Vertikal angeordnete Solarmodule müssen sehr solide befestigt werden, weil sie hohen Windlasten ausgesetzt sind. Das von Sinn Power aus Gauting (Bayern) entwickelte „SKipp-Float“-System hingegen bietet gerade hinsichtlich der Sturmfestigkeit besondere Vorteile, wie das Unternehmen versichert. Die Aufständerung ist so konstruiert, dass die Module unter Windlast, unterstützt durch ein Seilsystem, auslenken und somit nur noch geringen Widerstand bieten. Beim Einsatz in schwimmenden Anlagen soll diese Bauweise auch für größere Widerstandsfähigkeit gegen Wellenbewegungen sorgen.
Den praktischen Beweis kann Sinn Power nun mit der nach eigenen Angaben „weltweit ersten senkrecht schwimmenden Photovoltaik-Anlage“ antreten. Die am 21. August in Betrieb genommene Anlage auf einem Baggersee in Gilching wurde am Freitag feierlich eingeweiht. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gehörte zu den Festrednern. Schon der im November erfolgte Spatenstich – bei dem bereits rund 50 Module installiert waren – hatte mit Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger hohen Besuch. Angekündigt hatte Sinn Power das Projekt bereits im April letzten Jahres, damals war der Baubeginn noch für den September angekündigt worden.
Trotz der recht langen Umsetzungsphase hielten sich ungeplante Verzögerungen offenkundig in Grenzen: Gottfried Jais, Geschäftsführer des Projektpartners Kies- und Quetschwerk Jais GmbH & Co. KG, dem der Baggersee gehört und das den erzeugten Strom für seinen Eigenbedarf nutzt, bedankte sich bei der Einweihung für das schnelle Genehmigungsverfahren. Das Kieswerk kann den Ertragsprognosen zufolge seinen Netzstrombezug um bis zu 70 Prozent senken; vor Ort nicht verbrauchter Strom wird ins Netz eigespeist. Sinn Power erwartet bei 1,87 Megawatt installierter Leistung rund 2 Gigawattstunden Jahresertrag.
Geringer Flächenbedarf
Das wäre für vertikal in Ost-West-Richtung angeordnete Module ein sehr guter Wert – umso mehr, da die Reihenabstände nach Angaben von Sinn Power nur rund vier Meter betragen. Dies sowie die Tatsache, dass jede „SKipp-Float“-Einheit nur einen schmalen, circa 1,60 Meter unter Wasser reichenden kielartigen Sockel benötigt, sorgt für einen geringen Flächenbedarf. Genaue Zahlen nennt das Unternehmen in seiner Mitteilung nicht, auch im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur ist der Eintrag zur in Anspruch genommenen Fläche leer. Es sind aber den Angaben zufolge nur 4,65 Prozent der Wasserfläche des Baggersees und damit deutlich weniger, als die in den restriktiven Vorgaben des Wasserhaushaltsgesetzes erlaubten 15 Prozent. Deshalb gibt es für den Standort auch schon Pläne für eine zweite Ausbaustufe mit nochmals 1,7 Megawatt.
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Weil die „SKipp-Float“-Einheiten keine großen Schwimmflöße benötigen, führt Sinn Power neben dem insgesamt geringen Flächenverbrauch auch weitere ökologische Vorteile an: Die Konstruktion ermögliche Sauerstoffaustausch, lasse viel Sonnenlicht zur Wasseroberfläche und fördere zusätzlich die natürliche Umwälzung der Wasserschichten. Bereits vor Baubeginn installierte Messbojen zeigen demnach, „dass sich die Wasserqualität seit der Inbetriebnahme tendenziell verbessert hat.“ Auf den Schwimmkörpern des Seilsystems der Anlage seien sogar schon brütende Wasservögel gesichtet worden, „und im Bereich der kielartigen Rückstellgewichte sammeln sich Fischschwärme“.
Eigentlich haben die Rückstellgewichte aber vor allem stabilisierende Funktion: Wenn sich die Module bei Belastungen durch Wind und Wellengang neigen, sorgen die Gewichte für das Wiederaufrichten. In den ersten Betriebswochen habe sich die technische Zuverlässigkeit des patentierten Systems bestätigt.
