Polnische Landwirte setzen auf Photovoltaik statt Biogas

Teilen

Am 1. September lag die neu installierte Photovoltaik-Leistung in Polen bei 2528,371 Megawatt. Am 12. August konnte ein weiterer Höchstwert vermeldet werden, denn die polnischen Photovoltaik-Anlagen erzeugten erstmals 12,3 Gigawattstunden Strom innerhalb von 24 Stunden. Diese Erfolgsmeldungen können deutlich auf die staatlichen Förderprogramme „Mój Prąd“ und die Aktivierung der ländlichen Räume für die Solarenergie „Agroenergia“ zurückgeführt werden.

„Agroenergia“ startete vergangenes Jahr mit einem Fördervolumen von umgerechnet 50 Millionen. Euro. Während mit „Mój Prąd“ private Hausbesitzer angesprochen werden und diese als Prosumenten mit einem Zuschuss von bis 50 Prozent der Anschaffungskosten für Photovoltaik-Anlagen gefördert werden, richtet sich „Agroenergia“ an polnische Landwirte. Antragsberechtigt sind hauptberufliche Landwirte mit Höfen unter 300 Hektar. Gefördert werden Photovoltaik-Anlagen  von 50 Kilowatt bis1 Megawatt, Windkraftanlagen bis zu 3 Megawatt, Wasserkraftanlagen bis 5 Megawatt, Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen für Biomasse bis 20 Megawatt, Biogasanlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung 300 Kilowatt bis 2 Megawatt, Wärmepumpen und Energiespeicher. Darüber hinaus werden Investitionen auf dem Gebiet der Reduzierung des Verbrauchs von Primärrohstoffen, darunter fallen Technologien zur Herstellung alternativer Brennstoffe und Substrate, gefördert. Voraussetzung ist, dass mindestens 80 Prozent der Rohstoffe vom eigenen Hof stammen.

Das Fördervolumen von umgerechnet 50 Millionen Euro teilt sich auf in niedrig verzinste Kredite (30 Millionen. Euro) und direkte Förderprämien (20 Millionen Euro). Bis Ende Mai 2020 haben 500 Landwirte Anträge auf die Förderung von Photovoltaik-Anlagen gestellt. Weitere 26 Landwirte beantragten Fördergelder für Wärmepumpen. Lediglich acht Bauern wollen Förderungen für Biogasanlagen und KWK-Anlagen für Biomasse in Anspruch nehmen.

Der nationale Fonds für den Umwelt- und Wasserschutz (Narodowy Fundusz Ochrony Środowiska i Gospodarki Wodnej ), der für die Vergabe der Förderung zuständig ist, teilte mit, dass die Landwirte die Photovoltaik-Anlagen klar vorziehen, da diese wenig Serviceaufwand verursachen und mit erheblich weniger Bürokratie verbunden sind. Wichtig zu betonen ist jedoch, dass die maximale Einzelförderung jeweils einen Kredit von bis zu 500.000 Euro und bis zu 200.000 Euro Zuschuss umfasst, was kaum für den Bau einer Biogasanlage reicht.  Magdalena Skłodowska von dem Energiefachportal „WysokieNapiecie.pl“ schätzt, dass eine Biogasanlage mit einer Leistung von 0,5 Megawatt aktuell in Polen etwa 4 bis 5 Millionen Euro kostet.

Welche enormen Potenziale für die erneuerbaren Energien und insbesondere für die Solarenergie die polnische Provinz bietet, analysierte die Expertin Patrycja Rapacka bereits zu Jahresbeginn. Dabei berief sie sich auf den polnischen Verband der Solarenergiewirtschaft (PSES), der gerade bei den Landwirten eines der größten Wachstumspotenziale für die Branche ausmacht. In den offiziellen Publikationen des Verbandes finden sich mehrere Beispiele von Landwirten aus Deutschland, wo nach Ansicht der Verbandsexperten die Photovoltaik bereits heute eine Alternative für vergleichbare Investitionen in Anlagen und Maschinen darstellt.

„Es ist zu erwarten, dass Landwirte und Privatpersonen eine der größten Gruppen sein werden, die an Investitionen in Solarkraftwerke interessiert sein werden, und die Beteiligung dieser Gruppe kann in den nächsten drei bis vier Jahren um etwa 3.000 Investoren steigen,“ heißt es in der Verbandspublikation.

Die Unterstützung der Entwicklung der Solarenergie und anderer erneuerbarer Energien auf dem Land propagiert auch Landwirtschaftsminister Jan Ardanowski. Zwischen den zuständigen Ministerien wird deshalb eng zusammengearbeitet, da die erneuerbaren Energien nicht ausschließlich im ökonomischen und energetischen Kontext betrachtet werden, sondern zunehmend auch in gesellschaftlicher Hinsicht einen erheblichen Vorteil für die polnische Provinz darstellen. (Aleksandra Fedorska)

Dieser Inhalt ist urheberrechtlich geschützt und darf nicht kopiert werden. Wenn Sie mit uns kooperieren und Inhalte von uns teilweise nutzen wollen, nehmen Sie bitte Kontakt auf: redaktion@pv-magazine.com.