Schweiz: Nutzbares Photovoltaik-Potenzial von 111 Megawatt an Lärmschutzwänden

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111 Megawatt Photovoltaik-Leistung installieren oder 101 Gigawattstunden Solarstrom jährlich erzeugen könnte die Schweiz, wenn sie das vorhandene Potenzial der Lärmschutzwände entlang von Nationalstraßen und Schienenwegen konsequent nutzen würde. Dies entspreche in etwa 0,15 Prozent des national nutzbaren Potenzials für die Photovoltaik-Erzeugung auf Dächern und Fassaden im Land, wie auch dem Bericht hervorgeht, der auf Anfrage des Nationalrats Storni vom Bundesamt für Straßen (ASTRA) verfasst und nun vom Bundesrat verabschiedet wurde. Dabei liegt das theoretisch vorhandene Potenzial noch weitaus höher – insgesamt wird es auf 499 Megawatt oder 438 Gigawattstunden geschätzt. Als technisch-wirtschaftliches Potenzial, was Stromgestehungskosten unter 20 Rappen pro Kilowattstunde umschließt, werden in dem Bericht 333 Megawatt angegeben.

Photovoltaik-Potenzial an Lärmschutzwänden entlang von Nationalstraßen und Bahnstrecken je nach Energiekosten

Grafik: Schweizerische Eidgenossenschaft

Währenddessen werden beim nutzbaren Potenzial Investitionskosten von 1750 Schweizer Franken pro Kilowatt angenommen, wie aus dem Bericht hervorgeht. Es verteilt sich mit 61 Megawatt auf Lärmschutzwände an Nationalstraßen und 50 Megawatt an Bahnstrecken. Dies wären etwa ein Viertel respektive die Hälfte des Potenzials, was als technisch-wirtschaftlich eingestuft wird. „Der Anteil des Eigenverbrauchs und der Preis, zu dem die Energie vor Ort verwertet werden kann, haben einen maßgebenden Einfluss auf die Entscheidung zum Bau einer Photovoltaik-Anlage auf Lärmschutzwänden“, so der Bericht. Zugleich wird von weiteren Kostensenkungen angesichts der technologischen Entwicklung bei Photovoltaik-Anlagen ausgegangen.

Der Schweizer Bundesrat will künftig aber mehr Photovoltaik-Anlagen an Lärmschutzwänden ermöglichen. Daher werde ASTRA im Zuge der Umsetzung des „Klimapakets Bundesverwaltung“ jährlich etwa 65 Millionen Schweizer Franken investieren und die Photovoltaik-Erzeugung um rund 35 Gigawattstunden pro Jahr ausbauen. Diese Investitionen sollen sich durch Eigenverbrauch, der zur Senkung der Stromkosten beiträgt, über die Betriebsdauer der Photovoltaik-Anlagen amortisieren. Dort wo kein Eigenverbrauch möglich sei, soll das Bundesamt die Flächen – wie bisher – Dritten zur Installation von Photovoltaik-Anlagen kostenlos zur Verfügung stellen. Das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) solle dafür zügig rechtliche Anpassungen an der Nationalstraßenverordnung vornehmen.

Um das Potenzial für Photovoltaik-Anlagen entlang der Schienenwege besser zu heben, soll zudem geprüft werden, ob die Finanzierung von Investitionen zugunsten der Bahnstromproduktion über den Bahninfrastrukturfonds ermöglicht werden sollte. Dabei käme die Produktion von Bahnstrom (16,7 Hertz) infrage Allerdings ist der Bahnstrommarkt bislang ein geschlossener und regulierter Markt.

Energy Pier will gleichzeitig Sonne und Wind an Autobahnen nutzen

Eine ganz andere Idee, Photovoltaik-Potenzial entlang der Autobahnen zu heben, hat Energy Pier. Das Schweizer Unternehmen will kombinierte Photovoltaik-Windkraft-Anlagen entlang der Straßen bauen. Derzeit werden bereits zwei Pilotprojekte umgesetzt. Ein Vorschlag von Energy Pier sieht vor, dass an jedem Kilometer einer vierspurigen Autobahn, zwischen 22.000 und 30.000 Solarmodule installiert werden. Dazu kämen bis zu 320 „AnemoGen“-Windgeneratoren und 162 Pfeiler. Damit ließen sich in der Schweiz mindestens 12,5 Gigawattstunden Solarstrom und 18,8 Gigawattstunden Windenergie jährlich erzeugen, so die Schätzungen von Energy Pier.

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