Gewerbespeichermarkt zieht an: 43 Megawattstunden für 2020 im Marktstammdatenregister gemeldet

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Lange Zeit gab es kaum Informationen über den aufstrebenden Markt für Gewerbespeicher. Das Marktstammdatenregister wirft nach zwei Jahren Betrieb jedoch endlich Licht auf die Installationen der letzten Jahre – höchste Zeit, ein wenig tiefer in die Daten zu blicken.

Abbildung 1: Kumulierte Registrierungen von Gewerbespeichern (links) und registrierter Zubau von Batteriekapazität und Batterieleistung (rechts) im Marktstammdatenregister (MaStR).

Quelle: Eigene Auswertung und Darstellung (Stand April 2021)

Im Vergleich zu den Heimspeichern für den Eigenverbrauch und den Großspeichern für Primärregelleistung bilden Gewerbespeicher – Anlagenklasse zwischen 30 Kilowattstunden und einer Megawattstunde – den kleinsten Markt unter den Batteriespeichern. Ende 2020 stellten Gewerbespeicher mit etwa 1550 registrierten Installationen und einer kumulierten Kapazität von rund 110 Megawattstunden und 55 Megawatt rund fünf Prozent der registrierten Batteriekapazität im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur dar. Insgesamt waren zum gleichen Zeitpunkt über 185.000 Batteriespeicher (2200 Megawattstunden/1400 Megawatt) bei der Bundesnetzagentur registriert. Hierbei sind nur Speichersysteme in Betrieb mit vollständig eingetragener Leistung, Kapazität und Batterietechnologie erfasst – ohne diese Filter liegt die Anzahl noch einige tausend Einträge höher.

Zwar sind die absoluten Zahlen der Gewerbespeicher-Registrierungen noch gering, aber das relative Wachstum ist enorm: Wurden 2019 noch 380 Gewerbespeicher registriert, stieg dieser Wert im Jahr 2020 auf 650 Gewerbespeicher an. Die zugebaute Kapazität ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um etwa 60 Prozent auf 43 Megawattstunden angestiegen, die zugebaute Leistung entspricht 22 Megawatt.

Die vielseitigen Anwendungen eines Gewerbespeichers umfassen beispielsweise die Erhöhung des solaren Eigenverbrauchs, die Lastspitzenkappung zur Netzentgeltreduktion, eine unterbrechungsfreie Stromversorgung oder die Netzintegration von erneuerbaren Energien und Elektrofahrzeugen. Diese unterschiedlichen Anwendungsgebiete lassen sich auch in der Auslegung der Speichersysteme wiederfinden: Vom kleinen produzierenden Gewerbe mit einem Speicher unterhalb von 50 Kilowattstunden über Speicher mit einigen 100 Kilowattstunden für beispielsweise ein Busdepot bis hin zu Speichern von fast 1000 Kilowattstunden für große Industriebetriebe ist mittlerweile jede Speichergröße im Marktstammdatenregister vertreten.

Die meisten Gewerbespeicher liegen jedoch in der Kapazitätsklasse bis 100 Kilowattstunden, die in den Jahren 2019 und 2020 rund 65 Prozent der neuregistrierten Kapazität ausgemacht hat. Zwischen 100 und 200 Kilowattstunden betrug dieser Anteil 2020 etwa 20 Prozent. Die wenigen großen Speichersysteme über 500 Kilowattstunden machten im Jahr 2019 noch 10 Prozent der zugebauten Kapazität aus, im Jahr 2020 weniger als 5 Prozent.

Neben den reinen Größenunterschieden geben auch die Entladedauern der Speichersysteme Informationen über ihren Einsatz. Speicher mit Entladedauern von deutlich weniger als einer Stunde werden vermutlich zur Lastspitzenkappung eingesetzt. Hierbei werden die Speichersysteme zum Puffern von Leistungsspitzen verwendet, um die Kosten der leistungsbezogenen Netzentgelte verringern zu können. Entladedauern von einigen Stunden lassen hingegen auf eine unterbrechungsfreie Stromversorgung oder die Erhöhung des Eigenverbrauchs schließen.

Abbildung 2: Neuinstallationen nach Kapazitätsklasse (links) und nach Batterietechnologie (rechts) im Marktstammdatenregister (MaStR). Werte gewichtet nach Kapazität

Quelle: Eigene Auswertung und Darstellung (Stand April 2021)

Analog zum Heimspeichermarkt hat sich auch im Gewerbespeichermarkt in den letzten Jahren ein deutlicher Trend zu Lithium-Ionen-Batterien gezeigt: Betrug der Anteil der Lithium-Ionen-Batterien im Jahr 2016 noch 55 Prozent, wird seit 2019 nahezu ausschließlich diese Technologie installiert. Insgesamt haben Lithium-Ionen-Batterien eine höhere Effizienz und in vielen Anwendungen eine längere Lebensdauer. Nichtsdestotrotz bieten sich Blei-Säure-Batterien insbesondere für die unterbrechungsfreie Stromversorgung an. Denn hierbei befinden sich die Batterien die meiste Zeit bei hohen Ladezuständen in Bereitschaft. In diesen Ladezuständen weisen Lithium-Ionen-Batterien eine stark beschleunigte Alterung auf. Bei Blei-Säure-Batterien ist dies jedoch nicht der Fall, weshalb gerade in dieser Anwendung ebenfalls lange Lebensdauern erwartet werden dürfen.

Ausblick: Stand April 2021 sind bereits einige größere Gewerbespeicherprojekte für das laufende Jahr registriert. Zudem zeichnen sich im Markt auch erste Unternehmen ab, die bereits mehrere Gewerbespeicher betreiben. Die Integration der erneuerbaren Energien und der Elektromobilität in die Stromnetze und die Nachrüstung gewerblicher Photovoltaik-Anlagen, deren Anspruch auf die EEG-Vergütung abläuft, werden dem Markt in den kommenden Jahren sicherlich weiteren Aufschwung geben.

Hinweis: Die Einträge im Marktstammdatenregister entsprechen unseren Analysen nach noch nicht dem Gesamtmarkt der stationären Batteriespeicher, dessen Entwicklungen in unseren gemeinsamen Veröffentlichungen mit dem Forschungszentrum Jülich hier eingesehen werden können: Studie 1, Studie 2.

Über die Autoren:

Jan Figgener ist Abteilungsleiter am Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Markt- und Technologieentwicklung, die Netzintegration und die Alterung von Batteriespeichern.

 

Christopher Hecht ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Elektrochemische Energiewandlung und Speichersystemtechnik der RWTH Aachen. Seine Forschung konzentriert sich auf die Interaktion von Elektrofahrzeugen und dem Stromnetz mit besonderem Fokus auf die Nutzung von öffentlicher Ladeinfrastruktur.

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