Kaum Bewegung in den Marktpreisen – Mittel und Wege aus dem Sommerloch

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Die Preise von Modulen aller Herkunftsregionen bewegten sich im Juli weitestgehend auf Vormonatsniveau. Punktuelle Schwankungen machten sich nicht in den gemittelten Preisen bemerkbar. Die zunächst rege Nachfrage im europäischen Markt – getrieben durch den Novellierungstermin des deutschen EEG – flachte gegen Monatsende wieder deutlich ab. Offenbar hatten sich die meisten Installateure bis dahin bereits mit Material eingedeckt und waren nun damit beschäftigt, möglichst viele Projekte noch bis 31.7. fertig zu stellen.

Der August beginnt nun so ruhig, wie erwartet – die Branche gönnt sich eine Verschnaufpause. In vielen Ländern Europas ist nun Urlaubszeit und es gibt aktuell keinen Grund für PV-Akteure, diese nicht zu nutzen und zu genießen. Die Binnennachfrage ist dadurch beinahe auf Null gefallen. Selbst die Witterungsbedingungen sprechen vielerorts gegen eine Installationstätigkeit – die Sonne gönnt sich ebenfalls eine Auszeit!

Es bietet sich dadurch nun reichlich Gelegenheit, über die Zukunft der PV in Europa nachzudenken und Überlebensstrategien zu entwickeln. Zwar gibt es eine weltweit steigende Nachfrage – insbesondere China, Japan, einige Mittel- und Südamerikanische Länder und sogar Südafrika tun sich hervor, doch sind diese Regionen nicht ohne weiteres durch europäische Firmen zu erschließen. Gerade die asiatischen Märkte sind gegen ausländische Investoren recht gut abgeschottet. „Know-How – ja bitte!“, aber das Geld soll dann schon im Lande bleiben. Hier könnte die Branche doch etwas mehr Unterstützung aus der Politik gebrauchen.

Was sind dann aber die Erfolgskonzepte für Firmen, die auf den heimischen Markt angewiesen sind? Kleine und mittlere Anlagen mit Energiespeichern, die den Eigenverbrauch des Betreibers zu großen Teilen decken, sind technisch kein Problem mehr. Auch wirtschaftlich gesehen sind solche Systeme zunehmend interessant – trotz EEG-Umlage für Anlagen ab 10 kWp. Das Angebot von haushaltsgerechten Speichersystemen wird immer breiter und die Komponenten immer kostengünstiger. Der deutsche Marktführer Sonnenbatterie hat z.B. kürzlich eine abgespeckte Variante seines LiFePO-Speichers vorgestellt, dessen Verkaufspreis gegenüber dem Standardprodukt um rund 40% gesenkt werden konnte.

Ebenfalls ein Zukunftsmarkt könnte die Wärmeerzeugung mittels Photovoltaik sein, was einige prominente Wissenschaftler bestätigen. Die Vorteile eines kombinierten Systems mit intelligenter Regelung liegen auf der Hand – „Kraft-Wärme-Kopplung via Solarstrom“ sozusagen. Im Gegensatz zu klassischen Solarthermie-Anlagen, die zunächst ein gewisses Temperaturniveau erreichen müssen, um dann unkontrolliert alle Energie an einen mit oft hohen Verlusten behafteten Speicher abzugeben, wird die photovoltaisch erzeugte Energie wahlweise direkt verbraucht, zwischengespeichert oder in Wärme umgewandelt, wenn diese auch gebraucht wird. Auch hierfür gibt es bereits einige technische Lösungen im Markt, die mehr oder weniger ausgereift sind.

Im Bereich der PV-Großkraftwerke scheint sich europaweit in Zukunft das Ausschreibungsmodell durchzusetzen – zumindest deuten alle Überlegungen und Ankündigungen seitens diverser Politiker darauf hin. Allerdings ist die Frage angebracht, ob das Konzept angesichts komplizierter Verfahren und Preisobergrenzen nicht zum Rohrkrepierer wird, wie einst in Spanien. Insgesamt dürften für die wirtschaftliche Errichtung und den Betrieb von Großanlagen niedrige Komponentenpreise nötig sein, als wir sie – wiederum politisch bedingt momentan noch vorfinden.

Aus oben genannten Gründen steigt momentan kontinuierlich die Nachfrage nach Gebrauchtmodulen oder sonstigen günstigen Restposten. Wirklich gute Gebrauchtwarenangebote sind allerdings rar, das Risiko eines Fehlkaufs recht groß. In jedem Falle sollte das Angebot aus zuverlässiger Quelle stammen, die Herkunft der Module und der Grund des Abbaus gut dokumentiert sein und im Idealfall aktuelle Messprotokolle mitgeliefert werden können. Im Bereich Restposten sind Dünnschichtmodule zu erwähnen, die immer wieder auf den Markt kommen, der ansonsten von kristallinen Modulen dominiert wird. Meistens handelt es sich um Produkte der vorletzten Generation (mit amorphem Silizium), die nun zu deutlich ermäßigten Preisen auf den Markt gebracht werden, oder aber um Insolvenzware (CIGS- oder mikroamorphe Module).

Viele ehemals hoffnungsvolle Dünnschicht-Anbieter haben sich leider wieder aus dem Markt verabschiedet. Es gibt momentan (zu) wenig Bewegung im Bereich neuer Solarzellentechnologien, obwohl die Anti-Dumping-Maßnahmen bei kristallinen Zellen und Modulen in den USA und Europa einigen Herstellern und Entwicklern etwas Luft verschafft haben müssten. Wo bleibt das bahnbrechende neue Produkt, welches alle anderen in Bezug auf sein Preis-Leistungs-Verhältnis in den Schatten stellt, wo bleibt ein neues „First Solar“?

Martin Schachinger

pvXchange GmbH

— Der Autor Martin Schachinger beschäftigt sich seit fast 20 Jahren mit dem Thema Photovoltaik und Regenerativen Energien im Allgemeinen. Er ist innerhalb der Photovoltaik-Branche bestens vernetzt, was nicht zuletzt auf sein kontinuierliches Engagement für die internationale Online-Handelsplattform für Solarkomponenten www.pvXchange.com zurückzuführen ist, welche er 2004 zusammen mit zwei Partnern ins Leben rief. —

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