Am 1. April 2000 trat das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Kraft. Was damals wie ein mutiger Eingriff in den Energiemarkt wirkte, war rückblickend der systemische Startschuss für eine der erfolgreichsten wirtschaftlichen und technologischen Transformationen in Deutschland. Für uns bei Saxovent war es sogar mehr: Ohne das EEG gäbe es unser Unternehmen in dieser Form vermutlich nicht. Als Projektentwickler, Betreiber und Investor der ersten Stunde profitierten wir unmittelbar vom gesetzlich garantierten Netzanschluss und der klar geregelten Einspeisevergütung. Das EEG hat damals überhaupt erst möglich gemacht, dass private Akteure wie wir neben den etablierten Energieversorgern am Markt auftreten und uns in der Folge auch behaupten konnten.
Heute, 25 Jahre später, steht das EEG an einem Wendepunkt. Nicht, weil es versagt hätte – sondern weil es seinen Job im Grunde erfüllt hat. Der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch liegt bei fast 60 Prozent, Windkraft und Photovoltaik sind zentrale Säulen unserer Stromversorgung. Was mit idealistischen Bürgerprojekten und einzelnen Enthusiasten begann, ist heute eine hochprofessionelle Industrie. Aber genau deshalb, wegen dieser äußerst erfolgreichen Entwicklung, braucht es jetzt einen neuen systemischen Impuls – keinen Rückfall in Subventionslogik, sondern eine mutige Weiterentwicklung auf dem bereits Erreichten.
Vom Monopol zur Vielfalt – das EEG als Ermöglichungsgesetz
In den 1990er-Jahren dominierten große Versorger ein Oligopol aus Netzen und Kraftwerken, den deutschen Energiemarkt. Dass sich dieses System überhaupt öffnen ließ, war ein politischer Kraftakt auf vielen Ebenen – mit weitreichenden Folgen und nicht alle Folgen konnten zum damaligen Zeitpunkt vorausgesehen werden. Das Unbundling, also die Trennung von Netzbetrieb und Stromerzeugung, und das Anschlussrecht für erneuerbare Projekte waren die zentralen Weichenstellungen. Diese Hebel gaben uns als „kleinen“ und „jungen“ Projektentwicklern erstmals die Möglichkeit, wettbewerbsfähig und auf Augenhöhe zu agieren.
Doch der Rückblick sollte nicht verklären: Der Weg war hart und von vielen Auseinandersetzungen geprägt. Genehmigungen dauerten, Netzanfragen wurden verschleppt, und die Schaffung von Planungsrecht auf Bundes- und Landesebene nahm sehr lange Zeiträume in Anspruch. In der Gesellschaft war das Thema Energiewende weit weniger etabliert und die betroffenen ländlichen Regionen, Anwohner und Gemeinden waren eher zurückhaltend bis ablehnend. Saxovent und viele andere Unternehmen entstanden aus einer ökologischen Bewegung heraus – getrieben von der Frage: Wie wollen wir unsere Energiezukunft gestalten und wie können wir unsere Energieversorgung auf Nachhaltigkeit umbauen? Das EEG gab uns die Werkzeuge und Mittel an die Hand, diese Zukunft praktisch umzusetzen und zu gestalten.
Heute: Zwischen Marktintegration und Systemblockaden
Die aktuellen Herausforderungen sind grundlegend andere – und sie sind komplexer. Der Markt ist differenzierter, die Techniken sind ausgereift, und dennoch kämpfen wir mit einer ganzen Reihe struktureller Probleme: fehlender und schleppender Netzausbau, überbürokratisierte Genehmigungsverfahren und unterschiedliches Genehmigungsrecht in den einzelnen Bundesländern, ineffiziente Speicherintegration, unklare Zuständigkeiten. Vieles davon sind keine technischen Probleme, diese lassen sich in aller Regel zügig lösen, wie die Vergangenheit eindrucksvoll beweist. Sondern es ist eher ein systemisches Versäumnis – zu lange politische Diskussionen, um zu notwendigen Anpassungen zu gelangen und ein zu großes Bestreben der Politik den Einzelfall zu regeln und nicht das Gesamtbild im Fokus zu behalten.
