Desertec-Abkommen zunächst verschoben

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Das erste Abkommen zwischen EU-Mitgliedsstaaten und Marokko wird weiter auf sich warten lassen. Noch fehle die Zustimmung Spaniens, sagte Paul van Son, Geschäftsführer der Desertec-Planungsgesellschaft Dii auf der 3. Jahreskonferenz in Berlin. Derzeit liefen aber Verhandlungen auf politischer Ebene. Die Regierungsvertreter aus Marokko, Frankreich, Italien, Malta, Luxemburg und Deutschland seien bereit eine entsprechende Absichtserklärung für das erste Desertec-Kooperationsprojekt zu unterzeichnen. Da aber Spanien – an den der dort produzierte Wüstenstrom geliefert werden solle – noch als entscheidender Teilnehmer fehle, verschiebe sich die Vertragsunterzeichnung.

Dass es auch in Deutschland Skepsis bezüglich des Desertec-Projekts gibt, zeigt sich an einem aktuellen Interview des Bundeswirtschaftsministers Philipp Rösler (FDP). "Ich warne vor zu viel Euphorie", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Mittwochausgabe). Die Bundesregierung sei zwar grundsätzlich bereit, ein in Marokko geplantes Pilotprojekt zu unterstützen. Noch seien aber einige Fragen wie der Aufbau der Netze für den Transport des Stroms von Nordafrika nach Europa  offen, so Rösler weiter. Der FDP-Chef und Wirtschaftsminister sagte, auch die Beteiligung der Bundesregierung und anderer EU-Mitgliedsstaaten an der Finanzierung des Projekts sei noch nicht geklärt. Seine angekündigte Teilnahme an der 3. Desertec-Jahreskonferenz sagte Rösler kurzfristig ab.

Die Dii setzt nach eigenen Angaben die Planungen an ihrem ersten Referenzprojekt in Marokko trotz der politischen Schwierigkeiten unvermindert fort. RWE Innogy hat dabei die Federführung. Geplant sind nach Desertec-Angaben der Bau von Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit jeweils 100 Megawatt sowie ein solarthermisches Kraftwerk mit 150 Megawatt Leistung. Die Kosten für das Projekt werden derzeit auf 130 bis 150 Millionen Euro geschätzt, wie Hans Bünting, Vorstandschef von RWE Innogy sagte. Derzeit werde noch nach Kooperationspartnern gesucht, die sich an dem Konsortium beteiligten. Ein Teil der Finanzierung solle über Banken erfolgen, sagte Bünting weiter. Für die Photovoltaik- und Windprojekte werde derzeit noch nach einem geeigneten Standort gesucht. Dabei sollen bei der Realisierung auch lokale Partner eingebunden werden. Nach der Fertigstellung der Anlagen soll ein Teil des Stroms dann nach Spanien exportiert werden. Wann dies genau sein wird, blieb zunächst noch unklar. Bünting sagte aber, dass er nach Abschluss der Planungen von einer kurzen Bauzeit ausgehe. Im ersten Schritt sollten eine Photovoltaik-Anlage und ein Windpark mit jeweils 50 Megawatt realisiert werden.

Mustapha Bakkoury, Chef der marokkanischen Agentur für Solarenergie (MASEN), stellte einen neu erarbeiteten Solarplan seines Landes vor. Insgesamt sei die Realisierung von 500 Megawatt Solarleistung geplant, sowohl durch solarthermische Kraftwerke als auch Photovoltaik-Anlagen. Projekte mit 160 Megawatt seien bereits in der Vorbereitung. Teile des erzeugten Solarstroms sollen dann nach Europa exportiert werden. Für Marokko spiele CSP eine große Rolle, da hierbei mit großen Kostensenkungspotenzialen gerechnet werde, so der Agenturchef weiter.

Neben Marokko sind auch Algerien und Tunesien von zentraler Bedeutung für das Wüstenstromprojekt. Wind- und Solarprojekte mit einer Gesamtleistung von 2,5 Gigawatt sollen in den kommenden Jahren in diesen Ländern realisiert werden, sagte Paul von Son. Ein Teil der Projekte solle dabei mit vor Ort produziertem Equipment ausgestattet werden.

Zum Ausstieg von Siemens aus der Dii hieß es auf der Konferenz, der Münchner Konzern habe dies mit seinem geplanten Rückzug aus dem Photovoltaik- und Solarthermiegeschäft begründet. Derzeit engagieren sich 57 Partner aus 16 Ländern bei der 2009 gegründeten Industrieinitiative Dii. Deren Ziel ist es, bis 2050 einen Markt für erneuerbare Energien in den Wüstenregionen Nordafrikas und des Nahen Osten im industriellen Maßstab zu schaffen. Ein Teil des dann dort produzierten Wind- und Solarstroms soll dann in die EU transportiert werden. (Sandra Enkhardt)

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