Erst vor wenigen Tagen legte das Land Baden-Württemberg das Förderprogramm „ELY“ mit 100 Millionen Euro auf, um die regionale Erzeugung von grünem Wasserstoff zu unterstützen. Am Montag folgte nun die Veröffentlichung der Importstudie „H2BW“ zu Versorgungsoptionen mit Wasserstoff für das Bundesland. Die „Analyse verschiedener Versorgungsoptionen Baden-Württembergs mit Wasserstoff und Wasserstoffderivaten“ des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE kommt zu dem Schluss, dass neben der heimischen Herstellung die Importe ein wichtiger Bestandteil des Wasserstoffhochlaufs sein werden. „Baden-Württemberg wird langfristig auf Importe von Wasserstoff und dessen Derivaten angewiesen sein, um die eigenen Bedarfe decken zu können“, erklärt Energieministerin Thekla Walker. Das Ministerium hatte die Studie in Auftrag gegeben.
„Die Studie des Fraunhofer ISE ist deshalb ein wichtiger Baustein in der Analyse verschiedener Versorgungsoptionen Baden-Württembergs per Pipeline und Wasserweg. Hierunter fallen insbesondere auch die jeweiligen Erzeugungs- und Transportkosten“, erklärte Walker. Eine wichtige Erkenntnis sei, dass Baden-Württemberg auf eine Diversifizierung der Importwege von Wasserstoff und dessen Derivaten setzen müsse. „Die Studie zeigt uns, welche Länder und Transportwege hierfür in Frage kommen“, so Walker weiter.
Die Wissenschaftler des Fraunhofer ISE haben beispielhaft acht Regionen beziehungsweise Länder für eine techno-ökonomische Analyse von den Erneuerbaren-Potenzialen bis zur Ankunft des Wasserstoffs in Baden-Württemberg ausgewählt: Ostkanada, Algerien, Marokko, die Vereinigten Arabischen Emirate, Norwegen, Finnland, Schottland und Spanien. Diese Auswahl sei nicht abschließend und könne später noch ergänzt werden, hieß es weiter.
In allen Regionen seien geeignete Standort für große Erneuerbaren-Anlagen und die Wasserstoffproduktion identifiziert worden, wobei neben gasförmigem Wasserstoff auch flüssiger Wasserstoff sowie die Derivate Ammoniak und Methanol berücksichtigt wurden. Darauf aufbauend stellten die Wissenschaftler fest, ob der Transport per Pipeline oder den Seeweg möglich sei, welche Energieträger in Frage kämen und welche Kosten für Herstellung, Transport und eine eventuelle Rückwandlung anfallen. Diese Import-Optionen verglich das Fraunhofer ISE mit der Produktion von Wasserstoff in Baden-Württemberg sowie Nord- und Ostdeutschland.
Die Ergebnisse zeigen, dass der Transport per Pipeline langfristig die günstigste Importoption sei, insbesondere wenn der grüne Wasserstoff aus Deutschland und anderen europäischen Ländern nach Baden-Württemberg geliefert werden, so das Ergebnis des Fraunhofer ISE. Die Bereitstellungskosten per Pipeline beziffern die Wissenschaftler für das Jahr 2040 mit 2,4 bis 4,3 Euro pro Kilogramm. Der Transport per Schiff biete jedoch eine höhere Flexibilität bei der Wahl eines Energieträgers sowie der Diversifizierung von Importländern.
Gleichzeitig wäre – so die Studie weiter – auch die lokale Wasserstoffproduktion „in Zukunft durchaus konkurrenzfähig“. Das Fraunhofer ISE kommt für die heimische Produktion auf eine Kostenspanne zwischen 3,4 und 3,8 Euro pro Kilogramm Wasserstoff. Allerdings weisen die Wissenschaftler gleichzeitig auf die begrenzte Flächenverfügbarkeit für Erneuerbaren-Anlagen hin, die die Wasserstoffproduktion in Baden-Württemberg beschränkt. Somit seien für den Wasserstoffhochlauf Importe unverzichtbar.
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Wenn wir denn wirklich bei Wasserstoffpreisen um 4 Euro pro kg landen, dann wird eine kWh Strom aus Wasserstoff mehr als doppelt so teuer sein wie heute eine kWh Strom aus Gas.
