Europäischer Photovoltaik-Verband ESMC kritisiert EU-Vorschläge für Nachhaltigkeitskriterien bei Solarprodukten

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Das Joint Research Center der EU (JRC) untersucht derzeit, ob und wenn ja wie Photovoltaik-Module, -Wechselrichter und -Systeme in die bestehenden europäischen Instrumente für nachhaltige, umweltfreundliche Produkte – Ecodesign, Energy Label, EU Eco Label, Green Public Procurement – einbezogen werden können. Dieser Prozess ist partizipatorisch angelegt: Vertreter aus Industrie und Politik, Wissenschaftler, NGOs und andere Verbände sind aufgefordert, ihre Sichtweise einzubringen. Nun hat sich das neu gegründete European Solar Manufacturing Council (ESMC) als Repräsentant der europäischen Photovoltaik-Hersteller mit Kritik an den jüngsten Vorschlägen des JRC zu Wort gemeldet.

So hält es das ESMC für falsch, den Primärenergiebedarf der Produktion zum zentralen Indikator für die Nachhaltigkeit der Photovoltaik-Produkte zu machen. Stattdessen plädiert die Organisation dafür, die CO2-Emissionen zur Richtschnur zu nehmen –  schließlich ziele die EU darauf, den Treibhausgas-Ausstoß zu reduzieren. Der Fokus auf die Primärenergie verzerre das Bild und begünstige Nischentechnologien. Denkbar sei auch, die Emissionen zusätzlich zur Primärenergie als Indikator zu nehmen, beide jedoch in gleichem Rang.

Zudem kritisiert das ESMC, dass das JRC Daten zugrunde legt, die zum Teil acht, neun Jahre alt sind. Angesichts des schnellen technologischen Fortschritts seien sie völlig veraltet. Auf Basis dieser Daten würden mehr als neunzig Prozent aller Module heute das Ecolabel erhalten. Damit sei es nicht mehr aussagekräftig und verhindere Innovationen. Der Verband schlägt vor, 2018 zum Basisjahr zu machen – für alle Technologien, sonst seien sie nicht vergleichbar. Die rasante Entwicklung bei der Photovoltaik verlange es, die Daten regelmäßig zu überprüfen, idealerweise alle sechs Monate.

Nach Angaben des ESMC schlägt das JRC vor, den Installationsort der Module und Systeme zu berücksichtigen, nicht jedoch den Produktionsort. Die EU solle hingegen vielmehr unterstützen, für einen gegebenen Installationsort das umweltfreundlichste Produkt zu wählen, so der Verband, in dem sich Hersteller, Anlagenbauer und Wissenschaftler zusammengeschlossen haben. Das würde europäischen Herstellern einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Bei der Berechnung der CO2-Emissionen im Strommix soll standardmäßig ein europäischer Durchschnitt zugrunde gelegt werden – verbunden mit der Möglichkeit für einzelne Staaten, ambitioniertere Standards zu setzen.

Das JRC argumentiert, dass die Mehrzahl der Jobs in der Solarbranche im Downstream-Bereich, also etwa bei der Installation der Anlagen, angesiedelt ist. Daher sollte die Politik eher diesen Bereich als das Upstream-Segment, sprich die Fertigung der Produkte, stärken. Das ESMC hält diese Sichtweise für falsch. Erstens sei es in diesem Kontext nicht Aufgabe, das Volumen der Photovoltaik-Installationen zu erhöhen, sondern die Entscheidung für hochwertige, umweltfreundliche Produkte zu erleichtern, ob sie nun aus Europa kommen oder aus Übersee. Zweitens: Ohne europäische Solarindustrie wäre der Druck der Importeure, keine einschränkenden Umweltvorschriften zu erlassen, ziemlich hoch, da 92 Prozent des globalen Photovoltaik-Marktes außerhalb der Europäischen Union liegt. Drittens: Im Upstream-Bereich gebe es sehr viele gut bezahlte Jobs, die ein hohes Maß an Qualifikation erfordern. Fielen diese weg, könnten sie nicht so einfach durch Jobs im Downstream-Bereich ersetzt werden.

Mehr zum Stand des Ecodesign-Verfahrens lesen Sie auch in der November-Ausgabe des pv magazine Deutschland. Sie erscheint am 18. November.

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