Solarwatt-Chef: Sicherheit bei PV-Speichersystemen ist nicht verhandelbar

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pv magazine: Sie starten nun mit dem Verkauf ihres neuen Modells „My Reserve 800“? Was ist bei diesem Modell anders als bei ihrem bisherigen Photovoltaik-Heimspeicher?

Detlef Neuhaus (Foto): Während der "My Reserve 500", der vergangenes Jahr vorgestellt wurde, primär auf die typische Neuanlagen-Größe von drei Kilowattpeak im Eigenverbrauch abzielt, bedient der „My Reserve 800“ eher größere Bestandsanlagen. Er ist für bis zu 18 Standardmodule, das heißt fünf Kilowattpeak und 800 Volt Eingangsspannung ausgelegt. Über unsere geplante Cluster-Software können in Zukunft allerdings auch noch viel größere Anlagen angeschlossen werden. Die Speicherkapazität der Anlage steigt mit der Clusterlösung auf bis zu 17,6 Kilowattstunden mit einer Spitzenleistung von bis zu 6,4 Kilowatt. Aktuell laufen noch die entsprechenden Home-User-Tests, aber Ende des Jahres ist mit der Software zu rechnen.

Warum haben Sie sich entschieden, nun auch ein Modell mit mehr Eingangsspannung und für mehr Module anzubieten? Regieren Sie damit auf die Nachfrage im Markt?

Der „My Reserve 500“ war als wirtschaftliche Lösung für die Anlagengröße bis drei Kilowattpeak konzipiert, die heute für den Eigenverbrauch standardmäßig installiert wird. Mit diesem Modell und vor allem mit dessen Preis wollten wir einer breiten Masse den Einstieg in die Energiespeicherung ermöglichen – was wir nach aktuellem Stand auch geschafft haben. Der „My Reserve 800“ ist hingegen eine logische Erweiterung für die Bestandsanlagen, die ab 2019 aus dem EEG herausfallen. Natürlich deckt er aber auch Neuanlagen ab, bei denen die Stringspannung aufgrund der Modulanzahl höher ist. Wir sprechen hier von bis zu 800 Volt.

Kann der neue Speicher an mehr als einem String angeschlossen werden?

Wir haben uns vor einiger Zeit für eine Grundphilosophie mit drei Hauptpfeilern entschieden: Sicherheit, Effizienz und Wirtschaftlichkeit. Insbesondere in Hinblick auf den dritten Punkt verzichten wir auf mehrere Eingänge, denn dies würde die Kosten massiv in die Höhe treiben. Mehrere Strings beziehungsweise größere Anlagen können jedoch über die angesprochene Clusterlösung angeschlossen werden.

Ist das neue Modell in puncto Sicherheit genauso gut wie das bisherige Modell?

Selbstverständlich! Auch wenn ich mich da wiederhole: Sicherheit ist nicht verhandelbar. Sie muss natürlich immer das oberste Gebot sein und stand daher auch bei der Entwicklung der My Reserve-Reihe bei jeder Entscheidung an erster Stelle. Wer hier Kompromisse eingeht, handelt weder im Sinne seiner Kunden, noch im Sinne seines Unternehmens. Wir sehen ja aktuell bei einem bedeutenden Handyanbieter, welche Folgen es haben kann, wenn man an der Sicherheit spart.

Wie viele seiner My Reserve-Speicher hat Solarwatt in diesem Jahr bislang verkauft?

Aller Voraussicht nach werden wir in diesem Jahr gut 2.000 Speicher verkaufen.

Sie hatten nach der Ankündigung des Speichers im vergangenen Jahr zunächst Lieferschwierigkeiten. Was tun Sie, um ein ähnliches Szenario dieses Mal zu vermeiden?

Um ganz offen zu sprechen: Wir wurden nach der Intersolar im vergangenen Jahr komplett vom Erfolg des neuen Speichers überrannt und waren nicht ausreichend vorbereitet auf diese Dimension. Dies begann schon bei den Rohwaren und setzte sich bei den Prozessen und der Output-Kapazität fort. Heute ist die Situation jedoch eine andere. Die Probleme von damals sind gelöst und wir produzieren mittlerweile wie in einer Automobilfabrik. Wir haben ähnliche Qualitätssicherungsprozesse und produzieren mit einer Gesamtkapazität von 10.000 Speichern pro Jahr. Zu Lieferengpässen wird es beim „My Reserve 800“ demnach nicht kommen.

Planen Sie noch weitere neue Speichermodelle?

Wir wären nicht Solarwatt, wenn das nicht der Fall wäre! My Reserve wurde von Anfang an als modulares Konzept entwickelt, das von der kleinsten Einheit beinahe endlos bis zur Megawatt-Anlage hochskaliert werden kann. Unsere kommenden Produkte werden sich nahtlos in diese Strategie einfügen. Dabei verfolgen wir auch das Ziel, mit unseren industriellen Prozessen optimale Skaleneffekte zu erreichen, um die Kosten weiter zu senken. Nur so können wir einen Massenmarkt kreieren.

Sie wollen zudem ihre Modulproduktion noch stärker auf Glas-Glas-Solarmodule ausrichten. Was ist hier genau geplant?

Wir setzen auf Glas-Glas-Module, weil wir auch in diesem Segment das bestmögliche Produkt liefern wollen, um den Markt anzuführen. Die Vorteile von Glas-Glas gegenüber Glas-Folie sind hinreichend bekannt. Solarwatt steht für erstklassige Produkte mit bestmöglicher Leistung und maximaler Lebensdauer, daher werden wir auch bei unseren Modulen weiter in Automatisierung und Qualität investieren.

Bis zum Jahresende wollen Sie die Mitarbeiterzahl bei Solarwatt auf 300 steigern. In welchen Bereichen suchen Sie derzeit neue Beschäftigte?

Die Produkte der Zukunft sind immer mehr das Ergebnis herausragender Elektronik und Intelligenz, weniger das Ergebnis manueller Arbeit. Dieser Umstand führt dazu, dass wir zurzeit hauptsächlich Entwicklungsingenieure, Elektroniker aber auch Marketing-Spezialisten einstellen. Mit der Übernahme des Speicher-Spezialisten e-Wolf und der damit verbundenen Neugründung der Forschungseinheit Solarwatt Innovation sowie der Verpflichtung von Andreas Gutsch, Olaf Wollersheim und Thomas Timke vom Karlsruher Institut für Technologie haben wir ja bereits gezeigt, in welche Richtung es geht. Wir nehmen den Speichermarkt sehr ernst und haben auch zukünftig Großes vor, um Solarwatt als Branchenprimus weiter zu etablieren.

Das schriftliche Interview führte Sandra Enkhardt.

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