Was heute fehlt, ist eine konsequente Weiterentwicklung der ursprünglichen Idee: Das EEG sollte nicht dauerhaft subventionieren, sondern Märkte eröffnen und ermöglichen. Stattdessen erleben wir einen Zuwachs an Komplexität und Regelungsdichte ohne funktionierende Schnittstellen zu schaffen. Wind und Solar sind längst ausgereifte und langlebige Technologien, Speichertechnologien, Smart Grids sowie Smart Meter stehen bereit und Lastmanagementsysteme sind erprobt – aber in der Realität verhindert Fragmentierung die Umsetzung und den Einsatz neuer Techniken. Wir neigen vielfach dazu die Innovation als Risko zu betrachten, statt die Chance darin zu erkennen. Die Konsequenz: Ein hoher Strompreis für alle – sowohl Verbraucher als auch Industrie -, geringe Planungssicherheit sowie mangelnde Innovationskraft und schwindende Akzeptanz in der Bevölkerung.
Akzeptanz schaffen heißt: Teilhabe ermöglichen und Preise senken
Wer sich ernsthaft mit Energiewende beschäftigt, kommt an der Akzeptanzfrage, egal ob bei Industrie oder Verbrauchern, nicht vorbei. Kein Mensch wünscht sich eine Windkraftanlage direkt hinterm Gartenzaun – und doch brauchen wir diese Anlagen. Hier fallen städtische und ländliche Bevölkerung buchstäblich auseinander. Die „städtische“ Gruppe möchte nachweislich gerne grünen Strom zu günstigen Preisen und ist durch die Anlagen im Umfeld nicht belastet. Die „ländliche“ Gruppe ist durch die Anlagen im direkten Wohnumfeld betroffen, profitiert aber nicht durch die langfristige Senkung der Strompreise. Die Antwort kann nur langfristig und nachhaltig darin liegen, dass sowohl die städtischen als auch ländlichen Verbraucher von günstigen „grünen“ Strompreisen profitieren. Bisher wurde das Versprechen, dass der Umbau des Energiesystems zu einer sicheren und preisgünstigen Energieversorgung für alle führt, nicht eingelöst. Darüber können auch durchaus wertvolle Ansätze regionaler Teilhabe wie: finanzielle Beteiligung der betroffenen Gemeinden, günstiger Strom vor Ort und die Stärkung der kommunalen Infrastruktur, nicht hinwegtäuschen.
Aber auch wirtschaftlich müssen wir ehrlicher werden: Deutschland hat im internationalen Vergleich extrem hohe Strompreise. Das liegt nicht zuletzt an einem System, das an vielen Stellen auf Dauer-Subventionierung auf allen Ebenen statt auf Marktintegration setzt. Wenn wir ernsthaft wollen, dass die Energiewende in der Breite funktioniert und positiv ankommt, dann müssen wir Erzeugung, Speicherung und Verbrauch besser verzahnen – technologisch, regulatorisch und wirtschaftlich.
Was jetzt folgen muss: Vom EEG zur Energie-Gesamtsystemlogik
Das EEG war nie als Endpunkt gedacht – sondern als Initial- und Übergangsmechanismus. Und genau so müssen wir es jetzt auch behandeln: Als einen erfolgreichen Impuls, der nun abgelöst werden muss durch ein ganzheitliches Design des Energiemarktes. Dazu gehört:
- Die Digitalisierung von Genehmigungs- und Netzprozessen, damit Projekte schneller genehmigt und realisiert werden können.
- Ein regulatorischer Rahmen, der die Gesamtheit des Energiesystems im Fokus hat und nicht die einzelfallspezifische Lösung.
- Ein energiewirtschaftlicher Ansatz, der die jeweils beste und sinnvollste Technologie für ein Projekt präferiert und nicht die „beste“ Kombination unterschiedlicher Subventionen.
- Die umfassende Reform der Ausschreibungslogik und des damit einhergehenden Marktdesigns. Hier müssen wir nicht alles selbst „erfinden“, sondern können gute und sinnvolle Lösungen aus dem Ausland übernehmen und weiterentwickeln.
- Ein realistisch kalkuliertes und ausgestaltetes Strommarktdesign, das Investitionen in Netze, Erzeugung und Speicher auch ohne Dauersubvention für alle Marktteilnehmer sinnvoll erscheinen lässt und die entsprechenden Investitionen tragfähig und planbar macht.
