pv magazine: Solarwatt und Myreserve sind den meisten ein Begriff. Sie bringen jetzt ein neues Produkt heraus. Was ist neu?
Detlef Neuhaus: Die Basis ist unser Myreserve-System, das ja 4,4 Kilowattstunden Speicherkapazität hat. Wir bringen es nun in einer Variante mit 2,2 Kilowattstunden auf den Markt. Das verkaufen wir in einem sogenannten Flexi-Paket, das heißt mit zehn 270-Watt-Glas-Glas-Modulen, einem AC-Sensor und einer entsprechenden Optimizer-Software. Das Paket kostet 5.985 Euro Endkundenpreis brutto, 2.799 Euro davon sind der Speicher. Das ist aus unserer Sicht ein sensationeller Preis. Wer den Speicher ohne Paket haben will, muss dafür auch weniger als 4.000 Euro zahlen.
Das ist ein ziemlich kleines System. Warum ist das sinnvoll?
Das macht Sinn, wenn der Kunde nicht sofort viel Geld in die Hand nehmen will, aber trotzdem das Bedürfnis hat, eigene regenerative Energie zu nutzen. Wir bieten damit ein Einsteigerpaket an, und der Kunde kann sich dann nach einem halben oder ganzen Jahr entscheiden, ob er die Anlage erweitern will oder nicht. Bei einem Durchschnittsstromverbrauch von 4.000 bis 5.000 Kilowattstunden wird er in der Regel zu dem Schluss kommen, dass sich dann eine Erweiterung lohnen wird. Dann kann er problemlos ein zweites Batteriemodul installieren lassen und auf 4,4 Kilowattstunden, 6,6 Kilowattstunden oder 8,8 Kilowattstunden erweitern. Damit der Speicher nicht überdimensioniert wird, sollten dann aber gegebenenfalls auch weitere Solarmodule auf dem Dach nachgerüstet werden.
Warum bieten Sie ein System an, das in vielen Fällen unterdimensioniert sein könnte?
Damit ist der Installateur einfach flexibler, wenn er sein Angebot macht. Er hat dann eine preisattraktive Variante für relativ schmales Geld und kann dem Kunden danach zeigen, wie das Angebot aussehen würde, wenn es genau an den Bedarf des Kunden angepasst ist. Anfangs haben wir ja auch nur eine 4,4-Kilowattstunden-Variante angeboten. Wir haben aber gemerkt, dass viele Installateure gerne auch eine kleinere Variante haben wollen, auch weil ihre Kunden danach fragen. Wenn man dann etwas anbieten kann, wird das Verkaufsgespräch einfacher.
Welche Kosten kommen für die Montages des Systems in der Regel noch dazu?
Das ist sehr schwierig zu beantworten. Jeder Installateur rechnet seine Aufschläge anders in das Gesamtangebot ein. Außerdem hängen die Montagekosten auch stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Wenn es nichts Außergewöhnliches zu berücksichtigen gibt, sollten die Montagekosten zwischen 500 und 1.500 Euro liegen. 1.500 Euro wären aber schon ziemlich hoch.
Die einen beraten mit dem Fokus auf Eigenverbrauch. Andere sagen, Solarenergie ist so günstig, dass es keinen Sinn ergibt, das Dach nicht voll zu belegen. Für die Energiewende brauchen wir die Leistung doch eigentlich sowieso, manche sage bis zu 400 Gigawattpeak. Wie sehen Sie das?
Wir haben dazu eine ganz eindeutige Positionierung: Es gehört die Leistung aufs Dach, die für den jeweiligen Haushalt passt. Die Anlage größer zu bauen, nur weil Deutschland irgendwann mehr Ökostrom für die Energiewende braucht, ist für viele Kunden jetzt nicht attraktiv. Aber daher ist die Modularität der Systeme auch so wichtig. Wenn sich die Situation oder Haltung des Kunden irgendwann ändert, kann er die Anlage jederzeit erweitern.
Die zweite Hälfte des Daches ist doch aber günstiger zu belegen als die erste. Und wenn man mehr Strom erzeugt, als man verbraucht, und den Rest ins Netz einspeist, kann man auch höhere Erlöse erzielen.
