EEG-Reform-Vorschlag: marktliche und staatliche Mittel stärker verschränken

Solarpark, Mecklenburg-Vorpommern, Borrentin, 114 Megawatt, Belectric, Encavis

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Wie lassen sich ausreichend private Investitionen für erneuerbare Energien anreizen, ohne dass dabei der Strom zu teuer oder der Staatshaushalt übermäßig belastet wird? Dieser Frage ging jüngst ein Team von Agora Energiewende nach. Die Lösung: zweiseitige Differenzverträge kombiniert mit mehrjährigen PPAs.

So soll der Bedarf an staatlichen Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt reduziert werden, ohne die Geschwindigkeit beim Ausbau der erneuerbaren Energien abreißen zu lassen. In einem neuen Förderregime würde nicht mehr die individuelle Stromerzeugung einer Anlage als Grundlage für die Erlösabsicherung dienen, sondern die einer Referenzanlage, schlägt Agora vor. Dies schaffe für Betreiber die Anreize, nicht nur auf die produzierte Strommenge zu planen, sondern auch auf den Marktwert des Stroms zu achten, beispielsweise durch eine Kombination mit Batteriespeichern oder die Nutzung von Schwachwindanlagen. Außerdem schlagen die Autoren vor, das bestehende Marktprämienmodell zu einem zweiseitigen Differenzvertrag weiterzuentwickeln, bei dem hohe Markterlöse teilweise abgeschöpft werden, während bei niedrigen Erlösen eine staatliche Absicherung greift.

Der Thinktank sieht mehrere aktuelle Herausforderungen beim Ausbau und der Finanzierung von erneuerbarer Energie. Erstens: die Volatilität der Stromerzeugung durch Windkraft- und Solaranlagen führt in Zeiten hoher Einspeisung zu negativen Strompreisen, was Einnahmeausfälle für Betreiber mit sich bringt. Zweitens: Das aktuelle Marktprämienmodell setze zudem Fehlanreize, da es jede eingespeiste Kilowattstunde vergütet, unabhängig davon, ob bereits ein Überangebot besteht. Drittens sehen sich Investoren einem höheren Risiko durch mögliche staatliche Eingriffe zur Abschöpfung von Übergewinnen in Krisenzeiten ausgesetzt. Das führe zu höheren Finanzierungskosten.

Die vorgeschlagene Reform soll Investoren mehr Sicherheit bieten und gleichzeitig Fehlanreize im aktuellen Fördermodell korrigieren. Differenzverträge könnten dabei helfen, Erlösausfälle bei negativen Strompreisen abzufedern, indem die Förderung auf eine bestimmte Strommenge statt auf eine feste Laufzeit ausgerichtet wird. Zudem könnten mehrjährige PPAs als Ergänzung dienen, um Anlagen in den ersten Betriebsjahren wirtschaftlich abzusichern und den staatlichen Zuschussbedarf weiter zu senken.

„Die neue Bundesregierung hat die Chance, den Grundstein für ein effizienteres und klimaneutrales Stromsystem zu legen, und so die Erfolgsgeschichte der erneuerbaren Energien in einem veränderten Marktumfeld fortzuschreiben“, sagt Philipp Godron, Programmleiter Strom bei Agora Energiewende. „Es ist essenziell, dass wir die Ausbaudynamik der Erneuerbaren durch ein staatliches Absicherungsinstrument erhöhen und zugleich Wind und Solarenergie stärker an den Markt heranführen. Eine solche Reform ist eine Win-win-Lösung, denn sie bringt uns beim Erneuerbaren-Ziel auf Kurs und hilft zugleich, die Stromkosten weiter zu senken.“

Agora schlägt vor, dass Projektierer im Ausschreibungsprozess den Umfang der staatlichen Absicherung flexibel wählen können. Wer bereit ist, höhere Marktrisiken zu übernehmen, kann auf eine Absicherung verzichten und potenzielle Mehrerlöse vollständig behalten. Umgekehrt unterliegen Gewinne während der staatlichen Absicherungsphase einer Abschöpfung. Dieses Modell ermögliche eine gezielte staatliche Unterstützung in riskanteren Marktphasen, während in stabileren Zeiten marktbasierte Finanzierungen genutzt werden können.

Mit dieser Reform könnte aus Sicht von Agora Energiewende das aktuelle EEG-Fördersystem abgelöst werden. Dessen beihilferechtliche Genehmigung laufe Ende 2026 aus und müsse ohnehin neu beantragt werden. Gleichzeitig erfülle der Agora-Vorschlag die EU-Vorgaben, die eine beidseitige Absicherung, also Differenzverträge, bei staatlichen Förderungen bis 2027 vorschreiben. Agora sieht in diesem Modell eine Möglichkeit, die Kosten für Verbraucher und den Staat zu senken und Investitionen in Wind- und Solarenergie weiterhin attraktiv zu gestalten.

Der vollständige Vorschlag zur Förderregime-Reform kann hier nachgelesen werden.

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