Videos einer privaten Drohnenaufnahme kursieren in den sozialen Medien und zeigen das Ausmaß der Schäden an der schwimmenden Photovoltaik-Anlage auf dem Ostsee bei Cottbus. Dort, wo eigentlich Solarmodule auf ihrer Unterkonstruktion fest montiert sein sollten, geht der Blick nur noch ins grünliche Wasser. Zwischen den Halterungsstäben schwimmen Pontons frei herum und etliche Module sind verrutscht oder unter der trüben Oberfläche versunken. Aktuell schwimmen fast 1900 Solarboote, die an 34 Dalben befestigt worden sind, auf dem Ostsee.
„Etwa vier Prozent der Solarboote im westlichen Teil der Anlage sind von Schäden betroffen“, sagt Margarita Schulz, Sprecherin der Lausitz Energie Bergbau AG (Leag). Der Energieversorger ist Betreiber der Anlage. Bereits am 20. Dezember bestätigte das Unternehmen auf Nachfrage von pv magazine, dass Module im Randbereich der Anlage durch einen Sturm beschädigt wurden. Weitere Nachfragen blieben zunächst unbeantwortet.
Anfang dieser Woche teilte die Leag auf eine weitere Anfrage mit, dass sich Solarmodule unter Wasser befinden und geborgen werden müssen, während Pontons an die Ufer gespült wurden. „An den Dalben oder weiteren Anlagen-Komponenten wie Transformatoren gab es keine Schäden“, so Schulz weiter. Die Module und Pontons lösten sich demnach Mitte Dezember bei einem Starkwindereignis. „Wir haben noch keine abschießende Auskunft dazu, wie hoch Windgeschwindigkeit und die Wellenhöhe am Schadensort war“, sagt Schulz. Laut Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) lagen die Windgeschwindigkeitsspitzen in Cottbus vom 15. bis 17. Dezember bei rund 14 Metern pro Sekunde. Ob diese Werte ausreichen, um derartige Schäden an der Floating-Photovoltaik-Anlage zu verursachen, müssen Experten bewerten.
„Im am schwersten betroffenen Teil der Anlage hielt die Unterkonstruktion der Belastung durch Wind und Wellen nicht stand“, sagt Susanne Münch, Sprecherin der Pfalzwerke. Das Unternehmen aus Ludwigshafen am Rhein setzt den Bau als EPC (Engineering, Procurement, Construction) -Dienstleister im Auftrag der LEFPV Cottbuser Ostsee GmbH & Co. KG um. „Die Westseite ist aufgrund ihrer exponierten Lage verstärkt Witterungseinflüssen ausgesetzt. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2024 entstanden erste kleinere Schäden durch vereinzelte Wetterereignisse“, sagt Münch. Ohne Schutz seien schwimmende Photovoltaik-Anlagen starken, physikalischen Einflüssen ausgesetzt, die die Struktur der Anlage mechanisch belasten.
Zusätzliche Schutzmaßnahmen
Leag plant nun Schutzmaßnahmen, darunter den Bau eines Wellenbrechers, mit dessen Errichtung im Frühjahr begonnen werden soll, sagt Schulz. Um weitere Schäden zu verhindern, seien unbeschädigte Anlagenteile zusätzlich gesichert worden, insbesondere an der West-, Nord- und Südseite. Nach Bekanntwerden des Schadens habe Leag damit begonnen, die Anlage zu sichern und beschädigte Anlagenteile zu bergen. Einen konkreten Plan für die Reparatur oder Bergung der gesunkenen Solarmodule gibt es jedoch noch nicht. „Aktuell wird ein Reparaturkonzept entwickelt. Auch für die Bergung der beschädigten Solarmodule wird ein Konzept erarbeitet“, so Schulz. Wie hoch der bezifferte Schaden ausfällt oder wer die Kosten tragen wird, dazu macht sie auf Nachfrage keine Angaben.
Die schwimmende Photovoltaik-Anlage auf dem Cottbuser Ostsee, wo noch bis 2015 Kohle gefördert wurde, ist nach Angaben der Leag die größte ihrer Art in Deutschland. Sie sollte nach den ursprünglichen Plänen seit dem Jahreswechsel mit fast 51.000 schwimmenden Solarmodulen 29 Megawatt Leistung liefern und damit circa 8000 Haushalte jährlich mit Strom versorgen können.
Aufbau war im Trockenen geplant
Anfänglich wollten Leag und Pfalzwerke die gesamte Anlage auf dem trockenen Seegrund errichten, um sie dann aufschwimmen zu lassen. Doch durch unerwartet starke Regenfälle der letzten beiden Jahre stieg der Wasserstand schneller als prognostiziert, sodass ein Aufbau auf trockenem Boden nicht mehr möglich war und das Konzept kurzfristig angepasst werden musste, sagt Schulz.
Die Anlage war noch nicht in Betrieb, als es zu den Schäden kurz vor dem Jahreswechsel kam. Ursprünglichen Mitteilungen zufolge sollte sie zum Jahreswechsel 2024/25 in Betrieb gehen. Den Zeitpunkt der Inbetriebnahme hält Leag offen. Er hängt von einer Gesetzesänderung im EEG ab, die aktuell auf eine EU-beihilferechtliche Genehmigung wartet und voraussichtlich nicht vor Juli wirksam wird, so Schulz.
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ärgerlich würde ich sagen.
Wenn die Anlage im Dezember im Betrieb genommen werden sollte und nun erst im Juli würde ich mich als Privater ärgern.
1: neues verschärftes Gesetz
2: 2 x schon eine Senkung der EEG
Aber vermutlich läuft das bei einer solchen Anlagengröße eh anders.
Aber ob da für eine Versicherung aufkommt (?)
… noch ärgerlicher, weil der Wellenbrecher früher schon angedacht war und aus Kostengründen gestrichen wurde.
Wer weiß wer diesen, unter Bezug einer kleinen Provision, als Ersparnis im Projekt verkauft hat.
14 m/s sind gerade mal 50 km/h, also zwar Wind aber kein Sturm.
Der Statiknachweis für unsere Dach-PV garantiert da wesentlich höhere Werte, es gab auch schon wesentlich stärkeren Wind. Ohne Schäden.
Gibt es für Floating-Anlagen keine Normen?
Hier die im Artikel angesprochenen Drohnenaufnahmen:
https://www.facebook.com/brandenburgaktuell.rbb/videos/kaputte-photovoltaik-auf-dem-cottbuser-ostsee/614955108147322/
Deutsche Ingenieurskunst 2025
Volle Panne 🙈
Ein Vorzeigeprojekt der besonderen Art 😬
Try and Error.
Ohne das jemand was probiert und dabei eventuell nachjustiert werden muss. entstehen keine neuen Ideen.
Es sind nur 4% der Anlage betroffen. PV Module haben kein Problem untergetaucht zu werden. Und am Ende weiß man wie es besser geht und kann das nächste Projekt effizienter planen.
Alles richtig gemacht.
Das ist wirklich bitter – da investiert man in ein zukunftsweisendes Projekt und dann macht einem das Wetter einen Strich durch die Rechnung. 🌊💨 Dass so eine große Floating-PV-Anlage Wellen und Sturm standhalten muss, war ja eigentlich absehbar. Hoffentlich bringt der geplante Wellenbrecher die nötige Stabilität, bevor noch mehr Module baden gehen. Trotzdem bleibt die Frage: Warum wurden diese Risiken nicht von Anfang an besser einkalkuliert? 🤔