Installiert leuchten Solarzellen in einem schönen Dunkelblau oder erscheinen immer häufiger in elegantem Schwarz. Da vergisst man leicht, dass das Ausgangsmaterial silbrig matt glänzt und die Herstellungsprozesse teilweise ziemlich dreckig sind. Die meisten multikristallinen Wafer werden mit einer Drahtsäge geschnitten, unterstützt von der Slurry, einer Suspension mit kleinen Silizium-Stückchen. Diese kühlt und unterstützt, während der Draht aus dem Silizium-Ingot die rund 150 Mikrometer dicken Scheiben sägt. Etwas weniger Material, aber immer noch etwa 100 bis 120 Mikrometer gehen dabei als Sägeverschnitt verloren.
„Es gibt mit der Diamantdrahtsägetechnik inzwischen eine günstigere Methode, Siliziumwafer herzustellen, doch diese eignete sich bisher hauptsächlich für monokristalline Wafer, da bei multikristallinen Wafern die Prozesse für die Weiterverarbeitung noch nicht so weit entwickelt waren“, sagt Giso Hahn, Professor an der Universität Konstanz und Leiter der dortigen Photovoltaikforschung. Das will die Firma Schmid mit der nun vorgestellten Methode ändern. Lassen sich multikristalline Wafer, die günstiger sind als monokristalline Wafer, mit Diamantdrahtsägen bearbeiten, können die Kosten für Solarstrom weiter sinken.
Diamantdraht sägt schneller, benötigt keine Slurry und verursacht weniger Sägeverschnitt. Für monokristalline Wafer ist diese Methode bereits etabliert und hat dazu beigetragen, dass die Kosten der Monowafer in den letzten Jahren gesunken sind. Laut Christian Buchner, Leiter des Geschäftsbereichs Photovoltaics beim Maschinenbauer Gebrüder Schmid, um sechs bis acht Cent pro Wafer. Rechnet man mit vier bis fünf Watt Leistung pro Wafer, macht das 1,5 bis 2 Cent pro Watt Kostenreduktion.
Die Herausforderung für die Produktion von diamantdrahtgesägten multikristallinen Zellen liegt in der Kombination mit dem Texturverfahren, das am Anfang der Zellfertigung steht und die Oberflächen definiert aufrauen soll. Dadurch reduziert sich die Reflexion, sodass die Zelle einen größeren Teil des Sonnenlichts einfängt und die Effizienz steigt. Die Methode für die Texturierung monokristalliner und multikristalliner Wafer unterscheidet sich. Der Standard bei der Herstellung multikristalliner Zellen ist die sogenannte saure Texturierung, bei der der Wafer mit Flüssigkeiten bearbeitet wird.
„Beim Texturverfahren für multikristalline Wafer setzt man am Sägeschaden an“, erklärt Giso Hahn. Bei Diamantdrahtsägeverfahren sei dieser anders als bei Slurry-Sägeverfahren nicht mehr so homogen. „Wenn er nicht mehr so homogen ist, hat man ein Problem.“ Es gibt bereits Verfahren, mit denen die Texturierung trotzdem möglich ist. Das metallkatalytische Texturieren sei jedoch wegen seiner Tauglichkeit in Bezug auf Umwelttoxizität, Komplexität und Kosten laut Buchner „sehr fraglich“. Das sogenannte Plasmaätzen, das auch dafür geeignet ist, ist schon vor längerer Zeit eingeführt worden. Buchner sagt, dass es sich wegen zu hoher Kosten nicht durchgesetzt habe. Hier gehen die Einschätzungen auseinander. Rund 3 bis 3,5 Gigawatt Kapazität Zellproduktion mit Plasmaätzen existierten bereits, sagt ein Experte gegenüber pv magazine . Diese Maschinen könnten für Mono- und Multizellen genutzt werden. Das zeige, dass die Technologie akzeptiert und nicht zu teuer sei, außerdem führe sie zu Zellen mit höherem Wirkungsgrad.
Nach der Einschätzung der Experten, die der VDMA für die ITRPV-Roadmap befragt und zusammen mit „31 führenden“ internationalen Unternehmen aus der Industrie erstellt hat, lag der Anteil des Plasmaätzens im Jahr 2016 in der Multi-Produktion bei vielleicht zwei Prozent, rund 95 Prozent wurden danach mit der nasschemischen sauren Standard-Texturierung hergestellt. Buchner von Schmid schließt daraus, dass sich Plasmaätzen nicht oder nur langsam durchsetzen wird.
