Die Siedlung in Hügelshart bei Augsburg ist deutschlandweit eine der ersten, die nach den Kriterien des Bundesumweltministeriums als Effizienzhaus Plus-Siedlung gebaut wurde. Ein Jahr nach Einzug der Bewohner ziehen Baywa re und Asset Bauen Wohnen ein positives Fazit: Alle Erwartungen sind voll erfüllt.
Die neun Einfamilienhäuser und vier Doppelhaushälften der Siedlung sind jeweils mit Klimadecken, einer Photovoltaik-Anlage, einer Luft-Wasser-Wärmepumpe mit Inverter-Technologie und thermischem Wasserspeicher sowie einem Batteriespeicher ausgestattet worden. So sollen sie mehr Energie erzeugen, als die Bewohner der Siedlung im Jahresdurchschnitt verbrauchen. Eine erste Auswertung ergab nun, dass eine durchschnittliche Eigenversorgung von 53 Prozent, bezogen auf Haushaltsstrom, Warmwasser, Heizung und Kühlung, erreicht wurde, wie es am Dienstag hieß. Damit habe die Siedlung im ersten Jahr rund 80 Prozent der im Vorfeld berechneten Simulationswerte erreicht. „Lässt man außergewöhnliche Faktoren außen vor, wie zum Beispiel die Kühlung, die bei der Simulation der Anlagentechnik nicht berücksichtigt war, sind wir in etwa bei unserer errechneten Eigenversorgung von 70 Prozent“, so Steffen Mechter, Leiter Strategische Geschäftsentwicklung bei Baywa Baustoffe.
Während Baywa re für die Konzeption von Photovoltaik-Anlage und Batteriespeicher verantwortlich war, übernahm Stiebel Eltron die Installation der Wärmepumpe, die in der Siedlung die haustechnischen Funktionen Heizen, Kühlen, Lüften und Warmwasserbereiten übernimmt. „Die Versorgung der Luft-Wasser-Wärmepumpe durch die Photovoltaik-Anlage beträgt im Schnitt 50 Prozent, davon deckt die Batterie 6 bis 7 Prozent ab. Somit musste die Wärmepumpe weniger als die Hälfte ihres Strombedarfs aus dem Netz beziehen“, erklärte Oliver Bast, Produktmanager von Stiebel Eltron.
Seit dem Bezug der Häuser, der sukzessive ab Mitte 2017 bis zum Jahreswechsel erfolgte, lägen nun Nutzungs- und Betriebsdaten vor. Das erste Jahr habe gezeigt, wie wichtig das Nutzerverhalten der Bewohner und Energiemanagement sei. Bei der Auswertung fiel auf, dass das Verhalten der Bewohner deutlich größere Auswirkungen auf die Energiebilanz eines Gebäudes habe, als ursprünglich angenommen. „So lag der Haushaltsstrom um einiges höher, als die in der Simulation angesetzten 3200 Kilowattstunden pro Jahr“, so Mechter weiter. Ein Grund sei der heiße Sommer gewesen, der die Bewohner vermehrt zum Kühlen veranlasst habe. „Hier sollte über Anpassungen im Energiemanagement noch besser die Energie aus der Photovoltaikanlage genutzt werden können“, so Mechter mit Blick auf Optimierungsansätze für neue Projekte. Als Erfolg habe sich die verbaute Klimadecke herausgestellt. Sie kühle oder wärme alle Bauteile verwirbelungsfrei, so dass es eine gleichmäßig angenehme Temperierung gebe.
Baywa re will gemeinsam mit den Projektpartnern die Daten auch in den kommenden zwei Jahren auswerten. Die langfristigen Erfahrungen sollen in die Konzeption von neuen Energieeffizienzhäusern Plus sowie die Erhöhung des Eigenverbrauchs von Haushalten einfließen.
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Die prozentualen Werte sind aber wenig aussagekräftig, wenn man nicht weiß, was absolut verbraucht wurde. Der einzig genannte absolute Wert sind die 3200kWh Haushaltsstrom, die aber nicht eingehalten wurden. Mir ist ein geringer Prozentsatz Eigenversorgung lieber, wenn der Fremdenergiebedarf aber absolut trotzdem niedriger ist. Die höchste prozentuale Eigenversorgung erreicht man mit einem schlecht gedämmten Haus, das eine lange Heizperiode von Ende September bis Anfang Mai hat. Da hat man die Hälfte der Zeit noch ordentliche PV-Erträge, die den Wärmebedarf zu 100% decken können. Der Knackpunkt ist immer der tiefe Winter, wenn die Wärmepumpe schlecht arbeitet, die PV auch, und der Wärmebedarf hoch ist.
Bei so einer hübschen Siedlung mit reichlich anspruchsvollen Verbrauchern fände ich es sinnvoller eine zentrale KWK-Anlage zu installieren und/oder einen zentralen saisonalen Wärmespeicher, der von Solarthermie gespeist wird, womöglich sogar aus PVT-Kollektoren. Beim Neubau einer ganzen Siedlung lässt sich sowas ja gleich mitplanen.
