Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung verspricht eine Strompreissenkung um mindestens fünf Cent je Kilowattstunde. Die Solarenergie kann dazu einen guten Teil beitragen, wenn man sich bei der künftigen Förderung durch das EEG und durch andere Regulierungen auf das Einfache und Preiswerte fokussieren würde. Dann ginge die Energiewende nicht nur schneller, sondern auch mit weniger Ressourcenverbrauch und mit mehr Gemeinwohl und weniger Kosten für die Energieverbrauche einher.
Damit die Änderungen im EEG in Zukunft schneller vorankommen und sich auch die EU-Kommission damit wohlfühlt, möchte ich einiges vereinfachen und in Sachen Agri-Photovoltaik eine Erweiterung namens Öko-Agri-PV vorschlagen.
Für die neue Bundesregierung, speziell für die Bundesministerien
- Wirtschaft und Energie
- Landwirtschaft, Heimat und Ernährung
- Umweltschutz, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit
- Finanzen
habe ich darum eine Wunschliste erstellt, wie man das EEG verändern könnte.
Nachfolgend meine Wunschliste, die gerne kritisiert, ergänzt und verbessert werden darf:
- Wegfall der EEG-Ausschreibungen für verschiedene Typen von Photovoltaik-Anlagen. Für alle Anlagentypen künftig nur eine Ausschreibung. Das bedeutet, es gibt keine Differenzierung zwischen Dach-/Fassade-/Parkplatz-/Freifläche-/Agri-/Moor-/Floating mehr. Das ist eine klare Abkehr von allen „Sonderlocken“, die einer stringenten Ausrichtung auf Bezahlbarkeit, Kosteneffizienz und Versorgungssicherheit entgegenstehen.
- Abschaffung der Privilegierung im Baurecht für Photovoltaik-Anlagen aller Art, damit die kommunale Planungshoheit gestärkt wird und für alle Photovoltaik-Anlagen immer dasselbe Prozedere gilt.
- In einem Solarpark (neu oder alt) darf grundsätzlich ein Energiespeicher als Nebenanlage mit errichtet und betrieben werden. Die Betriebsweise ist dabei egal. Der Baukostenzuschuss für Energiespeicher an Photovoltaik-Anlagen entfällt.
- PV-Freiflächenanlagen mit einer Grundflächenzahl (GRZ) von unter 0,65 benötigen grundsätzlich keinen externen naturschutzfachlichen Ausgleich.
- Alle PV-Freiflächenanlagen auf Agrarland gelten grundsätzlich und vor allen Dingen im Sinne des Agrarrechts, Erbrechts, Steuerrechts als eine reguläre Form der Landwirtschaft. Sind demzufolge überall genehmigungsfähig, wo Landwirtschaft betrieben wird und bedürfen keines Zielabweichungsverfahrens.
- Schon vorhandene DIN-Specs (oder künftige Normen) regeln die möglichen Formen der Agri-Photovoltaik, bei der produktive Landwirtschaft unter und zwischen den Solarmodulen betrieben wird. Wenn keine produktive Landwirtschaft in der Agri-PV-Anlage betrieben wird und die GRZ unter 0,65 liegt und die Hege und Pflege von einem aktiven Landwirt gemacht wird, dann ist das eine sogenannte Öko-Agri-PV-Anlage.
- Öko-Agri-PV-Anlagen könnten in den Ökoregelungen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) 1. Säule als eine erlaubte und geförderte Form des Brachlandes mit aufgenommen werden. Mit der GAP-Förderung wird die Hege und Pflege der Öko-Agri-Photovoltaik-Anlagen mitfinanziert, die auch deswegen immer von einem aktiven Landwirt erbracht werden muss.
Falls die Öko-Agri-PV-Anlage auf Agrarland errichtet wird, das bisher von einem landwirtschaftlichen Pächter bewirtschaftet wurde, ist diesem die Erbringung der Hege und Pflege anzubieten, um Pächterinteressen beim Bau von Öko-Agri-PV-Anlagen mit zu berücksichtigen.