Wir brauchen ein EEG 2.0 – nicht im Sinne einer Fortführung und Zementierung alter Strukturen, sondern als Transformationsrahmen für ein intelligentes, vernetztes und resilientes Energiesystem.
Die Zukunft liegt nicht in der Vergangenheit – sondern im Mut zum Umbau
Die große Stärke des EEG war seine Klarheit (diese ist über die Jahre durch eine Vielzahl von Novellierungen etwas verloren gegangen): Es hat einfache Regeln geschaffen, wo zuvor komplexe Barrieren standen. Jetzt müssen wir diese Klarheit wieder aufbringen – und das Energiesystem als Ganzes denken. Technologie ist nicht das Problem, es ist alles vorhanden, was wir benötigen, um erfolgreich zu sein. Planung, Integration und Steuerung sind die Baustellen und ein klarer, verlässlicher und zukunftsfähiger politischer Rahmen.
Wir werden auch künftig als unabhängige Entwickler unseren Beitrag leisten – mit Projekten, die regenerativ, nachhaltig und wirtschaftlich sind. Aber dafür braucht es verlässliche und belastbare Rahmenbedingungen und ein gemeinsames Verständnis von Energie als öffentlichem Gut. Die Energiewende ist keine technische Herausforderung mehr. Sie ist ein Strukturprojekt. Und wir stehen erst am Anfang.
— Der Autor Thorsten Freise ist COO der Saxovent Smart Eco Investments GmbH und Geschäftsführer der Saxovent Renewables GmbH. Saxovent ist ein unabhängiges, inhabergeführtes Berliner Beteiligungsunternehmen mit über 25 Jahren Erfahrung in der Entwicklung nachhaltiger Infrastruktur und CO₂-vermeidender Technologien. Die Tochtergesellschaft Saxovent Renewables deckt die komplette Wertschöpfungskette der erneuerbaren Energie ab. —
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Bitte, bringe nur 10% (mal abgesehen vom deutschen EEG) von dem Inhalt dieses Artikels in die Köpfe der norwegischen PV Branche inkl Politik.
Das wäre ein Quantensprung.
Ist der Strom in Norwegen nicht im Durchschnitt sehr günstig? Wofür dann PV (u.a. mit Blick auf die solare Leistung der Sonne da oben)?
@Martin R.
„Ist der Strom in Norwegen nicht im Durchschnitt sehr günstig?“
für heute, 13.08.25 / speziell NO1/2 (+ MwSt [25%] + Netzgebühren)
https://data.nordpoolgroup.com/auction/day-ahead/prices?deliveryDate=2025-08-13¤cy=EUR&aggregation=DeliveryPeriod&deliveryAreas=NO1,NO2,NO3,NO4,NO5
im Jahresschnitt NO1/2 -> ca 10 – 12 ct/kWh.
Verbrauch laut Statistik (Ø) 20 MWh/ Jahr.
„Wofür dann PV (u.a. mit Blick auf die solare Leistung der Sonne da oben)?“
ich war auf den Lofoten zum Fischen im Juli, Nachts um 1:00 Uhr bei schönsten Sonnenschein.
Ok, von November bis Januar hilft PV sogar hier bei mir im Süden (Raum Oslo) nicht viel bis nichts.
Wenn man das aber richtig macht, funktioniert das alles fast genauso, wie in Norddeutschland und könnte von den 20 MWh Verbrauch einiges „abknappern“
Wenn man natürlich „ein Haus baut, ohne Fundament und Dach“ und komplett kritikresistent ist, muss man sich nicht wundern über meine obige Bitte.
Norwegen hat billige, zuverlässige Wasserkraft und billiges Gas. Das erste ist sehr schön, das zweite ist nicht schön, aber praktisch. Außerdem hat das Land bei fast der gleichen Fläche nur 1/15 der Einwohner. Da ist Platz für Windenergie- und PV-Anlagen, ohne dass sich irgendwelche Anwohner daran stören müssen. Und schließlich erbringt Norwegen Speicherdienstleistungen für Nachbarländer. Auch Deutschland ist über eine 2GW-Leitung angeschlossen. Wenn das richtig organisiert ist, führen die Einnahmen daraus nicht zu einem zusätzlichen Gewinn für die Stromversorger und deren Kapitalgeber, sondern zu Preissenkungen für die Verbraucher.
