Die Batterie rechnet sich für den Mieter schneller

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Warum führen Sie die Sonnenflat City ein?

Wir haben den Anspruch, saubere und bezahlbare Energie für alle anzubieten. Bis jetzt konnte man an den Konzepten, die auf dem Markt sind, zu Recht kritisieren, dass sie für eher wohlhabende Menschen mit Einfamilienhaus möglich sind. Wir haben ja auch mit Kunden mit Einfamilienhäusern unsere Community aufgebaut. Wir wollen das Konzept nun für Mieter und Wohnungsbesitzer öffnen. Mit der Einführung der Sonnenflat und der Möglichkeit, Regelenergievermarktung anzubieten, haben wir gesehen, dass es tatsächlich möglich ist. Man kann die Photovoltaikanlage physisch vom Speicher entkoppeln. Das ist aus unserer Sicht sinnvoll, weil es große Strommengen aus erneuerbaren Energien in Regionen wie etwa Brandenburg oder Mecklenburg gibt, die teilweise nicht genutzt werden können. Mit der Sonnenbatterie City können wir den Strom in den Großstädten speichern und gleichzeitig unseren Regelenergiepool erweitern.

Was sagen Sie den Mietern, in welcher Zeit sich die Batterie amortisiert?

Wenn man die historische Strompreissteigerung rechnet, liegt die Amortisation bei sechs bis sechseinhalb Jahren.

Die Mieter haben ja keinen Eigenverbrauch. Warum spielt auch bei Ihnen die Strompreissteigerung bezüglich der Amortisation eine Rolle?

Weil wir dem Kunden für zehn Jahre das Risiko abnehmen, dass der Strompreis, die Abgaben oder die Steuern steigen. Wir geben eine harte Garantie. Das bedeutet, wir geben eine Zehn-Jahres-Produktgarantie auf die Sonnenbatterie und eine Zehn-Jahres-Strompreisgarantie. Anders macht es für den Kunden keinen Sinn, weil er ja nicht die Möglichkeit hat, alternativ über den Eigenverbrauch Einnahmen zu erwirtschaften.

Der Kunde kann vermutlich bei mäßiger Strompreissteigerung innerhalb von zehn Jahren die Speicherkosten und zusätzlich um die 100 bis 200 Euro an Einnahmen erwirtschaften. Das hängt natürlich auch vom Stromtarif ab, mit dem man Ihr Angebot vergleicht. Halten Sie das für Motivation genug, oder ist es eher die Story um die Sonnenflat herum, dass man als Kunde die Energiewende unterstützt?

Es wird beides sein. Die Batterie rechnet sich für den Mieter schneller als jeder Eigenverbrauchsspeicher im PV-Anlagen-Segment.

Noch einmal zu dem Vorteil für die Energiewende. Wenn man die Speicher an den großen Erzeugungsanlagen aufbauen würde, könnte man Erzeugungspeaks puffern und dafür sorgen, dass die Energie schön langsam in die Städte fließt. Wäre das nicht sinnvoller?

Das ist sicherlich eine berechtigte Frage. Das Problem ist aber nicht, dass es die Trasse nicht gibt, sondern dass der Verbrauch in den Städten nicht groß genug ist, wenn die Überschussenergie zur Verfügung steht. Zum Beispiel sonntags, wenn der Stromverbrauch gering ist. Dann nutzen wir vorhandene Trassen und speichern den Strom in den Städten.

Damit verlassen Sie die Regelleistungsvermarktung und betreten das Feld des Stromhandels. Oder?

Das ist richtig. Wir können heute bereits sehr günstigen, überschüssigen Strom in unsere Sonnenbatterien einspeichern, und die Kunden können diesen zu Hause verbrauchen. Der nächste Schritt wäre es, diesen Strom bei hoher Nachfrage und höheren Preisen wieder zu verkaufen. Ob das geht, ist noch abhängig davon, dass Stromspeicher nicht mehr wie derzeit als Letztverbraucher gelten. Diese Letztverbraucherabgaben für Speicher müssen abgeschafft werden.

Was ist der Hebel, mit dem man etwas verdienen kann, wenn man den Strom am Sonntag in die Städte bringt?