Sinn Power sieht Anwendungsmöglichkeiten auf allen ganzjährig wasserführenden künstlichen Gewässern ab 1,6 Metern Tiefe, „insbesondere für Kiesgruben und Baggerseen, die unter die 15 Prozent-Flächenregel des Wasserhaushaltsgesetzes fallen“. Zielgruppen sind demnach „insbesondere Unternehmen mit hohem Strombedarf oder einer geplanten Elektrifizierungsstrategie“. Wie andere Anbieter von Systemen zur vertikalen Anordnung verweist das Unternehmen dabei auf das für Eigenverbrauch, aber auch für die Stromvermarktung im Netz günstige Erzeugungsprofil.
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Das Seilsystem und dessen Befestigung/Verankerung… da bin ich mal gespannt.
Ich kann mir nicht helfen… aber steht da Hans-Werner-Sinn mit auf dem Boot? *lach mich wech*
hans werner sinn ist der vater von dem gründer von sinnpower. daher die kontakte.
Die Module stehen doch jetzt schon schief und krumm da. Wie soll das dauerhaft halten?!
Das ist ein Feature und kein Bug. Die Module können pendeln, um Wind und Wellen auszugleichen und eben kein größeren Druck statisch verkraften zu müssen. Ein Kiel zieht sie immer wieder in die Vertikale.
Ich finde eher den geringen Abstand von 4 m zwischen Modulreihen spannend. Eigentlich muss das zu massiver Eigenverschattung führen.
Könnte es sein, dass die Reflexion der Wasseroberfläche die Verschattung kompensiert?
Eigentlich scheint dies eine tolle Innovation zu sein – aber der Bericht wirkt eher wie eine Hurrapostille a la Söder, mit fehlenden wesentlichen Angaben, um eine objektive Bewertung zu ermöglichen.
– Gibt es einen Speicher und wenn ja, wie groß?
– Wenn nein, wie soll dann eine Strombezugssenkung von 70% erreicht werden (oder sollen „bis zu“ 70% auch nur 10% bedeuten) ?
– Selbst mit Mega-Speicher schwierig, es fehlen konkrete Angaben auch zu Strombezug und Bezugsprofil (vermutlich hohe Spitzenlasten, aber Wochenende sehr gering, dafür hohe Überschusseinspeisung ins Netz).
– 2 GigaWh Ertrag bei 1,8 MegaW installierter Leistung würden 1070 kWh/a bedeuten, bei vertikaler Anordnung selbst für bifaciale Module wenig realistisch, oder?
– Welche und wieviel staatliche Förderung gab es und wie hoch ist die Einspeisevergütung für die Überschüsse?
Gerade der bayrische Bonsaikönig kotzt über jedes Windkraftwerk, dass angeblich das Netz instabil machen würde, aber PV-Großanlagen ohne Speicher werden bejubelt – gleichzeitig die EEG-Vergütung für private Haushalte dämonisiert – das ist mit den Worten von Frau Reiche auszudrücken: „so simpel wie bekloppt“.
@khk:
Zitat: – „2 GigaWh Ertrag bei 1,8 MegaW installierter Leistung würden 1070 kWh/a bedeuten, bei vertikaler Anordnung selbst für bifaciale Module wenig realistisch, oder?“
Nein, überlege mal:
Du nutzt durch die Nutzung der kompletten Bifacialität die installierte Leistung ja doppelt.
Die Anlage ist vergleichbar mit einer Ost-West-Anlage, mit dem Unterschied, dass du bei Ost-West das Doppelte an Modulen verbaut hättest, um die Sonne aus beiden Richtungen zu nutzen während hier aber einfach die Einstrahlung beider Seiten durch EIN Modul (Vorder- Rückseite) eingefangen wird – entsprechend diese Anlage trotz der vertikalen Ausrichtung diesen deutlich höheren Jahresertrag pro installiertem kWp erreichen kann.