Deutschland ist zwar mit regelmäßigeren Erträgen von der PV gesegnet, aber das war’s schon. Ansonsten fehlen uns die Möglichkeiten für ausreichend Wasserspeicher, und die Besiedelungsdichte ist 16mal höher, was dazu führte, dass die 10h-Regel in Bayern fast keinen Platz für Windräder ließ. Das billige Gas mussten wir aus Russland importieren, was uns jetzt auf die Füße gefallen ist. Norwegen kann das wegen begrenzter Reserven und Kapazitäten nicht ersetzen, und das wäre auf Dauer auch gar nicht erwünscht. Also: Kleine Bevölkerung auf großer Fläche macht alles viel einfacher. Ähnlich ist das bei Uruguay, und sogar die Schweiz und Österreich haben es mit ihren Alpen leichter.
@JCW,
um mal einige Sachen richtig einzuordnen:
„Auch Deutschland ist über eine 2GW-Leitung angeschlossen.“
Richtig ist 1,4 GW NordLink, NorGer liegt auf Eis.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/NordLink
„Wenn das richtig organisiert ist, führen die Einnahmen daraus nicht zu einem zusätzlichen Gewinn für die Stromversorger und deren Kapitalgeber, sondern zu Preissenkungen für die Verbraucher.“
Dies scheint nachweislich nicht zu funktionieren.
„Norwegen hat billige, zuverlässige Wasserkraft … Das …ist sehr schön, …“
ca 98% wird hier Strom durch Wk erzeugt, kann aber nur zu ca 50% genutzt werden, da es an Übertragungsmöglichkeiten fehlt.
(im Norden ersaufen die Norweger im wahrsten Sinne des Wortes/ siehe auch NO3/ NO4. In NO1 NO2 und [NO5] kriecht man auf dem Zahnfleisch)
https://data.nordpoolgroup.com/auction/day-ahead/prices?deliveryDate=2025-08-14¤cy=EUR&aggregation=DeliveryPeriod&deliveryAreas=NO1,NO2,NO3,NO4,NO5
„Außerdem hat das Land bei fast der gleichen Fläche nur 1/15 der Einwohner. Da ist Platz für Windenergie- und PV-Anlagen, ohne dass sich irgendwelche Anwohner daran stören müssen.“
Bei Wind gibt es massiven Widerstand wegen total falscher Kommunikation. Hinzu kommt, das die Bevölkerung wahrscheinlich zu viel BILD Zeitung lesen.
Bei Thema Solarparks (bis jetzt 3 Anlagen mit zusammen 12 MW am Netz) nimmt auch der Widerstand zu. Selbiger Grund.
Zu dem „Rest“ PV:
kann ich kurz machen:
wegen Inkompetenz geschlossen.
Das fängt ganz oben (Politik) an und setzt sich bis ganz unten (Installateure) fort.
(man hat es in 12 Jahren auf immerhin 0,8 GW geschafft und will bis 2030 mindestens 8 GW am Netz haben)
Rest habe ich oben beschrieben.
Kompetenz wird gnadenlos weg gebissen.
Schön, daß ich helfen konnte 😎
@JCW,
Nachtrag:
Hier in N redet man ganz groß von Kernkraft…
Norwegen hat da die meiste Erfahrung Weltweit!
(die IEAE in Wien bekommt einen Herzkasperl…)
🥴
Uwe, wozu sollten die Norweger mit der Erzeugung von PV, WKA “ Flatterstrom“ ihr E-Netz destabilisieren, da sie zuverlässige Stromversorgung durch Wasserkraft haben.
Die Abschaltung der AKWS und hocheffizienter WKW wie Moorburg aus ideologischen Gründen hat mir als Verbraucher teuren Strom gebracht. Das Klima haben wir auch nicht gerettet.
@JCW,
hier kannst Du lesen, was polemische Unschärfe ist.
„Herbert Bruderreck
14. August 2025 um 15:58 Uhr
Uwe, wozu sollten die Norweger mit der Erzeugung von PV, WKA “ Flatterstrom“ ihr E-Netz destabilisieren, da sie zuverlässige Stromversorgung durch Wasserkraft haben.
