Wird die Wiederbelebung des Photovoltaik-Zubaus den Zweitmarkt kannibalisieren?

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Vom stürmischen Zubau bis hin zum annähernden Erliegen des Neubaus von Photovoltaik-Anlagen – und wieder zurück? Diese Frage stellt sich aktuell die gesamte Solarbranche und hat guten Grund zur Hoffnung. Immer weiter sinkende Systempreise, stabile Einspeisevergütung und neue Lösungen zur Stromvermarktung haben den Photovoltaik-Zubau zuletzt wieder deutlich ansteigen lassen.

Seit – und vor allem auch wegen – der Solarkrise haben Investoren seit 2012 zunehmend in laufende Solaranlagen investiert. Hier lockten – und locken auch bis heute – attraktive und planbare Renditen, während der Bau neuer PV-Anlagen zeitweise kaum noch wirtschaftlich schien.

Dieser Umstand scheint sich nun zu ändern – der Neubau von Solaranlagen erlebt nach einem jahrelangen Rückgang eine Renaissance. Durch gesunkene Systempreise für die Errichtung von PV-Anlagen, stabile Einspeisevergütungen und neue Vergütungsmodelle sowie einem historisch niedrigen Zinsniveau können mit neuen Solaranlagen wieder attraktive Renditen erwirtschaftet werden. Das Investment in Photovoltaik-Erstmarktprojekte – also Turnkey-Anlagen bzw. Projektrechte – schließt damit wieder zum Investment in Bestandsanlagen auf. Nun stellt sich die Frage: Werden Zweitmarkt-Investments für Investoren unattraktiver oder kann das steigende Angebot neuer Solaranlagen den Zweitmarkt zu einem weiteren Wachstum verhelfen?

Der Neubau von PV-Anlagen sorgt für Entlastung

Der Neubau von PV-Anlagen bringt einen signifikanten Vorteil für den Photovoltaik-Zweitmarkt: Er liefert Entlastung durch mehr Angebot. Die in den letzten Jahren stetig gestiegene Nachfrage nach PV-Projekten, die aufgrund fehlender Investitionsalternativen kontinuierlich getrieben wurde und zu einem deutlichen Anstieg der Preise für Bestandsanlagen und damit sinkenden Renditen bei den Erwerbern führte, kann durch die steigende Anzahl an Angeboten besser und diversifizierter bedient werden. Das bedeutet nicht nur ein besseres Matchmaking, sondern einen noch liquideren Markt durch mehr Angebot – und damit eine Stabilisierung der Renditen.

Das zunehmende Angebot an Neubauprojekten wird den Handel von Zweitmarktprojekten sogar weiter stimulieren, denn Betreiber von Bestandsanlagen können diese zu attraktiven Preisen weiterverkaufen und die Erlöse in neue Erstmarktprojekte reinvestieren, um gegebenenfalls steuerliche Effekte erneut nutzen zu können.

Die Wiederbelebung des Photovoltaik-Zubaus wird den Zweitmarkt also keineswegs kannibalisieren. Ganz im Gegenteil erwarten wir durch die zusätzlichen Angebote von Erstmarktprojekten einen zukünftig noch stärkeren und liquideren Zweitmarkt.

Erstmarkt-Projekte beflügeln den Online-Handel

Dass der Trend, Solaranlagen online zu handeln, keineswegs stagniert, sondern weiter dynamisch zunimmt, lässt sich sehr gut anhand der Entwicklung der Transaktionen auf unserem Online-Marktplatz www.milkthesun.com erkennen.

Nachdem sich das Handelsvolumen auf unserem Marktplatz in 2015 gegenüber dem Vorjahr mit einem Transaktionsvolumen von fast 100 Millionen Euro verdoppelt hatte, stieg das Handelsvolumen in 2016 nochmals deutlich auf rund 250 Millionen Euro. Bemerkenswert ist dabei, dass in 2016 nicht nur die Transaktionen im Zweitmarkt gestiegen sind, sondern der Erstmarkt überproportional zulegen konnte.

Waren 2015 nur 21 Prozent der gehandelten Projekte Erstmarkt-Projekte, hat sich dieser Wert in 2016 auf 47 Prozent mehr als verdoppelt. Für das laufende Jahr 2017 erwarten wir bei einem weiter steigenden Transaktionsvolumen einen ähnlichen prozentualen Anteil an Neubauprojekten gemessen am Gesamthandelsvolumen.

Der Handel mit Erst- und Zweitmarktprojekten ist nicht nur weiter gewachsen – er wurde nochmals deutlich schneller. Die Umschlagsgeschwindigkeit der über unseren Online-Marktplatz angebotenen Projekte – das heißt von der Veröffentlichung bis zum Verkauf – beträgt im Schnitt nur noch drei Monate. Bereits 18 Prozent aller Anlagen wurden im vergangenen Jahr innerhalb eines Monats verkauft, womit sich die Effizienz gegenüber dem Vorjahr nochmals verdoppelt hat.

Zunehmender Neubau von PV-Anlagen + größeres Angebot an Bestandsanlagen = Weiteres Wachstum des Onlinehandels

Unsere positiven Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr und den ersten Wochen dieses Jahres über ein immer größeres Angebot an Erstmarktanlagen, lassen uns optimistisch ins Jahr 2017 schauen. Zusammen mit einer weiteren Zunahme von Angeboten von Bestandsanlagen und der deutlichen Zunahme der Angebote an sogenannten Abbauanlagen, rechnen wir mit einer erneuten Verdopplung der Transaktionen in Deutschland.

Auch die Entwicklungen in den anderen Kernmärkten in Europa zeigen ein positives Bild. So registrieren wir in Italien ein weiterhin hohes Interesse an laufenden Solaranlagen. Auch in Spanien etabliert sich endlich ein immer stärkerer, wenn auch vorerst noch kleiner, aber dennoch gut funktionierender Zweitmarkt, seitdem die Rahmenbedingungen für die zukünftigen Vergütungsstrukturen feststehen und somit eine Preisbildung möglich ist. Für Großbritannien erwarten wir nach dem abrupten Ende des Zubaubooms der vergangenen Jahre den Start eines Zweitmarktes durch das Umschichten von Assets kleinerer Fonds, die nicht genügend Volumen an Solarprojekten in den Boomjahren akquirieren konnten. Eine stabile Entwicklung des Erst- und Zweitmarktes erwarten wir für den französischen Markt, wobei sich dieser für Investoren außerhalb Frankreichs immer noch schwer adressieren lässt.

— Der Autor Dirk Petschick ist Geschäftsführer und Mitgründer von Milk the Sun, einem offenen Online-Marktplatz für Photovoltaik-Anlagen. Über das Portal können Projektentwickler und Betreiber Solaranlagen zum Verkauf anbieten und Investoren interessante Projekte als grüne Kapitalanlage finden. Milk the Sun vermittelt in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern zudem Dienstleistungen für den gesamten Lebenszyklus einer Photovoltaik-Anlage. Über den geschlossenen Marktplatzbereich Utility Scale Network bietet das Unternehmen auch Solargroßinvestments.www.milkthesun.com —

Die Blogbeiträge und Kommentare aufwww.pv-magazine.de geben nicht die Meinung und Haltung der Redaktion und der pv magazine group wieder. Unsere Webseite ist eine offene Plattform für den Austausch der Industrie und Politik. Wenn Sie auch in eigenen Beiträgen Kommentare einreichen wollen, schreiben Sie bitte anredaktion(at)pv-magazine.com.

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