Monatliches Energiemarkt-Update: Knappes Gas und regulatorische Risiken dominieren die Energiemärkte im Januar

Axpo, Trading

Teilen

Die Energiemärkte waren zu Beginn des Jahres 2025 dank des Wetters und eines weiterhin angespannten Gasmarktes überwiegend im Aufwind. Allerdings mischte sich auch die Politik ein und sorgte für Unsicherheit in Bezug auf die globalen makroökonomischen Aussichten – die sich insbesondere in schwächeren Ölpreisen niederschlugen – und die regionale Energiepolitik.

Auf den Elektrizitätsmärkten erforderte eine relativ lange windarme Periode in Mitteleuropa im Januar erhebliche Mengen an thermischer Stromerzeugung. Angesichts des knappen Gasangebots stieg die Nachfrage nach Strom aus Kohle- und Braunkohlekraftwerken deutlich an. Infolgedessen sorgte der größere Kohlenstoff-Fußabdruck des europäischen Strommarktes in diesem Zeitraum für einen zusätzlichen Aufwärtsdruck auf die Strompreise. Die steigende Nachfrage nach Emissionszertifikaten von Versorgungsunternehmen und Investmentfonds ließ die EUA-Kohlenstoffpreise zum ersten Mal seit Ende 2023 über 80 Euro pro Tonne CO2 steigen.

Die zweite Quelle der Hausse kam vom Gasmarkt. Das windstille und etwas kühlere Wetter als im letzten Jahr in Verbindung mit der Verringerung der russischen Gaslieferungen aus Pipelines, da der Transit durch die Ukraine eingestellt wurde, führte im Januar zur größten Entnahme aus den EU-Gasspeichern seit 2021. Die Speicher waren Anfang Februar zu etwa 53 Prozent gefüllt, was deutlich unter den 70 Prozent des Vorjahres und dem Fünfjahresdurchschnitt von 60 Prozent liegt. Aufgrund dieser angespannten Lage ist ein Speicherfüllstand im 30 Prozent-Bereich am Ende des Winters wahrscheinlicher. Damit bleibt eine große Lücke, die bis zum 1. November geschlossen werden muss, um das EU-Ziel von 90 Prozent zu erreichen.

Eine Möglichkeit, dieser Herausforderung zu begegnen, besteht darin, zusätzliche LNG-Ladungen nach Europa zu holen. Die Preise signalisieren dies bereits, und wir erwarten in den kommenden Wochen einen deutlichen Anstieg der LNG-Ankünfte an den europäischen Küsten. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dies ausreicht, um die Speicherlücke zu schließen. In der Zwischenzeit skizzieren Deutschland und andere Länder, wie Subventionsmechanismen aussehen könnten, um ihre „out-of-the-money“ (OTM)-Speicher zu füllen. Insgesamt sorgen der hohe Einspeicherbedarf in Europa in diesem Sommer und die Ungewissheit über regulatorische Eingriffe für einen starken, wenn auch volatilen Gasmarkt in den kommenden Monaten.

Dieser potenzielle Eingriff in den Gasmarkt ist jedoch nicht das Einzige, was die Marktteilnehmer genau im Auge behalten. Auch die Maßnahmen der neuen US-Administration unter Donald Trump ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, insbesondere die Auswirkungen der neuen Einfuhrzölle auf den Welthandel im Allgemeinen und auf LNG, Öl und Kohle im Besonderen. Die Ideen in Bezug auf den Panamakanal, den Russland-Ukraine-Krieg oder den Nahen Osten werden ebenfalls sorgfältig beobachtet.

Und nicht zuletzt müssen wir auch die politischen Entwicklungen hier in Europa aufmerksam verfolgen. In Deutschland werden die Bundestagswahlen am 23. Februar über die künftige Führung des Landes und mögliche Änderungen in der Wirtschafts-, Einwanderungs-, Energie- und Umweltpolitik entscheiden. Am 26. Februar wird die Europäische Kommission voraussichtlich ihren lang erwarteten „Clean Industrial Deal“ vorlegen, einen Plan, der darauf abzielt, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie wiederherzustellen und gleichzeitig ihre weltweite Führungsrolle bei den Bemühungen um die Dekarbonisierung zu erhalten.

Andy Sommer, Axpo— Der Autor Andy Sommer ist seit 1992 als Analyst in der Energiebranche aktiv und bewertet seit 2008 für Axpo die globalen Märkte. Seit einigen Jahren führt er das Team „Fundamental Analysis & Modeling“, mit dem er für interne und externe Kunden Einschätzungen zu den Energiemärkten in Europa und weltweit erstellt. Das Team konnte mit seinen Services im Jahr 2021 den Energy Risk Award für „Research in European Power“ gewinnen. www.axpo.com

Die Blogbeiträge und Kommentare auf www.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion@pv-magazine.com.

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.

Popular content

Solarpark, Hessen, Schneider GmbH, Autobahn
Studie: Summe der noch zu zahlenden EEG-Vergütung ist vergleichsweise klein
27 März 2025 Forscher der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg haben errechnet, das der Großteil der für das Erreichen der Erneuerbare-Zie...