Wasserstoff: Die Lösung, um Energiewende und Wärmewende versorgungssicher und bezahlbar zu machen!

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Allendorf (Eder), 15.04.2021 Der aktuelle Sonderbericht des Bundesrechnungshofs (BRH) macht deutlich: Die Energiewende steht sowohl bei der Bezahlbarkeit, als auch bei der Versorgungssicherheit vor gewaltigen Herausforderungen. „Private Haushalte zahlten im europäischen Vergleich im Jahr 2019 mit knapp 30,9 Cent/Kilowattstunde (kWh) den höchsten Preis für Strom“, so der BRH. Dieser Strompreis lag 43 Prozent über dem EU-Durchschnitt. Darüber hinaus lagen Gewerbe- und Industriekunden mit 13 bis 30 Prozent über dem Durchschnitt.

Neben einer bezahlbaren Energieversorgung stellt der Bericht des BRH auch die langfristige Zuverlässigkeit der Stromversorgung in Zweifel: Hier seien die Planungen der Bundesregierung teils zu optimistisch, teils unplausibel und der Kohleausstieg nicht ausreichend berücksichtigt: Eine gewaltige Kapazitätslücke von bis zu 4,5 Gigawatt droht im deutschen Stromnetz nach dem Kohleausstieg. Dabei wächst parallel der Strombedarf durch den zunehmenden Ausbau strombasierter Anwendungen in den Sektoren Mobilität und Wärme.

Viessmann sowie führende Energieexperten machen sich deshalb für eine viel weitreichendere Berücksichtigung von Wasserstoff zum Erreichen einer versorgungssicheren sowie bezahlbaren Energie- und Wärmewende stark: Die von Frontier Economics unter der Leitung von Dr. David Bothe und Dr. Matthias Janssen erstellte aktuelle Studie “Die Rolle von Wasserstoff im Wärmemarkt” hat ermittelt, dass der Einsatz von Wasserstoff die Gesamtsystemkosten der Dekarbonisierung im Wärmemarkt senken und insbesondere einkommensschwache Haushalte entlasten kann. Zudem unterstützt der Wärmesektor mit seiner gesicherten Nachfrage den Markthochlauf und die Entwicklung Deutschlands hin zu einer Wasserstoffwirtschaft.

Zusätzlich spricht laut Studie die Heterogenität des Gebäudebestands in Deutschland dafür, durch heutige politische Entscheidungen technologische Optionen offen zu halten und keinesfalls bereits heute alles auf eine oder wenige Technologieoptionen zu setzen.

Die von der Politik angestrebte Dekarbonisierung des Wärmemarktes stellt auch nach der Frontier-Studie das Energiesystem vor große Herausforderungen bezüglich Erzeugung, Speicherung und Transport, die mitgedacht werden müssen. Wie die Frontier-Studie ermittelt hat, können Wasserstoff und klimaneutrale Gase insbesondere durch die gute Speicherbarkeit, Transportierbarkeit und somit auch Importfähigkeit einen wertvollen Beitrag zur Bewältigung der Herausforderungen der Dekarbonisierung leisten und sollten daher Teil des zukünftigen Energieträger- und Technologiemix sein.

“Wir sollten alle Optionen nutzen,” unterstreicht Holger Lösch, stellvertretender Hauptgeschäftsführer BDI e.V., die Bedeutung des Einsatzes von Wasserstoff und ergänzt: “Wir sollten uns einfach von einer Betrachtung freimachen, die wir viele Jahre politisch verfolgt haben: Das man alles über “Elektrisch” und “Effizienz” regeln kann. Für ihn sei klar, so Lösch weiter, dass für das Gelingen der Energiewende immer auch eine große Menge an flüssigen und gasförmigen Energieträgern benötigt werde.

Diesen Standpunkt vertritt auch Thorsten Herdan, Leiter der Abteilung II “Energiepolitik – Wärme und Effizienz” im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: „Es kann ja nicht nur ‘das Elektron’ sein, das uns die Wärmewende, die Energiewende, die Klimaneutralität bringen wird.” Weiter führt Herdan aus: “Wer glaubt, dass Wasserstoff im Wärmemarkt keine Rolle spielt, der muss eine Glaskugel haben und Dinge darin finden.” Das BMWi und Herdan teilen diesen “Glauben” jedoch nicht.

Gunda Röstel, Geschäftsführerin der Stadtentwicklung Dresden GmbH, wendet sich ebenfalls gegen einen “Planungsentwurf der Politik vom Reißbrett” und plädiert für einen Mix der Technologien: „Wir haben das Glück, im Wärmebereich mindestens Mal zwei Grundoptionen zu haben, nämlich eine Zukunft mit Gas und eine Zukunft mit Strom.“

Auch die Frage, ob es überhaupt eine Nachfrage nach Wasserstoff in Deutschland geben werde, stellt sich für die Energie-Expertin nicht: ”Da aktuell gerade die ganze Welt in Wasserstoff investiert, wäre es für mich eine merkwürdige Vorstellung, wenn es dann dafür in Deutschland keinen Markt gäbe.” Gerade dafür sei doch der Wärmemarkt eine wichtige Option, “den Markthochlauf von Wasserstoff insgesamt zu ermöglichen.“

Mit Blick auf die Stromversorgungssicherheit in Deutschland weist auch Dr. David Bothe darauf hin, dass eine rein strombetriebene Wärmewende das durch z.B. den Atomausstieg in seiner Erzeugungskapazität geschwächte Netz überfordern kann. “Dafür haben wir in Deutschland etwas, worum uns das Ausland beneidet”, so Bothe, “und das ist ein gut ausgebautes Gasnetz.” Die vorhandene Gasinfrastruktur könne das Stromnetz bei der Energie- und Wärmewende  entlasten und erneuerbare Energien via Wasserstoff zum Verbraucher leiten.

Aus der Sicht von Viessmann ein einfacher “No-Regret-Move” für die Verbraucher, wenn neue Gasheizungen H2-ready sind und damit sicher zunächst bis zu 20 Prozent Wasserstoff verarbeiten können und durch die sogenannte “Retrofit”- Umrüstung später schnell für 100 Prozent Wasserstoff-bereit gemacht werden können. Max Viessmann, CEO Viessmann Group, sagt dazu:

“Klimaschutz ist keine Stichtagsbetrachtung. Wir haben eine Wasserstoff-Nachfrage im Wärmemarkt und nach vorn gerichtet, müssen wir heute langfristige Entscheidungen treffen. Dafür muss die Beschaffung von Wasserstoff als globale Lieferkette betrachtet und eine Investitionssicherheit für die Industrie mit stabiler Nachfrage geschaffen werden.”

Heute schon H2-ready – eine Möglichkeit, die Thorsten Herdan als “pfiffig” bewertet, und zwar nicht nur in bezug auf die Technik, sondern auch für eine schnelle potentielle Marktverbreitung von Wasserstoff.

Für Dr. David Bothe ist klar: “Wasserstoff kann einen Beitrag zur Dekarbonisierung des Wärmemarktes leisten und sollte Teil des Energiemixes sein.” Und Thorsten Herdan ergänzt: „Es kann nicht sein, dass die Bundesregierung dafür da ist, zu diktieren, welche Technologien der Markt wählt.“ Daher sei es auch klar, „dass wir bei der nächsten Gebäude-Energie-Gesetz-Überarbeitung überlegen müssen wie wir eine Anrechenbarkeit von Wasserstoff bewerkstelligen wollen“.