Ist das verantwortungsvolle Politik?

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„Es macht nicht den verantwortungsbewussten Politiker aus, Meinungsforschung zu treiben, um zu wissen, was populär ist, was ankommt, und dann das Populäre zu vertreten. Die Aufgabe des Politikers ist es, das Richtige zu tun und es populär zu machen.” Das Zitat stammt vom ehemaligen FDP-Bundespräsidenten Walter Scheel. Und was erleben wir im Moment?

Da ist Politik eben – wenn man alles, was man gemacht hat, immer noch positiv darstellen kann! Das konnten wir diese Woche wieder live miterleben.

Wir alle wissen genau, dass die Sektoren ihre Klimaziele bei weitem nicht erreichen, insbesondere Wärme und Verkehr. Und damit setzen wir nicht „nur“ unsere Lebensgrundlagen aufs Spiel, nein, wir verstoßen auch eindeutig gegen Verfassung und aktuelle Gesetzeslage. Und wir alle wissen, dass es viele Maßnahmen gäbe, um diesen Sektorenzielen wenigstens punktuell näherzukommen. Was wir noch wissen, ist, dass ein Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) und ein Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) aber ganz einfach nicht gewillt sind, auch nur einen dieser Punkte in die Tat umzusetzen. Natürlich gibt’s da auch Gründe, denn für Tempolimits haben wir ja zum Beispiel im ach so unterentwickelten Deutschland keine Schilder, um nur ein Beispiel zu nennen. Diese beiden Herren vertreten nicht Ihr Land, sondern einzig und allein die Klientel, die sie gewählt hat – und das ist ja doch eine recht kleine Minderheit – Porsche lässt grüßen! Da fragt man sich, ob man nur als kleiner Land-Gemeinderat mal einen Eid geschworen hat oder ob es sowas für Minister auch gibt.

Echte Politik im Sinne des Landes und der Menschen können oder wollen Sie also nicht. Aber das muss man ihnen lassen: Verhandeln – das können Sie! Man könnte auch sagen, mit Ihrer Blockadehaltung andere über den Tisch ziehen.

Sie haben also durchgesetzt, dass die Sektoren sich nicht mehr einzeln rechtfertigen müssen, wenn sie ihre CO2-Einsparziele verfehlen. Vielmehr setzt man sich am Ende des Jahres zusammen und sieht: „Aha, wir sind weit weg vom Ziel, wir müssen was tun.“ Aber eine direkte Verantwortlichkeit eines einzelnen Sektors oder gar eines einzelnen Ministers kann daraus nicht mehr abgeleitet werden. Also Verhandlungsziel erreicht – oder kurz gesagt: Narrenfreiheit!

Gerade die FDP gibt sich ja immer als wirtschaftsnah. Jeder, der in einer Firma auch nur den Posten eines kleinen Gruppenleiters oder Abteilungsleiters begleiten darf, weiß, dass so eine Vorgehensweise nie zum Ziel führen kann. Wie soll konstruktive Kritik geübt werden? Möglichst zeitnah und möglichst direkt – so kann es zum Ziel führen. Wie soll die Zielerreichung überwacht werden? Naja, im „Handbuch des kleinen Managers“ kann diese wichtigsten Grundregeln ja jeder selbst nachlesen!

Aber drehen wir doch den Spieß um, lieber Herr Lindner. Wenn diese Vorgehensweise so toll ist – warum machen wir es nicht im Finanzsektor genauso? Jedes Ministerium gibt ganz einfach so viel Geld aus, wie es meint. Am Ende des Jahres setzen wir uns zusammen und dann werden wir sehen, wo wir landen. Was bei den Klimazielen so toll funktioniert, sollte doch bei den Finanzen auch ein schönes und modernes Modell sein. Nicht wahr?

Wie haben sie mal gesagt, lieber Herr Lindner: „Es ist besser, nicht zu regieren, als schlecht zu regieren.“ Da kann man nur sagen:  Wenn Sie sonst schon keinerlei Grundsätze haben, bleiben Sie doch wenigstens ihren eigenen treu!

— Der Autor Hans Urban hat den Solarbereich bei Schletter aufgebaut. Seit seinem Ausscheiden aus der dortigen Geschäftsleitung ist er als Berater tätig. Zudem hält er deutschlandweit Vorträge zu Themen rund um erneuerbare Energien und Elektromobilität. —

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