Strompreisverfall zwingt EnBW zu massiven Wertberichtigungen

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Die EnBW Energie Baden-Württemberg AG muss eine erhebliche Wertberichtigung vornehmen. Im Zuge der Vorbereitungen des Jahresabschlusses sei im Segment Erzeugung und Handel dafür ein Bedarf von etwa 700 Millionen Euro identifiziert worden, teilte der Stuttgarter Energiekonzern am Dienstag mit. Die Wertberichtigungen würden hauptsächlich den Kraftwerkspark betreffen. Zusätzlich müssten die zuletzt im Halbjahresabschluss 2015 um 215 Millionen Euro erhöhten Drohverlustrückstellungen für nicht mehr kostendeckende Strombezugsverträge um weitere rund 35 Millionen Euro aufgestockt werden.

Insgesamt geht EnBW von Sonderbelastungen von rund 950 Millionen Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr aus. Diese hingen insbesondere mit den verschlechterten Erwartungen bezüglich der kurz-, mittel- und langfristigen Strompreisentwicklungen zusammen.

Bereits im Juni 2014 hat EnBW nach eigenen Angaben Wertberichtigungen von mehr als einer Milliarde Euro vornehmen müssen. Seither habe sich der „negative Entwicklung der Strompreis“ noch beschleunigt. Die Großhandelspreise für Strom seien seit Mitte 2014 um weitere 30 Prozent gesunken auf mittlerweile weniger als 23 Euro pro Megawattstunde. EnBW-Finanzvorstand Thomas Kusterer bezeichnete dies als „so nicht vorhersehbar“, da die deutlichen Rückgänge auch einem dramatischen Verfall der Rohstoffpreise geschuldet seien. „Damit steigt der Druck auf die Wirtschaftlichkeit der konventionellen Erzeugung, die für eine sichere Energieversorgung in Deutschland noch längere Zeit unverzichtbar sein wird, weiter an. Wir sehen weder kurzfristig noch mittelfristig Anzeichen für eine Erholung“, so Kusterer weiter.

„Die Sonderbelastungen mindern das neutrale Ergebnis und sind weder zahlungswirksam, noch haben sie Auswirkungen auf die Bemessungsgrundlage der Dividende“, relativiert der Energiekonzern die Konsequenzen. Es handele sich um bilanzielle Anpassungen. Bemessungsgrundlage für die Dividende sei der um Sonderfaktoren bereinigte Konzernüberschuss. Für dieses adjusted EBITDA-Ergebnis hält EnBW weiterhin an seiner Prognose fest und rechnet mit einem Rückgang zwischen 0 und 5 Prozent. Seinen Geschäftsbericht für das abgelaufene Jahr will der Energiekonzern am 21. März vorlegen.

Nach einer bereits 2013 vorgelegten Prognose geht der Energiekonzern für den Zeitraum zwischen 2012 und 2020 von einem Ergebnisrückgang der konventionellen Erzeugung um 80 Prozent aus. Das Ergebnis würde demnach von 1,1 auf 0,3 Milliarden Euro sinken. Kompensieren will EnBW dies mit einem Ausbau der Bereiche erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb. Als Ergebniswachstum bei den Erneuerbaren sind EnBW zufolge bis 2020 insgesamt 250 Prozent angepeilt. (Sandra Enkhardt)

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