Kraftwerke werden gebaut, wenn sie sich lohnen. Das hier lohnt sich also schon durch den Eigenverbrauch. Mit dem kleinen Haken, dass die Allgemeinheit jetzt mit höheren Netzgebühren belastet wird, weil die Kiesgrube ja weniger zahlt. Auch bekommt der eingespeiste Strom eine Vergütung, die höher liegt, als z.B. bei einer „normalen“ PV-Freiflächenanlage. Also auch ein Mehrbelastung der Menschen, die keinen Eigenverbrauch durch Solar haben und auch nur noch 30 % ihrer alten Netzgebühren haben und auch noch Einspeisevergütung bekommen. Das ist ein Gerechtigkeitsproblem. Vielleicht kann „AgNeS“ bei den Netzgebühren helfen? Beim Einspeisetarif würde ich sagen: Einer neuen Anlage (egal ob Dach, Floating oder sonst was) zum Datum ihrer Inbetriebnahme nur den Tarif für 20 Jahre gewähren, den die großen Solarparks bei ihrer letzten EEG-Ausschreibung auch bekommen haben. Es sollte eigentlich gar keine besonderen festen Einspeisetarife mehr geben, sondern nur eine Ausschreibung für alle PV-Technologien und wer da nicht mitkommt, muss schauen, wie der seine PV-Anlage finanziert: Eigenverbrauch, PPA, etc. plus Einspeisen zum letzten Ausschreibungstarif!
was ist wenn der See zugefroren ist?
Dann ist kalt.
Winter!
Winter
Die Frage ist doch gut. Die Antwort würde mich auch interessieren.
Die Wärmeleitung des Metalls von der Unterkonstruktion bewirkt, das Wärme vom +4° warmen tieferen Wasser nach oben kommt. Deshalb friert der See langsamer zu.
Wurde beim Spatenstich in See gestochen?
Ja klar , es wurde ein Paddel aus recycelten Solarmodulrahmen benutzt.
Mit dieser Installation möchte man vermutlich faktisch beweisen , dass vertikale Photovoltaikinstallationen auf Gewässern vollkommen indiskutabel und absoluter Nonsens sind. Nach dem nächsten mäßigen Herbst- oder Frühjahrssturm , wird der ganze See aussehen wie ein Plastikmüllstrudel im Pazifik .
Die Installation ist zwar durchdacht und sicher auch gut befestigt , aber der gewöhnliche Menschenverstand sagt : Wenn eine schwimmende Installation aufrecht im Sturm steht , und sich zudem Schwingungen in alle Richtungen aufbauen können , dann wird die Installation im Sturm Pogo tanzen bis zum Untergang .
Es ist trotzdem immer gut wissen , was ganz sicher nicht funktioniert . Zwischen Theorie in Zahlen und in Computern und dem erhofften umjubelnden Erfolg , hat der Urknall zum Glück die greifbare Realität und unterhaltsame Praxis gelegt .
Warum dieser Defätismus? Wissen Sie genaueres über das Seilsystem, das den Modulen genug Spielraum geben soll, bei Windböen auszuweichen? Einen ersten Sturm hat das System Anfang Oktober schon überstanden. Da gab es in Oberbayern immerhin Windstärke 7, was in dieser windarmen Gegend schon viel ist. Und selbst wenn es sich letztlich als noch nicht ganz ausgereift herausstellen sollte: Nur durch Tun lernt man dazu. Seien wir froh, dass es noch Unternehmer gibt in unserem Land, die bereit sind Risiken einzugehen.
Kann es sein das Markus Söder bei allen „besonderen“ Anlagen auftaucht um nachher sagen zu können: „Ich habs euch doch gesagt! Das mit den erneuerbaren ist Quatsch“ ??? Oder ist er wirklich einfach nur eine Influencermaus gefangen im Körper eines alten weißen Mannes aus der Politik?
Jetzt noch einer Wasserstosserzeugungsanlage dazubauen und wir können uns den teuren Atomstrom aus dem Ausland sparen, weill ein Wasserstoffkraftwerk dieses Gas zum Strommachen brauchen kann. Ich moechte daran erinnern das wir im Sommer tagsüber oft viel zu viel Strom haben (aus fotovoltaik und Wind). Die Nutzung zur Wasserstofferzeugung waere nur konsequent.