- Da die EU künftig Contracts for Difference (Cfd) und/oder Power-Purchase-Agreements (PPA) fordert, sollten rein marktliche Lösungen, beispielsweise PPA mit Speicher = strukturierte PPA = „Sonne nachts“ viel einfacher gemacht werden. Eine Idee dafür wäre die Staffelung der Netzgebühren bei Offsite-PPA in Abhängigkeit von der Distanz zwischen Erzeugung und Verbrauch.
Diese Liste bitte ich unter folgendem Blickwinkel zu betrachten: Für die Energiewende haben wir eigentlich zu wenig Zeit, Geld und Ressourcen, um verschiedene Formen der Solarenergienutzung verschieden zu fördern. Eine Förderung für alle reicht in meinen Augen völlig aus.
— Der Autor Ralf Schnitzler ist studierter Landwirt und war von 2009 bis 2012 bei Juwi Solar Teamleiter Deutschland für das EPC-Business im Segment der Freifläche. Von 2019 bis 2021 war er Projektentwickler für Solarparks bei der Bejulo GmbH in Mainz. Dabei lernte er die von Bejulo errichteten Biodiv-Solarparks in der Nähe von Cottbus kennen und bekam die Idee zum bundesweiten Biotopverbundnetz aus Biodiv-Solarparks. Seit April 2021 arbeite er als freier Berater mit Energieversorgern, Stadtwerken, Kirchen, Kommunen, Landeigentümern, Landwirten, Bürgern und Verbände. Mehr über seine Arbeit finden Sie unter www.gemeinsameinfachmachen.de. —-
Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.
Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.
Lieber Ralf,
danke für die Anregungen, einige Punkte unterstütze ich gerne. Ich verstehe auch Deinen Ansatz zum ersten Punkt. Keine unterschiedlichen Förderungen für Dach, Parkplatz, Agri-PV und PV-Anlagen mit einer Dichte von 1,7MWp auf dem Hektar etc. würden zu günstigsten Gestehungskosten von 4-5ct/kWp führen, zumindest in Gebieten mit guter bis mittlerer Einstrahlung. Aber ist das die einzige Prämisse?
Es wäre auf alle Fälle ein Schritt zurück zur Stärkung der Konzerne, weg von der Dezentralisierung, weg von privatem Engagement und Bürgerenergiegesellschaften, weg von der Stärkung der Landwirte, weg von allen kleineren Projekten. Und das alles, um zum Beispiel beim Bereich Agri-PV 1ct / kWh Gestehungskosten bei (großen) Projekten einzusparen? Letztendlich landen wir dann wieder bei einer Vetternwirtschaft (Korruption gibt es in Deutschland ja nicht), wie wir sie weltweit beim Thema der Großprojekte, v.a. der Atomkraft sehen. Die Vattenfalls, EONs, RWEs etc. könnten sich das nicht besser ausdenken. Schade dass Deine ansonsten guten Ansätze (GAP/Biodiversität/Öko-Agri-PV) mit dieser Verknüpfung verpuffen werden.
Axel Pustet (axess solar) schreibt.
Es wäre auf alle Fälle ein Schritt zurück zur Stärkung der Konzerne, weg von der Dezentralisierung, weg von privatem Engagement und Bürgerenergiegesellschaften, weg von der Stärkung der Landwirte, weg von allen kleineren Projekten.
@ Genau das ist auch der Punkt, wo ich – bei allen guten Ideen – dem Ralf Schnitzler nicht folgen kann. Er kommt nun mal von den „JUWIS“ das war ursprünglich eine „Grüne“ Bewegung, sind aber Großprojektierer von Freilandanlagen. Ich nenne diese Entwicklung die Energiewende der „Altgedienten“
Wie hat der leider allzu früh verstorbene Mitinitiator der Energiewende Hermann Scheer gesagt, dezentral und die Wertschöpfung übers Land verteilt. Sicher brauchen wir auch die großen Anlagen, aber Beides wird benötigt, und keine Monopolisierung.
Zitat aus dem Artikel.