Das wird in 5 bis 10 Jahren ein verdammt guter Kurs sein.
Wenn 1,x Milliarden Menschen mehr um Energie hecheln – raten Sie mal, was mit dem Gaspreis passiert. Angebot und Nachfrage und so und mal versuchen so ein ganz klein wenig strategisch in die Zukunft zu denken.
@HD
Und was soll mit diesem Wasserstoff dann in BW zu konkurrenzfähigen Weltmarktpreisen produziert werden? Vermutlich nichts.
Wer soll die Kosten für den Pipelinebau und die Kryotankschiffe bezahlen? Wo wird hier aktuell und in näherer Zukunft in diese Infrastruktur investiert?
Ich halte die Studie für realitätsfern. Bis 2030 soll ein Pipelinenetz stehen. Das ist in fünf Jahren. Die Investitionen sollen aus der Privatwirtschaft kommen. Das will ich sehen. Das kommt höchstens, wenn der Staat zu 100% das Kredit-Ausfallrisiko trägt.
Der Erdgaspreis wird die Geschwindikeit des Umbaus bestimmen. Da mach ich mir gar keine Sorgen, dass dieser Hebel funktionieren wird.
Es wird immer so getan, als wäre es selbstverständlich, dass immer dann wenn zuviel Strom da ist, wie selbstverständlich die passende Leistung an Elektrolyseuren herumsteht und den überschüssigen Strom in H2 Wandeln. Kann man die machen. Dazu müsste man dann aber für alles was in Zukunft an zuviel noch gebaut wird an WEA Anlagen fast die gleiche Kapazität an Elektrolyseuren bauen. Je MW Kosten die aber so ab 2 5 Mio aufwärts und damit deutlich mehr als die WEA. Der Haken an der Sache ist aber, dass die Dinger dann nutzlos rumstehen, wenn kein Strom von den EE Generatoren kommt. Derart teure Anlagen Kosten aber auch, wenn sie nur rumstehen und zwar heftigst. Unter einer Auslastung von 4000 Jahresstunden braucht man den Taschenrechner gar nicht anmachen. und auf die kommen wir in ganz Deutschland nicht. Dazu kommt, dass die Dinger nicht nur zeitabhängig altern, sondern die Stacks je nach Last und Reinheit des Wasser auch nur bis 60000 Stunden halten. Das gewonnene Gas ist in der Urform gar nicht Nutzbar. Das Volumen ist bei gleichem Gewicht und das 8fache größer. Ergo müssten die Leitungen einen viel größeren Durchmesser haben, man müsste die Pumpen vergrößern und die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen oder man kuehlt und komprimiert das H2. Das kostet aber. Unter 1,5 € je kg wird das nicht zu machen sein. Die Frauenhofer Institute gehen da von Bedingungen aus, dieces so bei uns nicht geben wird. Man muss nur gucken was in China heute Elektrolyseure Kosten. Das ist zwar die Hälfte wie bei uns und die schaffen dort auch mehr als 5.500 Betriebsstunden aber das wird bei uns nicht kommen. die Chinesen haben unendlich Platz und die bauen nur dorthin wo sich die Generatoren auch rechnen. Das geht bei uns gar nicht. Und zudem darf man den Frauenhofer Rechenkünstlern durchaus eine gehörige Portion Misstrauen entgegenbringen. Haben die doch mal gesagt wenn die Windkraft richtig Fahrt aufnimmt Kosten die WEA weniger als die Hälfte. Das war leider nicht so eher das Gegenteil. Strom aus heimischen Wasserstoff wird’s nicht geben, das rechnet sich nie.
Danke, ich bin auch dieser Meinung. Das Jahr war aber 20240 !! Und nicht demnächst 😉
H2 darf nicht teurer sein als Erdgas.
Die Firmen, die große Mengen Erdgas brauchen, werden sonst nicht mehr hier produzieren.
Im Juni 2024 betrug der Erdgaspreis für Geschäftskunden in den USA durchschnittlich 0,037 US-Dollar pro Kilowattstunde.
