Vattenfall hält am Verkauf des deutschen Braunkohlegeschäfts fest

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Vattenfall bemüht sich dennoch nach eigenem Bekunden weiter, seine „Geschäftstätigkeit auf ein nachhaltigeres Energieportfolio“ umzustellen. Als Beispiel führt das schwedische Unternehmen seine Investitionen in die Windkraft an, die im ersten Quartal „der mit Abstand größte Investitionsposten“ war. Zudem bekräftigte Vattenfall-Vorstandschef Magnus Hall, dass der schwedische Energiekonzern an dem Verkauf des Braunkohlegeschäfts in Deutschland festhalte. „Gleichzeitig geht das Verfahren zur Veräußerung des deutschen Braunkohlebereichs weiter“, sagte er. Nach Insiderinformationen, die die Nachrichtenagentur Reuters erhalten hat, könnte sich die Transaktion verzögern. Hintergrund seien die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD), der für die alten Kohlekraftwerke eine Klimaschutzabgabe einführen will. Vattenfall sucht nach eigenem Bekunden einen Käufer für seinen Tagebau in Ostdeutschland und die Kohlekraftwerke.

Am Freitag hatte die Künstlergruppe Peng mit einer gefälschten Pressekonferenz für Aussehen gesorgt. Die Aktivisten verkündeten als Vertreter der "Responibility Initiative", dass Vattenfall einen Strategiewechsel plane. "Wir werden Verantwortung für Vattenfall übernehmen. Wir werden ganz klar machen, dass es so nicht weitergehen kann", erklärte der falsche Pressesprecher Sven Ansvar. Demnach wolle sich Vattenfall von den Braunkohlekraftwerken und dem Tagebau in der Lausitz trennen und dennoch alle Arbeitsplätze in der Region erhalten. Dies sollte durch Investitionen in den Strukturwandel in der Region und der Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien erreicht werden. Vattenfall wollte sich inhaltlich zu der Fake-Aktion nicht äußern, kündigte aber an, rechtliche Schritte gegen die Akteure zu prüfen.

Eine seriöse Studie präsentierte am Montag dann aber noch die Umweltorganisation Greenpeace. Sie zeigt auf, wie Vattenfall eine schrittweise Umstellung von Braunkohle auf Erneuerbare ohne Arbeitsplatzverluste bis 2030 in der Lausitz gelingen könnte. „Vattenfall kann in der Lausitz den schrittweisen Braunkohleausstieg bis 2030 vormachen und den Mitarbeitern gleichzeitig zukunftsfähige Jobs in den erneuerbaren Energien anbieten. Dieser Weg ist nicht einfach, aber er ist unausweichlich, und er wird umso schwieriger, je länger Energiekonzerne und Gewerkschaften warten“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner. Die vorhandenen Potenziale für die erneuerbaren Energien in den betroffenen Regionen in Brandenburg und Sachsen seien groß genug, um die wegfallenden Arbeitsplätze aus der Braunkohle aufzufangen, bestätigte auch Studienautorin Julika Weiß vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW). Ein Verkauf des Braunkohlegeschäfts in Deutschland würde dagegen das Problem nur an einen neuen Eigner weiterreichen, heißt es bei Greenpeace. Dieser würde die Planungen für weitere Tagebaue sehr wahrscheinlich fortführen und so noch über Jahrzehnte Braunkohle abbauen und verstromen würde – mit den bekannten katastrophalen Klima- und Umweltschäden.

Wie seine deutschen Konkurrenten Eon und RWE kämpft auch der schwedische Energiekonzern Vattenfall mit dem Wandel auf dem Strommarkt. „Während des ersten Quartals des Jahres war die Nachfrage nach Strom weiterhin schwach und die Stromgroßhandelspreise fielen weiter“, erklärte Magnus Hall bei der Präsentation der Zahlen weiter. Im Gegensatz zum Vorjahresquartal seien Umsatz, Ergebnisse und Stromerzeugung rückläufig. Dennoch erreichte Vattenfall immerhin einen Umsatz von umgerechnet mehr als 4,8 Milliarden Euro und ein bereinigtes Betriebsergebnis von knapp 825 Millionen Euro in den ersten drei Monaten des Quartals.

Trotzdem kündigte das Unternehmen, das etwa die Hälfte seiner 30.000 Mitarbeiter in Deutschland beschäftigt einen massiven Stellenabbau an. Insgesamt sollen rund 1000 Vollzeitstellen gestrichen werden, um die Kosten zu senken, wie Hall weiter sagte. Rund die Hälfte davon betreffe Stabsfunktionen. Die neue Struktur von Vattenfall, das seit 1. April in sechs grenzüberschreitende Geschäftsbereiche aufgeteilt sei, schaffe durch die erwarteten Synergien die Voraussetzung dafür. (Sandra Enkhardt)

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