Das stimmt. Trotzdem wollen wir, dass die Produkte, die wir herstellen und verkaufen, ohne Förderung für den Kunden wirtschaftlich sind. Das steht bei uns obenan und ist unsere prinzipielle Entscheidung. Deswegen beraten wir auch in Richtung Eigenverbrauch, der deutlich lukrativer ist als die Einspeisung. Natürlich kann man eventuell noch etwas mehr Geld verdienen, wenn man das ganze Dach mit Photovoltaik belegt.
Sehen Sie bei Batteriespeichern den Kundennutzen in erster Linie in der Wirtschaftlichkeit oder eher in der positiven Emotion des Unabhängigseins?
Ich glaube, es ist beides. Endkundenbefragungen zeigen, dass das Argument der Unabhängigkeit ein Kauftreiber ist, genauso wie das Argument der Wirtschaftlichkeit. Heute können wir auch beides bedienen. Wir wollen auch bewusst keine anderen Geschäftsmodelle damit vermischen. Das heißt, wir bieten keine zusätzlichen Flatrates oder dergleichen an, bei denen man monatliche Gebühren zahlen muss. Wir wollen das nicht machen, weil wir das Bedürfnis nach Unabhängigkeit nicht konterkarieren wollen, indem wir den Kunden von uns abhängig machen. Wir wollen eben nicht sagen: Wenn du das für den Preis haben willst, musst du mindestens zwei, vier oder sieben Jahre dieses oder jenes tun. Wir beschränken uns auf eine Hardware-Kombination. Da weiß der Kunde, was er bekommt. Was draufsteht, ist drin.
Flatrate ist ein gutes Stichwort. Ist es nicht eher eine Charakterfrage wie beim Handy auch? Die einen empfinden es als komfortabel, regelmäßig einen bestimmten Preis zu zahlen und sich dann um nichts mehr kümmern zu müssen. Andere ziehen es vor, sich nicht länger zu binden.
Da haben Sie vollkommen recht. Das ist natürlich auch eine Charakterfrage, aber nicht nur des Endkunden, sondern auch des Unternehmens. Wir wollen nicht hergehen und sagen: Ich gebe dir irgendwelche Rabatte oder Superpreise, dafür musst du dieses und jenes tun. Und dann hole ich mir über bestimmte Bindungen diese Rabatte wieder zurück, sodass es am Ende des Tages fragwürdig ist, ob der Endkunde davon wirklich einen Nutzen hat. Ich verdamme solche Modelle nicht und will jetzt auch kein Wettbewerber-Bashing betreiben. Wir halten es eben für attraktiver, ein sehr gutes Produkt für einen sehr guten Preis anzubieten. Wenn es der Kunde einmal gekauft hat, gehört es ihm, und es gibt danach keinerlei weitere Verpflichtungen oder Restriktionen. Dann kann er zum Beispiel auch jederzeit frei entscheiden, ob und wann er das System erweitert.
Bei den meisten Modellen kommt der Kunde ja relativ schnell aus den Verpflichtungen raus. Aber betrachten wir die Sinnhaftigkeit. Vor zwei Jahren hieß es: Speicher müssen Energiedienstleistungen erbringen, um dem Gesamtsystem zu nutzen. Außerdem könnten sie dadurch mehr Geld erwirtschaften, zum Beispiel auf dem Primärregelleistungsmarkt. Das könnte doch ein Win-win-Modell für den Speicheranbieter und den Kunden sein. Dann hat es doch auch eine gewisse Logik, dass man das elegant über eine Flatrate abrechnet, vorausgesetzt, es ist eine Win-win-Situation für alle.
Ja, solche Modelle kann es geben, da stimme ich Ihnen vollkommen zu. Dabei haben idealerweise der industrielle Hersteller, der Installateur und vor allem der Endkunde einen Nutzen davon. Es ist nur so, dass wir noch kein Modell gefunden haben, auf das diese Bedingungen so wirklich zutreffen. Wir haben alle Modelle, die wir heute am Markt sehen, penibel durchgerechnet gegen die Variante, die wir anbieten, nämlich ein günstiges Einsteigermodell als Stand-alone-Lösung. Dabei haben wir Modelle gefunden, die sich verkaufs- und marketingtechnisch wunderbar anhören und den Endkunden begeistern. Das ist ja auch ein Wert, zumindest für das Industrieunternehmen. Aber wir haben noch kein Modell gefunden, wo der Endkunde über die Lebenszeit der Anlage mehr Nutzen hat als mit einem Stand-alone-Gerät. Im besten Fall kam plus/minus null heraus.
Das Interview führte Michael Fuhs.
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