@Manfred Thümler:
Verabschieden Sie sich von dem Gedanken, dass Wasserstoff günstiger als Erdgas sein wird. Ggf günstiger als das künstlich durch CO2 Abgaben verteuerte Produkt. Aber sicher nicht günstiger als das Methan, welches am Weltmarkt gehandelt wird.
RGS schreibt: Wo wird hier aktuell und in näherer Zukunft investiert ?
Lieber RGS . Es fängt doch mit der neuen Regierung gerade erst an, interessant zu werden.
Und es wird zukünftig dafür weitaus mehr grüner Wasserstoff benötigt, als wir selber momentan produzieren könnten. Denn auch dafür braucht es wie beim Stromnetz-Ausbau Pipelines von A nach B. https://www.h2land-nrw.de/ In NRW sind wir da schon ein ganzes Stück weiter, und es muss nun unter der Regierung Merz zügig so weiter laufen. Das ist gerade erst der Anfang einer neuen Energie-Epoche. Beispiel: Am Anfang war das der Energieträger Holz. Es folgten Klütten, Briketts, Öl, Gas,
und heute ist es der grüne Wasserstoff. Alles brauchte auch Damals eine Entwicklungszeit, welche nicht von heute auf Morgen umgesetzt werden kann. Ich erinnere mich noch als kleiner Junge , wo damals in der Grundschule gefragt wurde: Habt ihr auch schon eine Öl-Heizung, oder heizt ihr noch mit Briketts ? Die flächendeckende Umstellung auf eine ( damals ) hoch moderne Öl-Heizung war da schon was besonderes. Aber es brauchte auch entsprechende Jahre, bis das es flächendeckend in ganz Deutschland umgesetzt war. Und in dieser Phase befinden wir uns jetzt auch bei der Umstellung zum Wasserstoff. Wenn die Haupt-Pipelines verlegt sind, muss es kommunal mit der flächendeckenden Produktion von grünem Wasserstoff in ganz Deutschland weitergehen. Und das braucht halt seine Zeit . Und die Regierung Friedrich Merz muss nun beweisen, dass diese auch an den versprochenen Wahl-Zielen festhält. Siehe auch in PV Magazin: Serie-Wahlprogramme fit für die Energiewende : CDU Versprechen -Ausbau von Wasserstoff-Projekten ankurbeln. Nun liegt es also an Friedrich Merz, seine Versprechen an die Deutsche Industrie und an den Deutschen Bürger auch umzusetzen. Und dazu braucht es eben auch wie beim Strom ein gut funktionierendes Netzwerk. Dies setzt natürlich auch in den einzelnen Kreisen eine gewisse Vorarbeit zur Umsetzung voraus. Hier ein Beispiel : http://www.h2-hub-rheinland.de
Ruckzuck auf Wasserstoff setzen ist … … den zweiten Schritt vor dem ersten tun – bringt nur scheinbar eine baldige bessere Zukunft, denn
der logische erste Schritt wäre schon längst gewesen,
1. Verbrennungsprozesse zwecks Energie/Wärme-Gewinnung erst mal auf niedrigmolekulare Kohlenwasserstoffe umzustellen -wie beispielsweise Erdgas und Methanol-
weil diese rund doppelt Wasser / halb CO2 bei der Verbrennung produzieren
2. und die höher molekularen, flüssigen Kohlewasserstoffe immer weniger zu „verbrennen“, immer mehr zu technisch / biologisch / edizinisch nutzbaren Produkten umzustricken
Das Ergebnis wäre dann
zu 1.: Bei Verbrennungsprozessen wird pro Energie-Einheit nur etwa halb so viel CO2 freigesetzt
zu 2.: Die endlichen Resourcen hochmolekularer Kohlenwasserstoffe /Erdöl reichen länger
3. Wir könnten uns mit weniger Zeitdruck und Kosten eine immer optimalere Wasserstoff-Erzeugung erarbeiten
Danke
man kann H2 mit thermischer Elektrolyse sehr günstig herstellen mit AKWs
Oha, schon wieder- AKW UND günstig. Mannomann – bitte bei den Fakten bleiben. Wasserstoff büchst aus wo er nur kann. Er muss gekühlt werden. Man braucht SEEEEHR viel davon und noch viel mehr Energie.
