Mehr als wasserspuckende Frösche

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Marko Radulovic lebt in einer Gegend, wo Inselanlagen in mehrfacher Hinsicht hilfreich wären. Er hat seinen Wohnsitz auf der kroatischen Mittelmeerinsel Lošinj und ist zudem noch begeisterter Segler. Zwei seiner drei Grundstücke haben keinen Stromanschluss, und auch sein Olivenhain ist ohne Elektrizität nur schwer zu bewirtschaften. Einen Netzanschluss zu legen wäre ein teures Unterfangen, das sich der Berufstaucher im Moment nicht leisten kann. Radulovic liebäugelt schon länger mit einer Inselanlage. Doch bislang waren die Komplettsets entweder zu teuer oder nicht effizient genug. Sie taugen zwar mehr als noch vor ein paar Jahren, haben aber ein entscheidendes Manko: Sie sind vor allem auf sparsame Stromverbraucher ausgelegt.

Ein Garten-Solar-Komplettset mit No-Name-Solarmodul und -Akku beispielsweise kann Peakwerte von bis zu 50 Watt erzeugen. Der Preis liegt etwa um die 450 Euro und ist damit vergleichsweise günstig. Für ein wenig Licht im Gartenhäuschen und einen extrem sparsamen Gleichstrom-Kühlschrank mag das gerade so reichen. Elektrischen Gartengeräten wie Häckslern, Heckenscheren oder Rasenmähern dürfte aber schon nach wenigen Minuten die Puste ausgehen.

Wer aber in seinem Garten viel Strom erzeugen will, muss mehr investieren. Das weiß auch Horst Quintus, der sich mit seinem Internet-Fachhandel auf Inselanlagen spezialisiert hat. Seit mehr als fünf Jahren verkauft er Solarmodule und Zubehör. Weil er die Technik selbst schon seit 20 Jahren nutzt, gilt er unter seinen Kunden als erfahrener Experte. „Die Nachfrage ist stark wetterabhängig. Wenn es regnet oder wochenlang bewölkt ist, ruft kaum jemand an. Scheint draußen die Sonne, klingelt das Telefon permanent.“ Seine Kunden kommen vor allem aus dem Großraum München. Dort sind einige Kleingärtner auf Sonnenkraft angewiesen, weil es Gartenanlagen gibt, in denen eine Anbindung ans Stromnetz verboten ist.

Sägen, bohren, die Hecke rasieren – alles kein Problem, sagt Quintus, nur elektrisch betriebene Herdplatten gingen noch nicht. Benötigt werden neben den Modulen eine leistungsfähige, spezielle Solarbatterie, meist geschlossene Bleimodelle, Säure- oder Gelbatterien. Dann noch diverse Solarkabel und ein Laderegler, der dafür sorgt, dass den Akkus genau die Energiemenge zugeführt wird, die für den Ladeprozess nötig ist. Die Installation ist einfach und – wegen des anliegenden Gleichstroms und der Niedervoltspannung – so gut wie ungefährlich. Die Solarmodule können auf dem Dach von Bungalow, Almhütte oder Wohnmobil einfach verankert und verschraubt werden. Hier gilt allerdings: Genauso schnell, wie die Module befestigt sind, können sie auch wieder entfernt werden. Für einen geeigneten Diebstahlschutz ist meist mehr Grips gefragt als für die Installation.

Für Inselanlagen werden in der Regel mono- oder polykristalline Siliziummodule angeboten. Dünnschichtmodule sind wegen ihres geringeren Wirkungsgrades bei vergleichbarer Fläche eher eine Seltenheit. „Der Käufer sollte erst mal seinen realen Strombedarf ermitteln, dann kann man berechnen, welche Solarmodule sinnvoll sind, und dann muss natürlich überprüft werden, ob der vorgesehene Platz für die Module dafür überhaupt ausreicht“, rät Horst Quintus. Dem Durchschnittsverbraucher empfiehlt er eine Anlage mit mindestens 100 Watt. Berechnet wird zunächst nach der simp len Formel: Leistung der Verbraucher x Betriebsstunden = Tagesenergiebedarf. Außerdem muss noch die Ladungsentnahme der Verbraucher addiert werden. Dieser Wert ergibt dann den Tagesladungsbedarf für die Batterie. Leistungsfähige Komplettsets inklusive Wechselrichter sind extra für den Betrieb von 220-Volt-Geräten ausgelegt und vertragen auch den Betrieb von Bohrmaschine und Stichsäge. Sie kosten ohne Akkus und Wechselrichter bis zu 2.000 Euro. Dabei gibt es auch Modelle, die vor allem für Wohnmobile konzipiert wurden. Sie lassen sich einfach auf das Dach leimen und sind so auch vor Diebstahl geschützt – mit einer durchschnittlichen Tagesleistung von bis zu 1.000 Wattstunden. Sie sind aber auch dementsprechend teuer.