Der Koalitionsvertrag der neuen Regierung verspricht eine Strompreissenkung um mindestens fünf Cent je Kilowattstunde. Die Solarenergie kann dazu einen guten Teil beitragen, wenn man sich bei der künftigen Förderung durch das EEG und durch andere Regulierungen auf das Einfache und Preiswerte fokussieren würde. Dann ginge die Energiewende nicht nur schneller, sondern auch mit weniger Ressourcenverbrauch und mit mehr Gemeinwohl und weniger Kosten für die Energieverbrauche einher. Zitat Ende.
Wenn eine Erzeugungsart die Strompreise senken kann, dann sind es die Dachanlagen unter 100 kWp. Sie müssen lediglich wieder in die Bilanzkreise der Versorger aufgenommen, und vorrangig bilanziert werden.
Seit 2010 ist ja gerade das Gegegenteil der Fall. Sie werden außerhalb des Systems an der Börse als Überschuß verramscht, anstatt in den Bilanzkreisen der Versorger, beim Day Ahead Handel durch den Merit Order Effekt die Preise senken zu können.
Ich danke für beide Kommentare und bin gerne bereit, viel tiefer in die Diskussion einzusteigen. Mir geht es darum, das Mikormanagement seitens EEG auf ein Minimum zu reduzieren und viel langfristiger zu planen und denken, als sie vermuten. „Kraftwerke werden solange betrieben, wie sie sich lohnen.“ Also tue man alles, damit sie möglichst lange betrieben werden können, um sie nicht alle paar Jahrzehnte wieder komplett neu bauen zu müssen. Darum kommt bei nur einer Ausschreibung für alle natürlich die größere PV-Freiflächenanlage raus, denn nur da kann ich vermutlich durch repowern und gute Hege und Pflege fast ewige Verfügbarkeit hinbekommen. Boden, Baugnehmigung und Netzanschluss verschleissen einfach nicht und wenn die Anlage groß genug ist, dann kann so ein Solarpark nach der Abschreibung für unter 2 Cent / kWh rentabel bis auf weiteres betrieben werden.
Dachanlagen unter 100 kWp müssen sich durch den Eigenverbrauch finanzieren oder sie haben eben keine Chance gegen die großen Solarparks. Ich kann eventuell mit einer Ausnahme für große Dachanlagen (also größer als 1 Megawattpeak) als separates Segment im EEG leben, aber das wird dann halt teurer als Freiflächen-PV und hält nicht so lange. Wer soll denn in 30-50 Jahren das wieder alles neu bauen?
Bei den immer knapper werdenden Renditen und Unsicherheiten für PV-Anlagen (Stichwort: Solarspitzengesetz) sehe ich kleinere Projekte und vor allen Dingen finanzschwächere Investoren nicht mehr als wettbewerbsfähig an, wenn es um Ausschreibungen geht. Diese werden einfach eher und preiswerter von „Profis“ bedient werden können. Das sind aber nicht nur die alten Energiedinos, sondern da gibt es ausreichend mittelgroße Stadtwerke (die gehören übrigens auch alle Bürgern) und Projektierer/Investoren, die für Vielfalt und Wettbewerb sorgen werden.
In meinen Augen bleibt aber immer noch genug Platz für Direkt-Eigenverbrauch-Energy-Sharing-Projekte in Privat- und Bürgerhand, die sich ohne EEG-Zuschlag sicherlich auch gut rechnen.
Private Dachanlagen oder Balkonmodule benötigen auf keinen Fall noch irgendeine Förderung, oder?
@ Ralf Schnitzler
Damit Sie mich nicht falsch verstehen, wenn ich von der Energiewende der Großen schreibe ( Monopolisten ) zähle ich Sie mit ihren Vorschlägen nicht dazu. Ich weiß, Ihnen geht es in erster Linie um eine schnelle und Kosten günstige Energiewende.
Wo Sie schreiben Zitat:… „Dachanlagen unter 100 kWp müssen sich durch den Eigenverbrauch finanzieren oder sie haben eben keine Chance gegen die großen Solarparks.“ bin ich bei Ihnen. Aber nicht bei den ganz großen Dachanlagen die Sie erwähnt haben. Was wollen Sie denn den Kritikern sagen die fragen, weshalb macht ihr denn nicht erst mal alle großen Dächer voll, bevor ihr die Landschaft benutzt.
