Dauerhafte Sommerzeit bringt Betreibern von Photovoltaik-Anlagen am meisten

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pv magazine: Welche positiven und negativen Auswirkungen hat die Sommerzeit auf den Energieverbrauch?
Swantje Gährs (Foto): In erster Linie zielt die Sommerzeit auf eine Verringerung des Bedarfs an künstlicher Beleuchtung in privaten Haushalten ab, indem abends eine Stunde länger Tageslicht zur Verfügung steht. Während es vor allem in der Übergangszeit in den Wochen vor und nach der Zeitumstellung morgens zu geringen Mehrverbräuchen durch zusätzlichen Beleuchtungsbedarf kommen kann, werden diese am Nachmittag beziehungsweise Abend durch einen deutlichen Verbrauchsrückgang überkompensiert, sodass es hier im Saldo zu einer Verbrauchsminderung kommt.

Wie wirkt sich die Sommerzeit auf Heizen und Kühlen bei privaten Haushalten aus?
Die Sommerzeit führt zusätzlich zu kühleren Temperaturen am Morgen, während es nachmittags und abends länger warm ist. Dadurch kann es in der Übergangszeit morgens zu Mehrverbräuchen beim Heizen kommen, während im Sommer abends der Bedarf an Klimatisierung steigen kann. Studien, die den nationalen Stromverbrauch untersuchen, berücksichtigen diese Effekte in den Bereichen Raumwärme und Klimatisierung nur teilweise, da in den meisten Ländern ein Großteil der Raumwärme durch die Verbrennung von Brennstoffen vor Ort erzeugt wird. Die Beurteilung dieser Effekte unterscheidet sich dabei von Land zu Land stark: Studien aus dem Süden der USA kommen im Saldo zu Mehrverbräuchen durch die Sommerzeit, während Simulationsrechnungen aus Frankreich und Deutschland von einer Verbrauchsminderung ausgehen. Eine Beobachtung von über 50 Wohneinheiten in Deutschland Anfang der 1980er Jahre stellte keine signifikante Änderung beim Heizenergieverbrauch fest.

Hat die Sommerzeit noch weitere Auswirkungen?
Darüber hinaus kann sich auch das Freizeitverhalten verändern: Die längere Helligkeit am Abend könnte beispielsweise für eine Zunahme an Ausflügen oder sonstigen Außerhaus-Aktivitäten führen, also Shopping, Kino oder Sport, wodurch bei den Haushalten nochmals weniger Energie verbraucht wird, während es gleichzeitig an anderer Stelle zu Mehrverbräuchen durch diese Aktivitäten kommen kann. Diese möglichen Verbrauchssteigerungen in bestimmten Gewerbezweigen wie Unterhaltung und Freizeit übersteigen die erwähnten Einsparungen aber nicht.

Nun wird mal wieder die Abschaffung der Sommerzeit diskutiert. Welche Auswirkungen hätte dies für die Erträge der in Deutschland installierten Photovoltaik-Anlagen?
Auf die von der Photovoltaik-Anlage erzeugte Energie hat die Sommerzeit zunächst keine Auswirkung, da diese nur von der Sonneneinstrahlung beeinflusst wird und nicht von der Uhrzeit. Wird die Anlage dabei ausschließlich durch die Einspeisung der Energie und die damit erhaltene EEG-Vergütung finanziert, hat die Sommerzeit auch für den Anlagenbetreiber und seine Erträge keine Auswirkungen. Für den Betreiber einer Photovoltaik-Anlage ergeben sich erst Unterschiede, wenn der erzeugte Strom auch selbst verbraucht wird und dieser Eigenverbrauch damit auch die Finanzierung der Anlage gewährleistet.

Welche Unterschiede ergeben sich?
In diesem Fall würde der Stromverbrauch des Haushalts sich während der Sommerzeit zeitlich eine Stunde nach vorne verschieben und sich somit die Korrelation zur erzeugten Sonnenenergie ändern. Da in den Abendstunden häufig mehr Strom verbraucht wird als in den Morgenstunden, verschiebt sich in der Sommerzeit prinzipiell ein höherer Anteil an Stromverbrauch in die Zeit, zu der die Sonne scheint und somit auch selbst erzeugter Strom aus der Photovoltaik-Anlage vorhanden ist. Die Abschaffung der Sommerzeit würde sich somit negativ auf den Eigenverbrauch der privaten Haushalte mit Photovoltaik-Anlage auswirken.

