Altmaier verlegt Strukturwandel vom Kohlerevier in Windbranche

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Während die „Kohlekommission“ mit Hochdruck am Strukturwandel in den bisherigen Braunkohleregionen arbeitet, will CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier ganz woanders einen Strukturwandel, nämlich in der Windenergie. „Der Strukturwandel in der Windbranche muss für alle leistbar sein“, wird er in der „Volksstimme“ zitiert. Damit dieser – derzeit in Form des Abbaus von über 800 Arbeitsplätzen beim Windkraft-Marktführer Enercon – möglichst reibungslos über die Bühne geht, hat sich der Minister mit Betriebsräten und IG-Metall-Vertretern zusammengesetzt. Jede in Deutschland weniger gebaute Windkraftanlage ist schließlich ein Argument für die Beibehaltung der Kohleverstromung und somit gegen den Strukturwandel in den Braunkohlerevieren, darum geht es Altmaier.

In Pressemitteilungen hat Enercon den politischen Hintergrund des Windkraft-Markteinbruchs in Deutschland klar benannt: „Rahmenbedingungen in der Windenergiebranche gefährden deutsche Energiewende / Dringender Korrekturbedarf beim Ausschreibungsmodell … Wir haben deutlich gemacht, dass es vor allem neue Regelungen für Sonderausschreibungen braucht sowie eine Anhebung der Ausschreibungsmenge. Nur so werden die vereinbarten Klimaschutzziele langfristig zu erreichen sein. Die Koalition im Bund hat sich klar zur Energiewende und damit zum weiteren Ausbau der Onshore-Windenergie bekannt. Wir erwarten, dass dies nicht nur ein Lippenbekenntnis ist. Dringend erforderlich ist auch eine Verbesserung bei Genehmigungsverfahren. Derzeit können onshore mehrere Tausend MW an Projekten in Deutschland nicht realisiert werden.“

Folge: „Wir haben deutlich gemacht, dass wir den Hauptanteil unserer Umsätze unter den aktuellen Voraussetzungen in internationalen Märkten erzielen müssen. Hier liegen jetzt in den nächsten Monaten unsere Wachstumsperspektiven.“

Dass Deutschlands irrige Klima- und Energiepolitik auch rein wirtschaftlich eine Dummheit ist, heben die Energiewende-Akteure seit Jahr und Tag hervor. Nun wird es auch in der Windkraftbranche konkret.

Auf welch bescheidenem intellektuellem Niveau sich die energiepolitischen Diskussionen bewegen, ist auch dem pv magazine mal wieder zu entnehmen: „Der Netzausbau muss deutlich beschleunigt werden“, ist das Fazit des BDEW-Hauptgeschäftsführers Stefan Kapferer aus der Kohlekommission. Wieso aber sind Netze so bedeutungsvoll, wenn Kapferer selber ausführt, dass die örtliche Verlagerung von Strom irrelevant ist: „Die für Wind und Photovoltaik entscheidenden Großwetterlagen führen in Zentraleuropa zu einer mehr oder weniger deutlichen Gleichzeitigkeit von Erzeugungsmangel oder Überflusssituationen. … Ein besonders kalter Winter macht nicht an einer deutschen Grenze halt. Und die stromintensiven Werktage sind in Europa auch identisch. Wir können uns in solchen Phasen nicht darauf verlassen, aus diesen Ländern Strom in nennenswertem Umfang importieren zu können.“

Da ist es doch wahrhaft ein Lichtblick, wenn Lichtblick-Geschäftsführer Gero Lücking klar macht: „Die Alternativen sind längst da: Lokale Stromproduktion aus Wind und Sonne, die wir intelligent vernetzen und bei Bedarf speichern. So schaffen wir neue Jobs und sichern die Stromversorgung“.

Hier sollte sich doch auch Enercon angesprochen fühlen und gemeinsam mit Betriebsrat und IG-Metall zur Stelle sein!

— Der Autor Christfried Lenz war unter anderem tätig als Organist, Musikwissenschaftler und Rundfunkautor. Politisiert in der 68er Studentenbewegung, wurde „Verbindung von Hand- und Kopfarbeit“ – also möglichst unmittelbare Umsetzung von Erkenntnissen in die Praxis – zu einer Leitlinie seines Wirkens. So versorgt er sich in seinem Haus in der Altmark (Sachsen-Anhalt) seit 2013 zu 100 Prozent mit dem Strom seiner PV-Inselanlage. Nach erfolgreicher Beendigung des Kampfes der BI „Kein CO2-Endlager Altmark“ engagiert er sich ganz für den Ausbau der Ereneuerbaren in der Region. Als Mitglied des Gründungsvorstands der aus der BI hervorgegangenen BürgerEnergieAltmark eG, wirkte er mit an der Realisierung einer 750 Kilowatt-Freiflächenanlage in Salzwedel. Lenz kommentiert das energiepolitische Geschehen in verschiedenen Medien und mobilisiert zu praktischen Aktionen für die Energiewende —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht zwangsläufig die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte an redaktion(at)pv-magazine.com.

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