Die Abschaltung der AKWS und hocheffizienter WKW wie Moorburg aus ideologischen Gründen hat mir als Verbraucher teuren Strom gebracht. Das Klima haben wir auch nicht gerettet.“
„Bisher wurde das Versprechen, dass der Umbau des Energiesystems zu einer sicheren und preisgünstigen Energieversorgung für alle führt, nicht eingelöst.“
Dieser Satz ist ein Hohn. Jeder der rechnen kann, weiß, dass es sehr schwierig wird, die fossilen Energieträger im Preis zu unterbieten. Insbesondere Gas bringt den Förderländern hohe Windfall-Profits. Wenn die Erneuerbaren drohen, die Fossilen im Preis zu unterbieten, dann senken die einfach den Preis. Das schmerzt sie zwar, aber die Gewinne, die sie damit machen, reichen noch für viele Preissenkungen. Die Entwicklung der Erneuerbaren hat bestenfalls dazu geführt, dass wir weniger erpressbar sind. Besser stünden die Erneuerbaren da, wenn den Fossilen ihre Folgekosten angerechnet würden. Dann würden die Energiekosten aber nicht sinken, sondern steigen. Wer also versprochen hat, dass die Erneuerbaren billiger werden als das Fossilsystem, der hat den Energiemarkt nicht verstanden. Und wer es geglaubt hat, der glaubt auch an den Weihnachtsmann.
Im Übrigen glänzt dieser Beitrag durch Feststellungen, was man nicht machen sollte („Das EEG sollte nicht dauerhaft subventionieren,…“), aber es fehlt ein positives Konzept, wie man den Markt, der bisher auf die Erzeugungscharateristik der fossil-nuklearen Kraftwerke angepasst ist (an der Börse werden base-load und peak-load Kontrakte gehandelt, also die Stromerzeugung von Braunkohle- und Gaskraftwerken), so umgestaltet, dass er zu den Erneuerbaren passt. Die Alten tun so, als ob es gar nicht anders ginge, und lachen sich dabei ins Fäustchen, dass es für die Erneuerbaren sehr schwierig ist, Produkte wie base-load und peak-load mit Hilfe von Speichern zu simulieren.
Andersrum würde ein Schuh draus: Es müssten an der Börse die Produkte „PV-Strom“ und „Windstrom“ gehandelt werden, mit genau der erwartbaren Produktion, die sie bieten. Den momentanen Ausgleich von Angebot und Nachfrage müssten dann die Netzbetreiber übernehmen, so wie sie das auch heute schon in Form von Regelenergie, beispielsweise aus Pumpspeicherkraftwerken, auf die ganz kurze Distanz übernehmen. Es spräche aber überhaupt nichts dagegen, dass sie noch zusätzliche Speicherkapazitäten ausschreiben, mit deren Hilfe sie dann auch den langfristigen Ausgleich bewerkstelligen können.
Dieses ganze Geschwurbel von Smart-Meter-Ausbau etc. kann man sich sparen. Die meisten heutigen Verbraucher sind nicht flexibel, was man an den gewaltigen Ausschlägen an der Börse sieht. Allenfalls einen Teil der neu hinzukommenden Verbraucher (Wärmepumpen und E-Autos) könnten etwas flexibel sein. Aber auch da ist den Verbrauchern das Hemd näher als der Rock: Wenn sie es warm haben wollen, oder wegfahren müssen, dann wird der Strom gezogen, koste es was es wolle. Kostet es zu viel, dann möchte ich die Schlagzeilen in der BLÖD-Zeitung nicht lesen.
Auf solche Nicht-Analysen wie von Herrn Freise trifft der Satz von Reiche, „man solle sich doch mal ehrlich machen“ durchaus zu: Ehrlich gesagt wird das neue Stromsystem bestenfalls nur wenig teurer, als das alte. Es sei denn, es gibt noch einen unerwarteten technischen Durchbruch bei Energieerzeugung oder Speicherung, aber das ist haltlose Spekulation. Jede andere Aussage führt nur zu beständiger Frustration, Verzögerung, Polarisierung.
