IRENA fordert Verdoppelung des weltweiten Erneuerbaren-Anteils bis 2030

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Die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) hat ihre überarbeitete Roadmap for a Renewable Energy Future (Remap) veröffentlicht. „Eine Verdopplung ist nicht nur machbar, sie ist letzten Endes auch günstiger”, betonte Adnan Amin, Generaldirektor von IRENA, bereits auf einem Pressegespräch am Mittwochabend in Berlin. In ihrer neuen Roadmap fordert die Organisation eine Verdoppelung des Anteils erneuerbarer Energien am globalen Energiemix auf 36 Prozent bis 2030. Dafür zeigt IRENA Wege auf und gibt Empfehlungen. Offiziell stellte sie die „Remap 2030“ auf dem am Donnerstag beginnenden 2. „Energy Transition Dialogue“ in Berlin vor.

„Die Remap zeigt auf, dass dies nicht nur der wirtschaftlichste, sondern auch der sozialste und umweltbewussteste Weg ist. Dadurch würden mehr Arbeitsplätze geschaffen und Millionen von Menschenleben aufgrund verringerter Luftverschmutzung gerettet werden. Die Remap würde uns außerdem auf den richtigen Kurs für die in Paris vereinbarte Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf 2 C bringen“, so Amin weiter. Allerdings seien für das Erreichen einer Verdoppelung des Erneuerbaren-Anteils massive politische Anstrengungen in den einzelnen Ländern notwendig. Nach den derzeitigen Plänen würde der Anteil bis 2030 nur auf 21 Prozent steigen, wie IRENA in ihrer auf der Analyse von 40 Ländern basierenden Roadmap festgestellt hat.

Um eine Verdopplung zu erreichen, müssten der Einsatz erneuerbarer Energieträger jährlich um das Sechsfache ausgebaut werden, wie es weiter heiß. Dafür seien bis 2030 durchschnittlich jährlich Investitionen in Höhe von 770 Milliarden US-Dollar notwendig. Gleichzeitig würde die Umsetzung dieses Ziels einen Anstieg der Kosten des weltweiten Energiesystems um etwa 290 Milliarden US-Dollar pro Jahr bis 2030 bewirken. Diese Einsparungen durch den Ausbau der Erneuerbaren, etwa wegfallende Kosten für Luftreinhaltung und Klimawandel, seien aber 15-mal höher als die Ausgaben.

Als wichtigste Vorteile für den Fall einer Verdoppelung des Erneuerbaren Anteils nennt IRENA neben der Begrenzung des Temperaturanstiegs die Vermeidung von 12 Gigatonnen CO2 bis 2030. Zudem würden 24,4 Millionen Arbeitsplätze in der Erneuerbaren-Branche geschaffen. 2014 seien es noch 9,2 Millionen Jobs gewesen. Die verbesserte Luftqualität könnte dazu beitragen, ab 2030 jährlich etwa vier Millionen Menschenleben zu retten. Zudem würden das weltweite Bruttoinlandsprodukt um 1,3 Billionen US-Dollar gesteigert.

IRENA benennt fünf Handlungsschwerpunkte, um die Verdoppelung zu erreichen. So müsse es eine Korrektur von Marktverzerrungen zur Schaffung gleicher Wettbewerbsbedingungen mit fossilen Energiequellen geben. Die Einführung größerer Flexibilität bei den Energiesystemen sei notwendig, um der variablen Verfügbarkeit einiger erneuerbarer Energieformen gerecht zu werden. Als dritten Punkt sieht IRENA die Entwicklung und Einführung erneuerbarer Energielösungen im Wärme-und Kältesektor bei neuen städtischen Entwicklungsprojekten und in der Industrie. Zudem müsse die Förderung eines Transportsektors auf der Basis von regenerativem Strom und Biokraftstoffen zur Verringerung der Luftverschmutzung angegangen werden. Als letzter Punkt wird die Gewährleistung eines nachhaltigen, bezahlbaren und verlässlichen Nachschubs an Bioenergierohstoffen genannt. IRENA misst in ihrer Roadmap der Biomasse eine tragende Rolle für das Gelingen einer Verdopplung der Erneuerbaren-Anteils zu.

„Im Stromsektor kommt die Energiewende gut voran, doch um globale Klima- und Entwicklungsziele zu erreichen, wird man in der nächsten Phase einen stärkeren Fokus auf den Verkehrssektor, sowie die Wärme- und Kälteversorgung legen müssen“, so Dolf Gielen, Direktor des Innovations- und Technologiezentrums von IRENA. „Wird eine Verdopplung erreicht, so würde auf diese Sektoren bis 2030 etwa die Hälfte der eingesetzten erneuerbaren Energien entfallen. Das bedeutet, dass diese Sektoren ihren Anteil drastisch erhöhen müssen, soll dieses Ziel Wirklichkeit werden“, so Gielen weiter. Amin ergänzte: „Für Entscheidungsträger im öffentlichen als auch im privaten Bereich soll Remap ein Weckruf sein – sowohl im Hinblick auf die Möglichkeiten, die sich bieten, als auch auf den Preis, den wir zahlen müssen, sollten wir diese Möglichkeiten nicht ergreifen.“

Werbung für eine internationale Energiewende in Berlin

Am Donnerstag begann zudem der zweitägige „Energy Transition Dialogue“ im Auswärtigen Amt in Berlin. Die Neuauflage der Konferenz wurde wiederum von Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) eröffnet, die vor Ministern und hochrangigen Vertretern aus 74 Staaten für die Energiewende warben. „Die Energiewende ist technisch möglich und finanzierbar. Für eine globale Energiewende bleibt aber noch einiges zu tun“, erklärte etwa Steinmeier mit Blick auf die Erfahrungen in Deutschland und anderen Ländern. Gabriel bezeichnete die Energiewende als eines der „zentralen Zukunftsprojekte“, bei der nachhaltige Energiepolitik ökologisch und ökonomisch sinnvoll verbunden werden solle. „In Deutschland stammt fast jede dritte verbrauchte Kilowattstunde Strom bereits aus regenerativen Energiequellen. Doch es liegt auch noch viel Arbeit vor uns. Hierbei ist es wichtig, dass wir auch über den Tellerrand blicken. Denn die Energiemärkte sind immer stärker verzahnt“, so der Bundeswirtschaftsminister, der derzeit an einer neuen EEG-Reform arbeitet, die eine weitgehende Umstellung der Förderung auf Ausschreibungen vorsieht.

Erklärtes Ziel des „Energy Transition Dialogue“ ist es, die globale Energiewende voranzutreiben. “Erfolgsentscheidend wird dabei sein, dass Politikkonzepte mit den Erfahrungen und der Leistungsfähigkeit der Privatwirtschaft abgeglichen werden, um Energiewenden zu beschleunigen und gleichzeitig alle wichtigen Marktakteure einzubinden“, so Fritz Brickwedde, Präsident des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), der zu den Mitveranstaltern zählt. (Sandra Enkhardt)

*Anmerkung der Redaktion: Nachträgliche Korrektur – es handelt sich um 1,3 Billionen US-Dollar, nicht wie ursprünglich dort stand um 1,3 Milliarden US-Dollar.

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