Es gibt die Fälle von Negativpreisen. Die sind allerdings relativ selten. Es wird jedoch zunehmend Konsens, dass im Stromnetz die Flexibilität wertvoll wird und eine ausreichende Bepreisung erhält. Wir wetten darauf, dass es diese in absehbarer Zeit geben wird. Sie ist volkswirtschaftlich sinnvoll. Entscheidend für uns ist aber natürlich auch, dass wir im ersten Schritt unsere Kosten über die Primärregelleistungsvermarktung finanzieren können. Zusammen mit dem, was der Kunde zahlt, können wir die Garantie problemlos abdecken.

Ihre Installateure sind bisher vermutlich nicht so sehr in den Innenstädten der Großstädte aktiv. Suchen Sie für die Sonnenflat City zusätzliche Installateure?

Wir suchen immer Installateure, auch für dieses Produkt. Wir werden aber systematisch Stadt für Stadt vorgehen. Bestimmte Städte kommen zuerst, wie wahrscheinlich München, Berlin oder Hamburg. Die anfängliche Konzentration auf solche Ballungsgebiete ist für uns am kosteneffizientesten. Am Ende stimmt der Kunde ab. Wir haben 1.000 Vorbestellungen seit der Einführung bekommen. Wenn viele aus einer Region kommen, wird diese priorisiert.

Wie ist der Stand bei der Präqualifikation für die Primär- regelenergievermarktung?

Das Sonnen-Messkonzept zur Primärregelleistung ist in der Schweiz bereits präqualifiziert. In Deutschland haben wir schon positive Rückmeldung von einigen Übertragungsnetzbetreibern, aber die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber entscheiden gemeinschaftlich. Wir rechnen damit, dass wir zu Beginn des zweiten Quartals die Präqualifizierung bekannt geben können.

Man hört oft den Einwand, Sonnen habe mehr als 70 Millionen Investorengelder eingeworben und könne sich die Geschäftsmodelle leisten. Geld könne man damit aber nicht verdienen. Was erwidern Sie darauf?

Das habe ich schon so oft in meiner Karriere gehört, dass ich mich darüber freue. Ich habe das gehört, als ich bei Juwi im Solarbereich gearbeitet habe. Damals hat auch jeder gesagt, dass Solarenergie nie erfolgreich sein wird und dass die Penetration mit Solarstrom im Netz nicht mehr als drei Prozent betragen könne. Sonst kippe das Netz. Das ist alles Quatsch. Auch als ich bei Tesla war, habe ich solche Einwände gehört. Da haben alle gesagt, Elektromobilität wird nie kommen, wenn, dann kommt die Brennstoffzelle. Jetzt sind alle deutschen Automotivekonzerne dabei, Elektroautos zu entwickeln. Entscheidend für uns bei Sonnen ist, dass wir in Geschäftsmodelle investieren, die Zukunft haben. Für uns zählt daher nur, wie die Energiewirtschaft in zehn Jahren aussieht, nicht so sehr wie sie heute aussieht. Es wird immer mehr dezentrale Einheiten geben. Das bestreitet niemand. Es wird mehr Flexibilität geben, die gemanagt werden muss. Und es wird ein Auseinanderfallen von Produktion und Verbrauch geben. Daher ist allen klar, dass der Markt, auf den wir mit unseren Produkten fokussieren, kommen wird. Die Frage ist, kommt er in einem Jahr oder in zweien. Wenn sich das zu lange verzögert, hat Sonnen vielleicht eines Tages ein Problem. Wir sind ein Pionier und haben ein Risiko. Aber wir sind uns sehr sicher, dass es klappt.

Planen Sie einen Börsengang und müssen Sie dafür das Volumen der von Ihnen verkauften Speicher erhöhen?

Wir bereiten den Börsengang vor, und Ende 2017 werden wir die Entscheidung treffen, ob wir an die Börse gehen oder ob wir noch einmal eine Finanzierungsrunde machen. Wir haben viel vor, denn wir wollen in den USA expandieren, haben in Italien die Community aufgesetzt und haben das in Australien vor. Für uns ist der Speicherverkauf nicht so entscheidend. Die Analysten interessiert mehr, ob wir in der Lage sind, die Community zu erweitern und mehr Mitglieder zu bekommen. Dann verkaufen wir dem Kunden nicht nur einmal Hardware, sondern wir binden ihn 20 Jahre und machen damit durchgehend Umsätze. Für uns ist der Speicherverkauf nur die Eintrittskarte in eine dauerhafte vertragliche Beziehung mit dem Endkunden.

Das vollständige Interview mit Philipp Schröder finden Sie online aufwww.pv-magazine.de. Geben Sie dafür ins Suchfeld den Webcode 5454 ein.

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