Haben Sie die Auswirkungen schon mal berechnet?
Bei einer Photovoltaik-Anlage mit fünf Kilowatt Leistung würde sich nach unseren Berechnungen der Eigenverbrauch durch die Abschaffung der Sommerzeit je nach Größe des Haushalts um etwa 50 bis 100 Kilowattstunde pro Jahr reduzieren. Rechnet man nun die erhöhten Kosten für den Strom – bei einem Strombezugspreis von 30 Cent pro Kilowattstunde und spezifischen Kosten für den selbsterzeugten Strom von 12 Cent pro Kilowattstunde – aus und verrechnet dies mit der zusätzlichen aktuellen EEG-Vergütung für den eingespeisten Strom entspricht das jährlichen Mehrkosten beziehungsweise Mindereinnahmen für den Anlagenbetreiber von etwa 9 bis 18 Euro.

Wie wären die Auswirkungen auf die Erträge der Photovoltaik-Betreiber, wenn man die Winterzeit und nicht die Sommerzeit abschaffen würde?
Der oben erwähnte Effekt der Verschiebung von Stromverbrauch in Zeiten, zu denen die Photovoltaik-Anlage Strom erzeugt, würde sich weiter verstärken. Aufgrund der geringen Erträge der Photovoltaik-Anlage im Winter sind die zusätzlichen Auswirkungen jedoch minimal und es kann höchstens mit einem zusätzlichen Eigenverbrauch von zehn Kilowattstunden im Jahr gegenüber dem jetzigen Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit gerechnet werden.

Könnten sie diese Ergebnisse auch in Korrelation zur Beibehaltung des bisherigen Systems – also von Sommer- und Winterzeit – setzen?
Durch die Abschaffung der Sommerzeit würde sich der Eigenverbrauch bei einer Fünf-Kilowattpeak-Anlage um etwa fünf bis sechs Prozent reduzieren, bei der Abschaffung der Winterzeit hingegen würde sich der Eigenverbrauch nur um weniger als ein Prozent steigern lassen. Dies zeigt sich auch in der oben aufgezeigten Kostenrechnung. Eine Abschaffung der Sommerzeit würde mit einer jährlichen Einbuße der Anlagenbetreiber von 9 bis 18 Euro einhergehen. Die zusätzlichen Einnahmen durch die Abschaffung der Winterzeit lägen hingegen nur bei wenigen Cent pro Jahr.

Hat die installierte Photovoltaik-Leistung eine Auswirkung auf diese Ergebnisse, also würden sich die Ergebnisse ab einer bestimmten installierten Leistung vermutlich ändern?
Die Leistung der Photovoltaik hat genau wie auch das Verbrauchsverhalten über den Tag verteilt eine große Auswirkung auf den Einfluss der Sommerzeit. Je kleiner die PV-Anlage im bei gleichbleibender Haushaltsgröße desto kleiner ist der Einfluss der Sommerzeit. Insgesamt stellt sich aber eine Sättigung des Einflusses ein. So ist davon auszugehen, dass auch bei sehr großen PV-Anlagen die oben genannten Einflussgrößen kaum überschritten werden. Daneben ist auch die Ausrichtung relevant. Hier gilt, dass eine Anlage in östlicher Ausrichtung eher von einer Verschiebung des Stromverbrauchs in die Morgenstunden und damit der Winterzeit profitiert, wohingegen sich die oben genannten Effekte bei einer westlichen Ausrichtung mit einer hohen Erzeugung in den Abendstunden noch verstärken.

Wenn das Ergebnis ist, dass die Sommerzeit besser mit dem Energieverbrauch korreliert, warum wird diese dann nicht beibehalten?
Neben dem Energieverbrauch allgemein und dem Eigenverbrauch aus Solarenergie im speziellen sind noch eine Reihe von weiteren Einflussfaktoren relevant bei der Entscheidung für oder gegen die Sommerzeit beziehungsweise für eine dauerhafte Sommerzeit. Insgesamt ist der Einfluss hier so klein, dass dies nicht die Grundlage für die Entscheidung bilden sollte, sondern andere Aspekte, wie etwa die Auswirkungen auf die Gesundheit mit einbezogen werden sollten. Zusätzlich beruhen die hier dargestellten Ergebnisse auf Untersuchungen mit Wetterdaten aus Deutschland, eine Betrachtung im europäischen Raum könnte durch anderes Verbrauchsverhalten und geografische Verortung der Länder zu anderen Ergebnissen führen. Diese Bewertung ist jedoch aufgrund der einheitlichen europäischen Zeitregelung für eine Entscheidungsgrundlage zwingend notwendig.

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