Und was bei gerechter Anwendung an Einsparpotential in den Dachanlagen unter 100 kWp schlummert, kann man meinem vorigen Kommentar entnehmen.
Wer heute immer noch der Dezentralität von Kleinanlagen im <10kWp-Bereich, wie sie in den 90er und Nullerjahren gebaut wurden, nachtrauert, der hat die Zeichen der Zeit nicht verstanden. Wenn die Erneuerbaren eine Bedeutung bis zu 100%-Erneuerbar erlangen wollen, dann brauchen wir die Großanlagen.
Speziell in der aktuellen Situation haben wir ein Kostenproblem, weil noch teuer produzierende erneuerbare Altanlagen im Markt sind, gleichzeitig fossil-nukleare Kraftwerke vorzeitig abgeschrieben werden müssen, und die zukünftigen Erneuerbaren Anlagen vorfinanziert werden müssen. In dieser Situation ist es sinnvoll, den Fokus auf die Minimierung der Erzeugungskosten zu setzen.
Ich halte zwar Dezentralität für eine ideologische Vorgabe, aber es spricht ja auch vieles dafür. Wer allerdings meint, die Dezentralität sei in Gefahr, wenn man auf erneuerbare Großanlagen setzt, der hat kein Gefühl für Größenordnungen. Ein Kohlekraftwerk mit einigen 100MW müsste ersetzt werden durch ein PV-Kraftwerk mit entsprechend vielen GW. Davon sind wir in Deutschland weit entfernt. Bei uns haben die größten PV-Kraftwerke einige 100MW, und ich vermute, dass das seltene Einzelfälle bleiben werden, hauptsächlich in Ostdeutschland, wo die Besiedelung dünner ist und entsprechende Flächen verfügbar. Die meisten PV-Anlagen in Deutschland werden deutlich unter 100MW bleiben. Und das reicht an Dezentralität. Unternehmen, die solche Projekte stemmen können, sind als mittelständisch zu bezeichnen. Jedes Stadtwerk kann das, auch für etablierte Bürgerenergiegesellschaften ist diese Größenordnung zugänglich.
Die Idee, schon im Namen (Öko-Agri-PV) darauf hinzuweisen, dass eine "normale" PV-Freiflächenanlage schon höchst positiven Einfluss auf Bodenqualität, Grundwasser und Artenvielfalt hat, finde ich gut. Zur Kostensenkung ist es wichtig, dass für solche Anlagen möglichst wenig Auflagen gemacht werden, außer dass die Umzäunung für Tiere begrenzt durchgängig sein muss, der Boden im wesentlichen mit Pflanzen bedeckt sein muss, und etwas Regenwasserretention möglich sein sollte. Dann bildet jede PV-Freiflächenanlage einen Trittstein, um Biotope miteinander zu vernetzen, der Boden darunter erholt sich, Hochwassermanagement wird erleichtert und Grundwasser wird gebildet.
Und für die Kleinanlagen gilt: Sie bleiben erlaubt. Es könnte allerdings unattraktiv werden, sie zu betreiben, weil die Einspeisevergütungen nicht kostendeckend sein werden und bei Eigenverbrauchsanlagen der Reststrombezug sehr teuer werden könnte. Einen Idealisten hindert das natürlich nicht, trotzdem sein Teil zur Energiewende beizutragen, statt sein Geld in die weitere Aufheizung der Atmosphäre zu stecken, und das ist auch gut so.
Alles das wären Weichenstellungen für die kommenden 20 Jahre. Wie sich die Struktur danach weiterentwickeln wird, kann man den dann in der Verantwortung stehenden Generationen überlassen.
„Was wollen Sie denn den Kritikern sagen die fragen, weshalb macht ihr denn nicht erst mal alle großen Dächer voll, bevor ihr die Landschaft benutzt.“ Denen sage ich:
Weil es zu langsam geht, zu kleinteilig ist, nicht „ewig“ hält, zu viel Personalressourcen benötigt für den Bau und die Pflege, und vermutlich auch, weil es viel zu wenig große Dächer gibt!