Das Beste ist ein Derivat zu transportieren und dort – wo H2 gebraucht wird, es umzuwandeln. Liegt alles schon fest, ist getestet und kann in Serie gehen – wird nur ignoriert. Bitte mal sachkundig machen.
Engelbert Montagne schreibt: Der Haken an der Sache ist aber, dass die Dinger dann nutzlos rumstehen, wenn kein Strom von den EE Generatoren kommt.
Lieber Engelbert, Das ist nur zum Teil richtig, so lange das passende System flächendeckend noch
nicht ausgebaut ist. Das wird aber kommen. In NRW nehmen wir hier eine Vorreiterrolle zum Thema Produktion von grünen Wasserstoff ein. https://www.bmwk.de/Redaktion/DE/Pressemitteilungen/2025/20250214-bund-und-nrw-fuehren-praxischeck-zur-genehmigung-von-elektrolyseuren-durch.html
Und das ist auch nötig ! Denn die Produktion von grünem Wasserstoff wird als vielfältig einsetzbare Erzeugungsmethode und somit als Energieträger eine Schlüsselrolle in der zukünftigen Energieversorgung Deutschlands einnehmen. Entscheidend ist aber der Standpunkt eines Kommunal-Elektrolyseurs. Jede Kommune hat einen Einspeisepunkt an einem Umspannwerk. Und genau dort in der Nähe sollte auch der Elektrolyseur stehen. Dieser nimmt den Überschuss der Kommune auf, und wandelt diesen in grünen Wasserstoff um. Kommt gerade kein grüner Strom aus dieser Richtung, bekommt der Kommunal-Elektrolyseur diesen aus dem Umspannwerk. ( erläuft, und läuft, und läuft ! ) Und das erst recht in heißen Sommern wo ja laut Bundesnetzagentur die Drähte verglühen. Schau dir einmal die Wasserstoff Roadmap NRW an . http://www.wirtschaft.nrw
Und was den Preis für einen einheitlichen Kommunal-Elektrolyseur in Serie angeht, ( Made in Germany-NRW ) bist du mit deinen Preisvorstellungen weit am Thema vorbei. Denn wir arbeiten daran. Schon jetzt kannst du dir aber auch deinen eigenen Mini- Kommunal- Elektrolyseur auf ladeengel.de bestellen. Dieser leistet 50NM3 , und kostet 429.000 Euro. Das wäre für ganz kleine Kommunen zumindest mal ein Startschuss. Denn auch hier ist es nicht anders als bei den PV Anlagen, welche damals noch unerschwinglich waren, und heute regelrecht verscherbelt werden. Fazit: Alles braucht seine Zeit !
Manfred Thümler schreibt: man kann H2 mit thermischer Elektrolyse sehr günstig herstellen, mit AKWs.
Das stimmte mal lieber Manfred. Doch nachdem die CDU unter Angela Merkel dafür gesorgt hat, das es in Deutschland keine Atomkraft mehr gibt, ( und das ist auch gut so ) und die gleiche Regierung
damals ain 2009-2010 die Deutsche Solar-Entwicklung ebenfalls plattgemacht hat, wie Hans Diel es hier ja auch schon öfter richtig dargestellt hat, wäre die unabhängige Produktion von H2 in Deutschland unbezahlbar. https://nuclear-free.com/mediaportal/news/atomstrom-mit-abstand-am-teuersten.html Das hat natürlich mit den Kosten und den langen Bauzeiten neuer Anlagen zu tuen.
Siehe Kernkraftwerk in GB in Hinkelpoint. Kalkulation : 21,8 Milliarden Euro. Und in 2024 waren es dann schon 52,1 Milliarden Euro ! Fertigstellung ? Vermutlich erst in 2031. Und was dieser schnelle ( langsame ) Brüter dann insgesamt gekostet hat, weiß noch keiner. Vielleicht wird es ja doch noch eine Kalkar-Kopie. Von daher muss Herr Merz jetzt wirklich richtig Gas geben, was den Ausbau der Erneuerbaren angeht. Dann werden auch die Produktionskosten von kommunal erzeugtem grünem Wasserstoff drastisch sinken.