„Dieses ganze Geschwurbel von Smart-Meter-Ausbau [ ] kann man sich sparen“
Willkommen im deutschen Mittelalter.
JCW schrieb:
“ Insbesondere Gas bringt den Förderländern hohe Windfall-Profits. “
Naja, nein. Wenn man genauer hinschaut, dann sieht man, dass zum Beispiel in Grossbritannien erhebliche Windfall-Profite erwirtschaftet worden sind, aber diese profite sind nicht dem Land zugeflossen sondern es sind gar noch Steuern gezahlt worden an die Ölförderer, welche die Windfall-Profite zusätzlich aufbliesen. Dies erforderte eine Korrektur, auch wenn diese nur halbherzig erfolgte.
Daraus hat sich die Erkenntnis abgezeichnet, dass internationale Konzerne eben nicht notwendigerweise zum Wohle der Ölförderländer agieren und die Finanzen abfließen lassen, wenn das Land nicht wie ein Schießhund aufpasst.
Und gerade die Entwicklung in Großbritannien zeigt, dass auch der Rückfluss über den Arbeitsmarkt schon lange nicht mehr zuverlässig funktioniert (siehe Entwicklung letzte 10-15 Jahre).
Und die Externalitäten lauern schon als Kostenfalle für den Steuerzahler im Hintergrund, welche auf die nächsten Jahrhunderte die Kosten für das Management der verwaisten Bohrungen tragen dürfen. Allerdings werden ja im Moment diese Bohrlöcher als angebliche Lagerstätten für CO2 angepriesen, also als scheinbar wertvolle Assets.
Die grüne Energiewende hat sich zu sehr auf die physikalisch-technische Seite spezialisiert.
Die früheren Grünen haben auch immer ein komplexes Gesamtlebensgefühl vermittelt , was die Wähler durch ein „Kreuzchen“ bei B90/Die Grünen goutiert haben.
° Wie genau sollen die Millionen Menschen die im Transfergeldbezug , verharmlosend Bürgergeld genannt , feststecken, davon jemals befreit werden?
Die Grundidee einer freien Wirtschaft ist , dass die allermeisten Menschen gerne arbeiten fahren/gehen/fliegen, relativ unabhängig von der Entlohnung. Diese Grundannahme schmilzt aber wie die Arktis im Juli.
Das Bürgergeld wirkt leider wie ein Langzeit – Lähmungsgift auf sehr viele Menschen. Sobald der mehrseitige Bewilligungsbescheid auf dem Kachel-Couchtisch liegt , sind alle Ambitionen zur Rückkehr in den Arbeitsalltag verschoben ,oder ganz verflogen.
Die erneuerbaren Energien haben ein bisschen das Glück von der sauberen, billigen und klimaneutralen Energie für alle Menschen versprochen. Eine Art „bedingungslose Energieversorgung“, äquivalent zum unbezahlbaren “ bedingungslosen Grundeinkommen“ , sollte es werden.
Die universale Idee einer besseren , freieren ,gerechteren und glücklicheren Gesellschaft stirbt nie .
Was in der Gegenwart absolut fehlt , ist der Mut von einer besseren Gesellschaft und einer besseren Welt auch nur zu tagträumen.
Ein bisschen Kritik am EEG: Zwei wesentliche Aspekte fehlten von Anfang an und fehlen bis heute. Währen Speicher sofort mit einbezogen worden, sähe die regenerative Welt heute anders aus. Und auch mit verpflichtenden Qualitätsstandards für jede Anlage, gäbe es sicherlich einige der heutigen Probleme nicht.
P.S. Die entsprechende EU-Richtlinie dazu aus dem Jahr 2009 wurde z.B nirgendwo umgesetzt.
Was im Artikel fehlt: Konkretes.
Nur als Beispiele, der Forderungskatalog:
…
„Ein energiewirtschaftlicher Ansatz…“
„Die umfassende Reform der Ausschreibungslogik…“
…
Bla Bla. Da ist nichts konkret, wo auch jemand sagen könnte „verstehe ich, kann man so umsetzen oder sollte man noch hier und da ändern“.
Gerade wer die heutige Politik überzeugen will, sollte vielleicht etwas einfacher vorgehen und auf ausschweifende Wortwolken verzichten.