Wenn die ganze Welt nicht blitzartig aus der „Männer die die Welt verbrennen“ – Kiste aussteigt, dann verbrennt die Welt. Das ist meine Sorge und ein wesentlicher Grund für meine Wunschliste. Wenn das nicht so schnell und preiswert wie möglich geht, dann wird es viel heißer werden. Dann gäbe es allerdings satt und genug wüstenhafte Landschaft um Solarparks zu bauen, nur dass sehr viele von den heute dort lebenden Menschen, Tieren, Pflanzen, Pilzen, Bakterien, Viren (also Lebewesen aller Art) einfach nicht mehr leben würden und das zu verhindern wäre doch gut, denn mir gefällt die aktuelle Flora und Fauna eigentlich sehr gut.
Ralf Schnitzler. schreibt.
„Was wollen Sie denn den Kritikern sagen die fragen, weshalb macht ihr denn nicht erst mal alle großen Dächer voll, bevor ihr die Landschaft benutzt.“ Denen sage ich:
Weil es zu langsam geht, zu kleinteilig ist, nicht „ewig“ hält, zu viel Personalressourcen benötigt für den Bau und die Pflege, und vermutlich auch, weil es viel zu wenig große Dächer gibt!
@ Ralf Schnitzler.
Und das alles wollen Sie rechtfertigen, in dem Sie der Energiewende ein Stück „Dezentralität“ wegnehmen. Hermann Scheer würde sich im Grabe umdrehen, wenn er das lesen müsste.
Kommen wir zur Kosteneffizienz.
Ich erinnere, für die Energiewende gilt „Je mehr die Erneuerbaren die Strompreise senken, desto höher wird die EEG Umlage, neuerdings die Milliarden die der Staat jährlich auf dem EEG Konto ausgleichen muss. Wenn dieses Paradoxon nicht wäre, wäre die Energiewende fast ein Selbstläufer. Hier sind die Milliarden die eingespart werden können sogar sichtbar, wenn man sich damit beschäftigt.
Keine Erfindung von mir. Schauen Sie mal, was da einer am 28 Feb. um 9.42 Uhr zu diesem Merit Order Effekt geschrieben hat.
https://www.pv-magazine.de/2025/02/27/enervis-photovoltaik-ausbau-fuehrt-zu-grenzueberschreitenden-kannibalisierungseffekten-in-europa/#comments
Zitat:.. Ohne EEG Anlagen hatten wir jeden Tag zur Hauptverbrauchszeit hohe Börsenstrompreise durch dann laufende Gas-Grenzkraftwerke. Durch die Erneuerbaren wird dieser Preis sehr oft gedrückt, mitunter auf Null. Die Einsparung durch diesen Effekt ist ein positiver Effekt des EEG. Ironischerweise führt dieser Effekt auch noch zu einer höheren EEG „Umlage“, was dann wieder als Anzeichen für „Subvention“ gesehen wird.
Dieser Effekt lässt sich quantifizieren und lag in 2024 bei rund 30 Mrd Euro Einsparungen für die Stromverbraucher. Dem stehen rund 20 Mrd Euro EEG Umlage gegenüber. Zitat Ende.
Das Einsparpotential liegt eindeutig hier, und nicht in den Dachanlagen.
Leider hängen die Stromkosten nicht an den Vermarktungserlösen, sondern an den Investitionskosten für die Anlagen. Für das kWp einer Großanlage zahlt man weniger als die Hälfte als für eine Kleinanlage. Größere Dachanlagen liegen irgendwo dazwischen.
