solarpraxis mit eigenen Fachartikeln, Buch- und Zeitschriftenverlag und dem bis heute aktivem Solarpraxis Engineering. Zu den erfolgreichen Gründungen zählen auch die nun von namhaften Partnern gemachte pv magazine Group und die Konferenzserie „Forum Solar Plus“. Neben Solarpraxis Engineering sind heute Entwicklung, Planung, Errichtung und Betrieb von Solaranlagen als „IPP“ im Fokus der Aktivität. Zudem betreibt er aktive politische Arbeit im Rahmen des Bundesverbandes Neue Energiewirtschaft (bne). Mehr hier: https://www.remmers.solar/ueber-mich/

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