Deutschland fährt beim Ausbau der Elektromobilität hinterher

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In einem am Montag vorgestellten Report der Naturschutzorganisation WWF und des Energieunternehmes Lichtblick geht hervor, dass seit 2011 die Zahl der Elektroautos weltweit um das zwanzigfache gestiegen sind. Insgesamt seien demnach rund zwei Millionen „Stromer“ auf den Straßen unterwegs.

Der Bericht verglich unter anderem die Trends der Elektromobilität und kam zu dem Ergebnis, dass Deutschland in vielen Bereichen hinterher hinkt. Dem Report zufolge lag 2016 der Anteil der Elektroautos bei den Neuzulassungen in Deutschland bei gerade mal 0,7 Prozent. In Norwegen betrug der Anteil 29,3 Prozent. „Noch stehen wir am Anfang, aber der Trend Elektromobilität nimmt weltweit Fahrt auf. Ausgerechnet die ‚Automobil-Nation Deutschland‘ verschläft diese Entwicklung“, sagt Gero Lücking, Geschäftsführer Energiewirtschaft bei Lichtblick.

Nach Informationen des Bundesamts für Ausfuhrkontrollen und Wirtschaft wurden bis Ende Februar weniger als 13.000 Anträge für den staatlichen Zuschuss bei dem Kauf von Elektroautos gestellt. Der Report bemängelt in diesem Zusammenhang, dass die Kaufprämie allein nicht als Anreiz ausreicht. Andere Länder würden die Verbreitung von E-Fahrzeugen etwa mit deutlichen Steuervergünstigen, Zulassungsbeschränkungen für Verbrennungsmotoren oder sogar Pflichtquoten ankurbeln. Diese mangelnde Entschlossenheit Deutschlands sei vor allem für die Energiewende und ihre Klimaschutzziele hinderlich.

„Klimaschutz im Verkehrssektor gelingt nur, wenn die Zukunft aus elektrisch betriebenen Autos, Bussen, Rollern besteht, die Strom aus erneuerbaren Energien tanken“, sagt Viviane Raddatz, Klima- und Energieexpertin beim WWF Deutschland. „Der Verkehrssektor hat als einziger Wirtschaftsbereich bis heute keinen Beitrag zum Klimaschutz geleistet.“

Der Report kritisiert weiterhin die mangelnde technologische Innovation Deutschlands im Vergleich zu den USA. Dabei könnten die Batterien der Elektroautos künftig zum Speicher für erneuerbare Energien im Stromnetz werden. Dem Report zufolge sei die Integration von E-Autos in das Stromsystem technisch machbar und wirtschaftlich attraktiv. Dabei müssten jedoch Autos und öffentliche Ladesäulen so ausgerüstet werden, dass die Batterien nicht nur Strom laden, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, so Lichtblick und WWF. Das könne allein in Deutschland bis 2050 ein Speicherpotenzial von 250 Gigawattstunden ausmachen, was in etwa das Sechsfache des heute in Pumpspeicherkraftwerken bereitstehenden Puffers entsprechen würde.

Erst vorige Woche hatte das Bundesverkehrsministerium ein 300-Millionen-Euro-Förderprogramm für den Bau von 5.000 Schnelllade- und 10.000 Normalladestationen bis 2020 gestartet. Die Förderrichtlinie „Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge in Deutschland“ soll helfen, ein flächendeckendes, bedarfsgerechtes und nutzerfreundliches Netz an Ladestationen für Elektrofahrzeuge aufzubauen. Ob die Ladestationen technisch so ausgerüstet sind, dass sie auch Strom in das Netz zurückspeisen können, hat das Bundesverkehrsministerium dabei nicht erwähnt.

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