In Milliarden Euro pro Jahr bedeutet das: Wird der jährliche Zubau von 16GW mit Großanlagen durchgeführt, erfordert das Investitionskosten (einschließlich Flächenpacht) von 8Mrd Euro, mit Kleinanlagen 16Mrd. Jedes GW, das man durch Kleinanlagen ersetzt, kostet also eine halbe Milliarde Euro zusätzlich. Das Geld ist weg für nichts. Jedes Jahr. Die Stromproduktion ist die gleiche. Vielleicht gibt es bei stärkerer Dezentralisierung geringfügig niedrigere Leitungs- und Transformationsverluste, und der ein oder andere Kleinanlagenbetreiber wird Teile seines Strombedarfs an die PV-Produktion anpassen können und damit den Speicherbedarf senken. Das wars dann aber. Wenn die Kleinanlagenbetreiber dann noch einen eigenen Speicher betreiben, um den Eigenverbrauchsanteil zu erhöhen, steigen die Kosten weiter und die Privatspeicher haben bei weitem nicht die Möglichkeiten, zur Kostensenkung beizutragen wie ein gut gemanagter Großspeicher an einem Netzknotenpunkt. Teurere Geräte bringen dann weniger Nutzen. Mancher Kleinanlagenbetreiber verbrät außerdem einen Teil seines Stroms lieber ineffizient durch Stromdirektheizung, als ihn für wenig bis nichts ins Netz abzugeben. Das erhöht die Gesamtkosten weiter, weil dieser Strom im Netz natürlich fehlt und durch zusätzlich zu errichtende Kapazitäten ersetzt werden muss.
Wie gesagt: Es soll jedem erlaubt bleiben, eine Kleinanlage zu betreiben, auch Speicher, wenn ihm das Spaß macht, und Heizstäbe, wenn er den anderen nichts gönnt. Die staatliche Kapazitätsplanung sollte aber auf Großanlagen setzen und für die möglichst wenig Auflagen erlassen. Da ab einer Größe über 50GW die Masseeffekte vernachlässigbar sind, schränkt das den Kreis derjenigen, die sich um entsprechende Projekte bewerben können, nicht zu stark ein. Auch so werden für die nächsten 100GW dann 2.000 50MW-Anlagen benötigt, d.h. pro Landkreis (294 in Deutschland) sechs bis sieben Anlagen. Das reicht für jede Bürgerenergiegenossenschaft auf Landkreisebene für mindestens eine, vielleicht auch mehr schöne Anlagen. So eine Anlage kostet dann 25Mio Euro, was bei einer Rendite von 3% eine Einnahme von 750.000 Euro jedes Jahr bedeutet, die auf die Genossen verteilt werden kann, oder pro Landkreisbürger (270.000/Landkreis) etwa 3 Euro je Anlage aus einer Investition von ca. 100Euro. Wäre natürlich eine tolle Sache, wenn jedes Neugeborene so einen Anteil von seinem Landkreis geschenkt bekäme. Das könnte die Identifikation damit erheblich steigern.
Das müsste dann auch im Sinne beispielsweise der FDP sein, die doch von der Investitionsrente träumt. Obwohl ich denen das nicht abnehme: Es würde ja die Umverteilung von den Steuerzahlern, also Besserverdienenden, zu den Habenichtsen, die noch Kinder bekommen, bedeuten. Aber vielleicht lag es bloß an Christian Lindner, dass aus der Investitionsrente nichts geworden ist. Auch sonst hat er ja als Finanzminister rein gar nichts zustande gebracht.
JCW schreibt.
Leider hängen die Stromkosten nicht an den Vermarktungserlösen, sondern an den Investitionskosten für die Anlagen. Für das kWp einer Großanlage zahlt man weniger als die Hälfte als für eine Kleinanlage. Größere Dachanlagen liegen irgendwo dazwischen.
@ Ich gehe mal davon aus, dass man der Gesellschaft nicht vermitteln kann, dass Landschaften voll gelegt werden sollen, während große Dachflächen leer bleiben. Mein Vorschlag, die Anlagen unter 100 kWp benötigen keine Förderung mehr, und bei den Großen bleibt es wie gehabt.
Wenn dann der Strom aus den Kleinanlagen System relevant eingesetzt wird, wie ich oben unter Kosteneffizienz beschrieben habe, schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Zum einen für diese keine Vergütungen mehr, und zum anderen senken sie den Strompreis durch den Merit Order Effekt.
Jetzt werden möglicherweise einige sagen, aber die klein Anlagen Betreiber sind doch meistens Prosumer, die den größten Teil ihrer Produktion selbst verbrauchen.
Das spielt keine Rolle, wenn die EE wieder in die Bilanzkreise gewälzt werden, wie bis 2010 gesetzlich geregelt.
Das funktioniert dann wie folgt.
