Die Zukunft baut auf die Photovoltaik

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„Es gibt immer einige Vorreiter, die die Notwendigkeit erkennen, und die legen richtig los“, sagt Kathrin Jäschke von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz. Sie denkt dabei an Architekten und Kommunen, die sich schon seit vielen Jahren für die erneuerbaren Energien engagieren. Genau solche visionären Vorreiter hat Jäschke, selbst Architektin und Energieberaterin, für die zweite Tagung „Zukunft SolarArchitektur“ am 21. Februar im ZDF-Kongresszentrum in Mainz gewonnen.

Zusammen mit dem Ministerium für Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz (kurz Umweltministerium) Rheinland-Pfalz wird die Architektenkammer dann Gastgeber für geplante 250 Architekten, Planer sowie Entscheider aus Städten, Gemeinden und Kommunen sein, die wissen wollen, wie sie die Anforderungen an den Klimaschutz und eine sich wandelnde Energiewirtschaft in ihrer täglichen Arbeit umsetzen können. Zu den Beispielen, die die Referenten präsentieren, gehören prä mierte Vorzeigeprojekte, darunter ein Nullheizkostenwohnblock, eine Nullemissionsfabrik sowie eine Sport- und Veranstaltungshalle mit Photovoltaik-Fassade. Neben den Entwurfs- und Planungsprozessen, die die Solartechnik von Anfang an einbeziehen, soll es sich insbesondere auch um die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen und Gebäude drehen.

Der Untertitel der Tagung, die 2005 erstmals stattfand, lautet „Solarland Rheinland-Pfalz“. Und so wird Margit Conrad, Umweltministerin von Rheinland-Pfalz, die Gelegenheit ergreifen, die Aktivitäten ihres Landes für die Nutzung der Solarenergie vorzustellen. Mit Jahressummen der Globalstrahlung von über 1.200 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr sieht man in Rheinland-Pfalz „ideale Chancen für Photovoltaik und Solarthermie“. Ende 2005 lag das Land mit 19,3 Watt installierter Photovoltaik-Leistung pro Einwohner nach Bayern und Baden-Württemberg bundesweit auf dem dritten Platz.

Zwischen 1996 und 2006 stieg die installierte PV-Leistung von 25 auf 2.581 Megawatt an. Das Land selbst betreibt Sonnenkraftwerke mit 1,6 Megawatt auf Landesgebäuden.

Landeseigenes Förderprogramm

„Wir sehen unsere Dächer und Fassaden künftig als Kraftwerke“, sagt Stefanie Mittenzwei, Sprecherin der Umweltministerin. Zusammen mit der Architektenkammer und der Bauwirtschaft will die Landesregierung „solare Energieanlagen zu einer Bereicherung der Ästhetik des Bauens machen“. Städte und Gemeinde sollen motiviert werden, ihre Planungskompetenz zu nutzen und eine zukunftsfähige Energieversorgung in den Bebauungsplänen abzusichern.

Ein Mittel der Motivation von Bürgerinnen und Bürgern ist ein eigenes Förderprogramm für „Energiegewinngebäude“. Damit unterstützt das Land Bauherren, die den Energieverbrauch ihrer Gebäude mit einer PV-Anlage decken. Mit bis zu 5.000 Euro werden Gebäude gefördert, die neben einem hohen Dämmstandard auch über eine PV-Anlage verfügen, die ein Äquivalent der benötigten Heizenergie erzeugen kann. Weiterhin schreibt die interne Baurichtlinie des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung Energiestandards vor, die mindestens 30 Prozent besser sind als die rechtlichen Vorgaben der Energieeinsparverordnung.

Während Ministerin Conrad das Engagement auf Landesebene präsentiert, erläu tert Werner Schineller, Oberbürgermeister von Speyer, Auswirkungen der Kommunalpolitik auf solares Bauen und Planen. Die Stadt am Oberrhein formulierte in ihrem Leitbild schon Ende der 90er Jahre klare Zielsetzungen zu nachhaltiger und ökologisch orientierter Siedlungsentwicklung. Mit Stadtteilsiedlungen mit PV-Dächern, Solaranlagen auf Schulen und anderen städtischen Gebäuden, einer Bürgeranlage und einem PV-Kraftwerk auf einer ehemaligen Deponie setzen die Stadtoberen Zeichen für die zukünftige Energieversorgung.

Null-Heizkosten-Haus dank PV

Eines der Vorzeigeprojekte in Rheinland-Pfalz ist das „Null-Heizkosten-Haus“ der Luwoge in Ludwigshafen. Die Luwoge ist das Wohnungsunternehmen des Chemiekonzerns BASF, dem rund 8.000 Wohnungen in Ludwigshafen und Umgebung gehören. In seinem Vortrag „Beispielhaftes aus Rheinland-Pfalz – Wirtschaftliche Gebäudesanierung“ schildert Roland Leuck, Projektleiter bei Luwoge Consult, wie das Unternehmen in nur sechs Monaten Bauzeit einen mehrgeschossigen Wohnblock von 1968 zum Niedrigenergiehaus umbaute. Das Besondere an der Sanierung ist jedoch nicht nur, dass die Bauträger den Heizenergiebedarf auf ein Fünftel reduzieren konnten (neu: 20 Kilowattstunden pro Quadratmeter), sondern dass die energetische Gebäudesanierung auch wirtschaftlich ist, und zwar dank einer 450 Quadratmeter großen Photovoltaikanlage auf dem Flachdach.

