IBC Solar fordert Wegfall von Mindestpreisen und aktive Industriepolitik in Europa

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Der Verfehlung des von der Bundesregierung gesetzten Zubaukorridors bei Photovoltaik in 2014 hat nach Ansicht von Jörg Ebel, Head of Public Affairs bei IBC Solar, zwei Hauptursachen: Die Importbeschränkungen für Module in der EU bei gleichzeitig sinkenden Einspeisetarifen in Deutschland. Für eine Ankurbelung der Photovoltaik-Nachfrage muss es wieder eine wettbewerbliche Preisbildung geben, aber auch der Degressionsmechanismus im EEG muss dem tatsächlichen Zubau besser angepasst werden und die Eigenverbrauchsabgabe muss fallen, sagt Ebel im pv magazine-Interview.

2014 ist die Nachfrage in Deutschland nochmals deutlich eingebrochen – der Zubau neuer Photovoltaik-Anlagen lag gerade noch bei 1899 Megawatt. „Diese Marktentwicklung ist einer Zangenbewegung geschuldet“, sagt Jörg Ebel, Head of Public Affairs bei IBC Solar. Zum einen habe es in den vergangenen Jahren eine drastische Reduzierung der Photovoltaik-Einspeisetarife in Deutschland gegeben. Zum anderen seien die Modulpreise – gerade seit der Einführung der Mindestimportpreise für chinesische Produkte in Europa – nicht mehr im selben Maße gesunken. „Der staatlich regulierte Preis für Solarmodule in Europa liegt deutlich über dem durchschnittlichen Weltmarktpreis“, sagt Ebel. Die Mindestimportpreise hätten somit ihre Wirkung entfaltet und drückten nun auf die Rentabilität von Photovoltaik-Projekten. „Das Potenzial für weitere Preissenkungen bei Photovoltaik-Projekten kann so nicht ausgeschöpft werden“, sagt Ebel, der immer noch große Potenziale für den Zubau, besonders im gewerblichen Dachanlagen-Markt in Deutschland sieht.

IBC Solar hatte im Zuge des Photovoltaik-Handelsstreits zwischen Europa und China immer wieder vor der Einführung von Zöllen und Restriktionen gewarnt. Der Photovoltaik-Zubau in fast allen EU-Staaten ist im vergangenen Jahr weiter zurückgegangen. Mittlerweile rangiere Europa hinter den Ländern China und Japan beim Gesamtzubau und auch nur noch knapp vor den USA, so Ebels Analyse. „Wir brauchen wieder Anschluss an das Weltmarktniveau. Nur wenn Photovoltaik-Projekte weiter rentabel bleiben und wir das Kostensenkungspotential wieder ausschöpfen können, wird auch der Zubau wieder anziehen“, sagt der IBC-Solar-Mitarbeiter. Gerade auch mit Blick auf die eigenen Klimaziele brauche Deutschland wieder mehr Photovoltaik-Zubau.

Ebel fordert daher drei fundamentale Änderungen bei den Rahmenbedingungen. Es gehe darum den Degressionsmechanismus bei den Einspeisetarifen zu reparieren. So müsse die Vergütung steigen oder zumindest stabil bleiben, sobald der Photovoltaik-Zubau in Deutschland unter dem im EEG verankerten Korridor von 2400 bis 2600 Megawatt sinke. Auch die mit der letzten Novelle eingeführte anteilige EEG-Umlage für den Eigenverbrauch bei Photovoltaik-Anlagen müsse wieder gestrichen werden. Für diese beiden Ziele kämpfe die Solarbranche in Deutschland mit vereinten Kräften. Beim dritten Punkt – der Abschaffung der Mindestpreise in Europa – gibt es durchaus unterschiedliche Interessenslagen, wie Ebel eingesteht. Dennoch seien alle drei Punkte wichtig, um die Nachfrage wieder zu beleben.

„Wir wollen mit dem deutschen Photovoltaik-Markt möglichst schnell wieder an den Weltmarkt anschließen“, sagt Ebel. Dabei helfen würde, wenn gerade dem Mittelstand und den Gewerbetreibenden in Deutschland Konzepte für Photovoltaik-Anlagen mit oder ohne Speichersystemen zu attraktiven Preisen angeboten werden könnten, die auf den Eigenverbrauch ausgerichtet sind. Ein wichtiger Punkt, um mehr Investitionen anzureizen, sei aber auch, dass die „unseligen Debatten“ über Photovoltaik beendet würden und wieder mehr Sicherheit einkehre. So ließen sich die Arbeitsplatzverluste, die 2014 entlang der gesamten Photovoltaik-Wertschöpfungskette zu verzeichnen waren, stoppen.

Die EU sollte sich auch schon deshalb auf eine aktive Industriepolitik besinnen, fordert Ebel. Statt Markt abschottende Maßnahmen wie Zölle oder Mindestpreise zu verhängen, sollte es eher darum gehen, die europäischen Hersteller selbst stark zu machen und ihnen im internationalen Wettbewerb zu helfen. Es gehe darum die Rahmenbedingungen in Deutschland, aber auch in Europa insgesamt zu verbessern. „Wir brauchen eine integrierte Industriepolitik für Photovoltaik und die erneuerbaren Energien“, so Ebels Forderung an Brüssel und die Bundesregierung. Wie schnell sich so etwas umsetzen lässt, ist natürlich unklar. Aber noch ist aus Sicht von IBC Solar Zeit für entschlossenes Handeln. (Sandra Enkhardt)

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