Schauen Sie im folgenden Link, wie nach Angebot und Nachfrage die Strompreise entstehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Merit-Order
Scrollen Sie das vierte Bild nach oben, dann können Sie sehen, dass, wenn die kleinen Anlagen „wieder“ dort bilanziert werden, – egal ob Überschuss Einspeisung oder Eigenverbrauch – die Nachfrage von N1 auf N2 fällt, und demzufolge der Preis von P1 auf P2 sinkt.
So einfach kann man Kosten senken, wenn die EE wieder im System mitspielen, und nicht außerhalb, an der Börse verramscht werden müssen
Lieber Hans Diehl,
ich habe meinen Hermann Scheer gelesen und würde sagen: Wenn er wüßte, wie sich die Kosten für PV-Strom entwickelt haben und was heute mit großen Batteriespeichern und extrem preiswerten Solarparks (die immer noch winzig klein sind im Vergleich mit Kohlekraftwerken oder gar Atomkraftwerken), dann wäre er vielleicht eher auf meiner Seite. Die Stadtwerke und Kommunen (und das sind alle Bürger, die jeweils vor Ort wohnen) mit ihrer kommunalen Planungshoheit mögen das gemeinwohlorientiert machen. Dachanlagen sind schon seit längerem Selbstläufer und benötigen keine monetäre Subvention aus dem EEG. Ich kann allerdings nachvollziehen, dass Sie das schmerzt, weil Sie historisch mit Dachanlagen gearbeitet haben. Ich habe da gar keine Schmerzen, weil ich seit 2009 nur Solarparks mache.
Die Argumente von JCW unterstreiche ich gerne und kann nur betonen: Das rechte Maß in Sachen Energiewende mit Photovoltaik liegt vermutlich eher in Anlagen mit einer Größe von ca. 30-50 Megawattpeak, die auch nach der Abschreibung und einer initialen EEG-Förderung sehr viel langfristiger rentabel zu betreiben sind, als kleinere. Bitte denken sie langfristiger.
Ralf Schnitzler schreibt.
ich habe meinen Hermann Scheer gelesen und würde sagen: Wenn er wüßte, wie sich die Kosten für PV-Strom entwickelt haben
@ Da haben Sie Recht. Wenn er wüsste dass, wenn die EE die Strompreise senken sich automatisch die EEG Umlage erhöht, würde er sich im Grabe umdrehen.
Auf einem Vortrag vom Hermann Scheer habe ich das erste mal vom Merit Order Effekt gehört die die EE auslösen. Heute ist gerade das Gegenteil der Fall. Wenn die EE die teuersten fossilen Kraftwerke verdrängen, und Strom billiger machen, steigt die EEG Umlage. Das heißt dank der Systemwaschmaschine EEG Konto, darf der Staat Milliarden zahlen.
@ H.D.: „Ich gehe mal davon aus, dass man der Gesellschaft nicht vermitteln kann, dass Landschaften voll gelegt werden sollen, während große Dachflächen leer bleiben. Mein Vorschlag, die Anlagen unter 100 kWp benötigen keine Förderung mehr, und bei den Großen bleibt es wie gehabt.“
Mit dieser Aussage entlarven Sie sich als einer, der sich nicht traut, das richtige zu sagen, weil er glaubt, die anderen seien noch dööfer als er selbst. So ist es aber nicht. Die anderen sind, im Gegensatz zu Ihnen, in der Lage, bedenkenswerte Argumente zu würdigen und nicht ständig in alten, überholten Denkmustern zu kreisen. Mit Ihrer Nebelkerze „Faules Ei“ versuchen Sie sich selbst zu beruhigen, schon nicht so falsch zu liegen. Was Sie da „Faules Ei“ nennen ist aber für die Zukunft der Energiewende 100% irrelevant. Der Ausbau der Erneuerbaren hat sich trotzdem erfreulich beschleunigt. Wo er gebremst wurde, vorübergehend bei PV, später bei Wind, hatte das andere Gründe. Es war die schnelle Absenkung von Einspeisevergütungen bei der PV und die Behinderung der Errichtung von Windanlagen durch überbordende Bürokratie.