Wasserdichte Module

Auf See ist die Sonneneinstrahlung naturgegeben groß. Marko Radulovic weiß Solarmodule an Bord zu schätzen. Gerade in den Sommermonaten ist es an den Kais der Häfen so voll, dass die Yacht nicht mit der Hafenstromversorgung verbunden werden kann. „Manchmal hast du hier den Fall, dass die den ganzen Tag segeln, aber dann im Hafen den Motor anschmeißen, nur um mit der Lichtmaschine die Batterien zu laden“, erzählt der 32-Jährige. Auch hier werden Fernseher, Kühlschrank und Lichtanlagen betrieben, und mindestens 100 Wattpeak sind nötig. Für den Betrieb der Funk- und Navigationsanlage sollte dieser Wert in aller Regel ausreichen. Die Rückseite der Solarmodule für Yachten ist speziell beschichtet und wasserdicht. Centrosolar bietet hier eine spezielle Marine-Serie mit flexiblen Solarmodulen aus Edelstahl, die besonders hohe Haltbarkeit garantieren sollen.

„Selbst wenn man sie ins Wasser werfen würde, könnte man sie danach noch benutzen“, zitiert Marko Radulovic die Erfahrungen seiner Skipperkollegen. Neben den starren Modulen sind auch flexible Alternativen erhältlich. Sie passen sich der Bootsoberfläche an und können auch betreten werden. Mit einem Spezialkleber werden sie einfach aufgeleimt. Einstiegssets mit 30 Wattpeak gibt es schon ab 400 Euro, Laderegler, Kleber und Kabel inklusive. Steigt der Strombedarf, können weitere Module hinzugefügt werden. Für Marko Radulovic ist vor allem wichtig, dass man auf See nicht abgeschnitten ist. Im Notfall sollte wenigstens so viel Energie an Bord zur Verfügung stehen, dass ein Notruf abgesetzt und per GPS die Position bestimmt werden kann.

Wer sich nicht für eine Inselanlage entscheiden will, versorgt sich beim Campen oder im Schrebergarten gezielt mit Solargeräten. Der Klassiker ist das Solarradio. Es funktioniert auch, wenn die Sonne nicht mehr scheint und der Akku leer ist. Direkt am Gerät befindet sich eine praktische Kurbel, mit der man ihm wieder Leben einhauchen kann. Einen nützlichen Eindruck macht auch der solarbetriebene Säugetierschreck. Ob Katze, Hund oder Maus – was auch immer sich im Garten herumtreibt, wird mit einem hochfrequenten Ton in die Flucht gejagt. Ist der Akku dank Sonne erst einmal aufgeladen, soll das Gerät bis zu zehn Tage betriebsbereit sein.

Für manche Kleingärtner ebenfalls interessant: der solarbetriebene Sauerstoffspender für den Gartenteich. In heißen Sommermonaten sinkt der Sauerstoffgehalt im Wasser, für die heißgeliebten Goldfische eine ernstzunehmende Gefahr. Der Teichbelüfter kann hier Leben retten. Dazu passend: der solarbetriebene, wasserspuckende Frosch. Liegt der Kleingarten ein paar Kilometer von zu Hause weg, bietet sich ein umweltschonender Elektroroller an. Der kann dann mit einer 300-Wattpeak-Solartankstelle wieder aufgeladen werden. Ebenfalls praktisch für den Gärtner: der Bewässerungscomputer. Eine Hochleistungs-Solarzelle sorgt für genügend Power, um in Trockenphasen Rasen, Blumen und Gemüse zur richtigen Zeit die richtige Menge Wasser zuzuführen.

Fazit: Inselanlagen sind attraktiv, wenn man auf größere Mengen Strom angewiesen und weit und breit keine Steckdose zu finden ist. Für Verbraucher, die wie gewohnt elektrische Geräte verwenden wollen, dürften die Anlagen wegen des dann hohen Anschaffungspreises vermutlich eher nichts sein. Wer ein gutes Verhältnis zwischen der Verwendung von Gleichstrom-Endgeräten und dem gelegentlichen Einsatz von 220-Volt-Technik findet, dürfte dagegen an einer Inselanlage Gefallen finden.

Für Sympathisanten, die noch darauf warten, bis die große Technik rentabler geworden ist, bleibt schillernder Solar-Schnickschnack, der manchmal amüsant und in einigen Fällen tatsächlich nützlich ist.

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