Grundsätzlich ist das schon mal toll das da auf jedem Haus das Dach mit PV Modulen voll belegt ist.
Aber mit weniger steilen Dächern könnte die Nord Seite mit belegt werden. Das würde bei bedecktem Himmel etwa die doppelte Energie bringen und nur unwesentlich mehr kosten, denn die Module kosten fast nix mehr.
Bei einer komplett neu gebauten Siedlung für jedes einzelne Gebäude eine eigene Heizungsanlage (Wärmepumpe) für nur ein paar wenige Tsd. KWh pro Jahr zu installieren ist einfach nur Geldschneiderei durch die ausführenden Unternehmen und die Heizungsmonteure die sich, auf Kosten der künftigen Hausbesitzer, hier ihre unnützen Arbeitsplätze für viele Jahrzehnte sichern.
Als Reihenhaussiedlung wäre der Verbund der Häuser mit einem Zentralen Heizsystem, welches kostengünstig mehrer Energiequellen hätte erschließen können, erleichtert worden. Desweiteren ergäben sich damit Vorteile bei den Heizkosten, Erschließungskosten, Kosten für Müllabfuhr und Post/Paketzustellung sowie ein vergrößertes Platzangebot an nutzbaren Grünflächen, also keine 2-3m schmalen unnützen Streifen, für jeden einzelnen Hausbesitzer.
Für die jeweils in jedem Haus, sicher auch in jeder einzelnen Hälfte, verbauten Batteriespeicher gilt das gleiche wie für die Heizungsanlagen, das ist Geldschneiderei auf Kosten der Hausbesitzer und der Steuerzahler, da hierfür garantiert bei jedem einzelnen Speicher Fördermittel geflossen sind. Ein Zentraler Speicher für die komplette Siedlung wäre das Mittel der Wahl gewesen, wenn Volkswirtschaftliche Aspekte relevant wären.
Hier fehlen eindeutig die gesetzlichen Rahmenbedingungen um Systeme zu fördern die mit minimalem Ressourcen und künftigen Arbeits Aufwand einen maximalen Mehrwert liefern.
Insgesamt sehr gut analysiert. Nur der Vorschlag, auf Reihenhäuser zu setzen (die natürlich leichter zu dämmen sind), wird nicht bei jedem auf Zustimmung stoßen. Mancher lebt doch ungern Wand an Wand mit anderen Menschen, weil er selber Musik macht, oder die lautstarken Streitereien des in der Öffentlichkeit so liebenswerten Nachbarehepaares nicht hören will. Ein Haus „um das man drumherumgehen kann“ ist schon ein großes Komfortmerkmal. Das Photo der Neubausiedlung wirkt schon etwas erschreckend, aber in 10 Jahren stehen da Bäume und Hecken und die Häuser wirken nicht mehr so nackt. Ich hätte eher anzumerken, dass die Dachgeschosse schlecht nutzbar sind unter diesen steilen Dächern ohne Kniestock. Flacheres Dach und ausreichend hoher Kniestock, so dass man Fenster reinbekommt, macht die Flächen darunter wesentlich angenehmer nutzbar
Interessante Machbarkeitsstudie um herauszufinden, welcher Restbedarf verbleibt, wenn ein Haus ausschließlich mit Strom versorgt wird und ohne Rücksicht auf Kosten technisch ausgerüstet ist. Das Ergebnis ist ernüchternd: 47% Fremdbezug zur Deckung des Energiebedarfs. Zur objektiven Beurteilung fehlt die Angabe der Absolutwerte von Bezug und Ertrag in Euro und kWh.
20% Fehlerabweichung zur, begründet damit, dass die Nutzer unerwartet Energie zum Kühlen verschwendet haben. Kühlen sollte in unseren Breitengraden Krankenäusern und anderen öffentlichen Einrichtungen vorbehalten sein. Die Luft-Wasser-Wärmepumpe ist dafür schlecht geeignet, da die Temperaturdifferenz zur Luft ausgerechnet dann, wenn man die Anlage am dringendsten braucht, am extremsten ist. Angaben dazu wären sehr hilfreich.
Ich kann den Vorrednern nur zustimmen. Für den Komfortstrom kann man ja Einzelanlagen bauen. Hier ist dann jeder für sein Tun selbst verantwortlich und kann seinem Luxus frönen. Heizen würde ich allerdings wie beschrieben zentral. Meine Idee wäre hier Saisonalspeicher Solarthermie für die Übergangszeit und wenn es richtig knackig kalt wird mit Hackschnitzel nachheizen.
Das Konzept ist mit Sicherheit interessant, aber was noch interessanter wären die Kosten für die ganze Technik im Haus wie Wärmepumpe, Lüftungsanlage und Klimadecken und Warmwasserspeicher sowie Photovoltaik-Anlage mit Stromspeicher.