Ihre Analyse ist zwar nicht falsch, aber irrelevant. Nicht die Vermarktung an der Börse macht den Erneuerbaren das Leben schwer, sondern ihre Behinderung durch die Politik. Indem Sie diese Behinderung leugnen, machen Sie es den Behinderern noch leichter, sind also selber ein aktiver Behinderer.
Nach etlichen Diskussionen und vielen interessanten Begegnungen möchte ich noch einen Aspekt meiner Wunschliste betonen, die da zwar drin steckt, aber nicht so klar und deutlich zu erkennen ist. Ich vollziehe einen Schwenk in meiner Haltung zum Naturschutz im Solarpark, den ich hiermit klar hinter die Interessen der Landwirtschaft stellen möchte. Klimawandelbekämpfung ist mir bei Agri-Öko-PV und auch bei anderen Solarparks wichtiger als Naturschutz. Insofern ist mir auch klar, dass die Hege und Pflege der Agri-Öko-PV-Anlage so gemacht werden sollte, dass keine Flora und Fauna in der Anlage heimisch werden, die einer 100-prozentigen Rückumwandlung in die produktive landwirtschaftliche Produktion nach dem möglichen vollständigen Rückbau der Solaranlage entgegenstehen. Das mag Naturschützer schmerzen, aber die Priorität sollte jetzt auf dem schnellen Ausstieg aus der Nutzung von fossilen Energiequellen liegen, zu möglichst günstigen Stromgestehungskosten führen und sich in der besonderen Form der Agri-Öko-PV den vitalen Interessen der aktiven Landwirtinnen und Landwirte unterordnen.
Da es in Summe höchstens um 2-3 % der Agrarfläche geht, damit im Verbund mit Windkraft und viel Energiespeicherung (und den vielen kleinen, privaten Anlagen auf Dächern, Balkonen, in Gärten) die Energiewende in Deutschland zu meistern, bitte ich die Naturschützer, diese „Kröte zu schlucken“. Priorität für die nächsten Jahre ist für mich: Global den Klimawandel einbremsen!
Mir erscheint das übertrieben. Jede normale PV-Freiflächenanlage ist doch im Sinne des Naturschutzes besser als eine giftige, den Boden auslaugende, das Grundwasser belastende und die Artenvielfalt austilgende Energiemaiswüste. Es sind doch gerade die übertriebenen Forderungen, die oft dazu führen, dass dann gar nichts gemacht wird, und es damit schlechter bleibt, als wenn man wenigstens das vernünftige macht. 100% Naturschutz wäre es, wenn man die Menschheit möglichst schnell ausrotten würde. Da wir gerade das nicht wollen, müssen wir schauen, wie wir unsere Ansprüche an ein gutes Leben mit dem Naturschutz unter einen Hut bringen können. Dazu bedarf es Kompromissen. Für manche Menschen gedanklich eine Überforderung, aber die Mehrheit kann das schon. Der Kompromiss wird gerne medial schlecht gemacht. Es ist so leicht, die Menschen aufeinanderzuhetzen, indem man ihnen einredet, Kompromisse seien grundsätzlich etwas schlechtes, nur die reine Lehre würde zum Heil führen.
Also für alle zum Mitschreiben: Eine normale PV-Freiflächenanlage ist ein guter Kompromiss um uns ein gutes Leben zu ermöglichen und die Natur möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Extreme wären eine völlig naturbelassene Fläche (dann haben wir nicht den Strom, den wir für unser komfortables Leben gerne hätten), oder eine intensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Fläche, die der Natur überhaupt nichts übriglässt, und sie noch weit in die Umgebung ausstrahlend beeinträchtigt. Dass eine Energiemaiswüste außerdem noch einen wesentlich höheren Flächenbedarf hat, um unseren Energiebedarf zu befriedigen, sei hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. Man könnte also auf 10% der Energiemaisflächen PV-Anlagen errichten, und die übrigen 90% sich selbst überlassen, und hätte immer noch ein Mehrfaches an Energieertrag. Muss man dann wegen dieser 10% PV-Flächen vor engstirnigen selbsternannten „Naturschützern“ im Staube kriechen?