Optimierte Schulsanierungen

Um die energetisch und finanziell günstigste Sanierungsform zu ermitteln, entwickelte Luwoge Consult eine Methode, die sie seither als Dienstleistung anbietet. In einer Machbarkeitsstudie entwarfen die Fachleute zunächst verschiedene Sanierungs- und Modernisierungsszenarien. Dabei spielte beispielsweise das Alter des Gebäudes eine Rolle ebenso wie eine umfassende Kostenrechnung, die die mögliche Förderung mit einbezieht. Letztendlich zählte die Frage: Wie viel Rendite hat man, wenn man diese oder jene Modernisierung durchführt? 50 Zentimeter Dachdämmung, 30 Zentimeter Außendämmung, 16 Zentimeter Kellerdeckendämmung sowie Fassadenkollektoren zur Warmwasserbereitung sind Bestandteile des Konzeptes, auf das die Wahl fiel. Für die Wirtschaftlichkeit ausschlaggebend ist aber die Photovoltaikanlage auf dem Flachdach. „Durch die Einspeisevergütung verdienen wir im Jahr 25.000 Euro, freut sich Projektleiter Leuck. „Damit finanzieren wir die Betriebskosten für die Lüftungsanlage und die Kredite für die Investments.“ Im Moment sei das ein sehr interessantes Modell für wirtschaftliche Sanierungen, bei der sinkenden Einspeisevergütung könne es sich allerdings in ein paar Jahren schon nicht mehr rechnen.

An die Nullheizkostenmethodik der Luwoge knüpft Thomas Lechner, Professor am Institut für Nachhaltigkeit an der Fachhochschule Kaiserslautern, an.

Lechner hat vom Land Rheinland-Pfalz den Auftrag erhalten, Konzepte für die energetisch optimierte Sanierung von fünf Schulen zu entwickeln. „Die Anforderungen und Nutzungsprofile in Schulen sind wesentlicher komplizierter als im Wohnungsbau“, sagt Lechner. „Deshalb kann man die Methode nicht eins zu eins vom Wohnungsbau auf Schulen übertragen.“ Trotzdem wird er mit der technischen und finanziellen Methode aus Ludwigshafen arbeiten, wenn er die Sanierung simuliert und Konzepte entwickelt, die er anschließend wirtschaftlich gegenüberstellt. Auf der Tagung „Zukunft SolarArchitektur“ präsentiert der Physiker Lösungsansätze für die ersten beiden Schulen. Wie die Maßnahmen letztendlich aussehen, ist noch offen. Eines steht aber schon fest. „Photovoltaik muss dabei sein“, betont Lechner. „Damit verdienen wir Geld.“ Und so wird die Sanierung wirtschaftlich. Bei der Schule in Kaiserslautern, die er untersucht, sind geeignete Dächer schon vermietet und mit PV-Modulen bebaut. Die Erträge gehen trotzdem in die Berechnung ein, da sie zum finanziellen Gesamtergebnis beitragen.

Ausgezeichnete Architekten

Weitere Referenten auf der Tagung sind die mehrfach ausgezeichneten Architekten Dietmar Riecks und Cem Arat. Riecks vom Architekturbüro Banz+Riecks in Bochum nahm am 9. Januar in Berlin den Preis „Prom des Jahres 2008“ entgegen. Damit zeichnete RWE Energy erstmals die drei energieeffizientesten Gewerbeimmobilien Deutschlands aus. Riecks, der zum Thema „Bauen heute – Komplexität und Einfachheit“ referiert, erhielt den Preis für die von ihm entworfene Nullemissionsfabrik des Braunschweiger Solarunternehmens Solvis. In dem Verwaltungs- und Produktionsgebäude sorgen ein Rapsöl-Blockheizkraftwerk, 180 Quadratmeter Solarkollektoren und 1.200 Quadratmeter PV-Module für eine neutrale Kohlendioxid-Bilanz.

Cem Arat von „asp Architekten“ in Stutt-gart ist Preisträger des bundesweiten Architekturwettbewerbs „PV im Bau“, der 2006 vom BMU ausgelobt wurde. Die Wettbewerbspläne werden begleitend zur Tagung in der ZDF-Kongresshalle gezeigt. Arat erläutert am Beispiel der Oldenburger „EWE Arena“ und anderer Projekte integrative Planungsprozesse in Architektur und Energiedesign. Bei der Veranstaltungshalle in Oldenburg sorgen 240 Quadratmeter Photovoltaik an der Fassade für Strom und Sonnenschutz.

Das komplette Programm zur Fachtagung „Zukunft SolarArchitektur“ gibt es im Internet unter www.diearchitekten.org. Der Tagungsbeitrag beträgt 70 Euro. Für nähere Informationen steht die Architektenkammer Rheinland-Pfalz unter der Rufnummer 0 61 31 / 99 60 17 zur Verfügung.

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