Neues Verfahren
Schmid hat jetzt jedenfalls ein Verfahren mit dem Namen DW PreTex vorgestellt, das die Einführung der günstigeren Sägemethode nach Ansicht von Christian Buchner beschleunigen könnte, da es das Problem der Weiterverarbeitung von Multiwafern, die mit Diamantdraht gesägt wurden, nach seinen Aussagen löst. „Damit erreichen unsere Kunden gleichmäßigere Oberflächen mit niedrigeren Reflexionswerten, als wenn sie slurrygesägte Wafer texturieren – bei Kosten von weniger als 0,01 Euro pro Wafer“, sagt Buchner, und das mit dem üblichen nasschemischen Standardprozess, der sauren Texturierung mit der Chemikalie HF/HNO3 . Das neue Verfahren basiere auf einem Inline-Nassprozess, der entweder beim Waferhersteller oder beim Zellhersteller vor der sauren Texturierung integriert werden könne. Dass das Konzept funktionieren kann, bestätigen Experten, auch wenn sie die Umsetzung und die genauen Kosten nicht kennen. Genauere Angaben macht Schmid noch nicht, da sich das Verfahren noch in der Patentierung befinde. Es seien auch schon große Volumina Wafer damit erzeugt worden.
Erfüllt das Verfahren das Kostenversprechen von Schmid und setzt es sich auf dem Markt zusammen mit diamantdrahtgesägten multikristallinen Wafern durch, könnte das die Produktionskosten um ein bis zwei Cent pro Watt senken, das wären drei bis sechs Prozent der derzeitigen Produktionskosten.
Kasten: pv magazine award
Preis für gute Ideen: In der Märzrunde haben drei Einreichungen die Juroren überzeugt.
Seit der letzten Runde im November bewarben sich neun Unternehmen. Drei Bewerbungen haben die Juroren Volker Quaschning, Professor für regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin, Hans Urban, Berater im Auftrag der Schletter Gruppe, und Winfried Wahl, Senior Manager RRC power solutions, in dieser Runde besonders überzeugt.
Schmid Group – Günstigerer Solarstrom
Viele kleine Entwicklungsschritte führen dazu, dass Solarmodule immer billiger werden. Das ist wichtig für die Energiewende und dafür, dass Solarstrom zunehmend in immer mehr Ländern billiger als Kohle-, Öl- oder Atomstrom erzeugt werden kann. Die Schmid Group hat eine Produktionsmethode vorgestellt, mit der die Kosten für multikristalline Solarmodule um ein bis zwei Cent pro Watt sinken können, wenn das Produkt hält, was es verspricht. Die Jury vergibt dafür den pv magazine award in der Kategorie „top innovation“.
Maxsolar – Lärmschutz mit Photovoltaik
Lärmschutzwände sind sinnvoll und noch besser, wenn sie Solarstrom produzieren. Maxsolar hat zusammen mit seinen Kooperationspartnern gezeigt, dass sich gut aussehende standardisierte Lösungen entwickeln lassen, die nur wenig mehr kosten als Standard-Lärmschutzwände und gleichzeitig Einnahmen erwirtschaften. Nach Ansicht ist der Jury ist das eine hervorragende Photovoltaikanwendung mit dem Potenzial auf eine weitere Verbreitung. Daher erhält Maxsolar den pv magazine award „top business model“. Mehr auf Seite 14.
Solarwatt – schnell, genau und batterieschonend
Das Batteriespeichersystem „My Reserve“ von Solarwatt regelt schnell und genau, sobald elektrische Verbraucher ein- und ausgeschaltet werden, und schont gleichzeitig den Akku. Es hängt zwar am Ende von der Anwendung und auch von anderen Eigenschaften ab, welches Speichersystem das sinnvollste ist. Doch die genannten Eigenschaften zeigen nach Ansicht der Jury, dass das Gerät durchdacht ist und den pv magazine award „top innovation“ verdient hat. Mehr auf Seite 35.
Bisherige Preisträger
Bisher haben Sun Culture, Solartechnik Mitteldeutschland, Africa Green Tec, Greenergetic, die Energiegenossenschaft Egis, Buzzn – the people power, DGS-Franken, Mobisol, das Grünstromwerk, DZ-4 und Suntility den Preis in der Kategorie „top business model“ gewonnen. PVplug, Aquion, Ownworld, Ubitricity, RES, Laudeley Betriebstechnik, Strombank, Endreß & Widmann, E3/DC und Qinous wurden mit dem Preis in der Kategorie „top innovation“ ausgezeichnet.
Mehr Informationen zu den Kriterien, zu den bisherigen Preisträgern, zu den Juroren und alles Nötige, falls Sie sich bewerben wollen, finden Sie hier:www.pv-magazine.de/award Der nächste Einsendeschluss ist am 19. April März 2017
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