Frankreich: Direktvermarktung mit Marktprämie soll aktuelles Vergütungssystem ersetzen

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pv magazine: Stimmt es, dass in Frankreich ein Gesetz zur Energiewende noch vor den Sommerferien verabschiedet werden soll?

Sven Rösner (Foto): Richtig, das „Gesetz zur Energiewende durch grünes Wachstum“ hat gerade die Nationalversammlung zum zweiten Mal passiert, und kommt nun in den Senat.

Warum musste es zweimal die Nationalversammlung passieren?

Das Gesetzesvorhaben ist eines der wichtigsten Projekte der aktuellen Regierung. Nachdem sie 2014 die Mehrheit im Senat verloren hat, wurde schnell klar, dass seine Durchsetzung eine Prestigefrage werden wird. Der Senat hat ihn dann auch nur mit einigen weitreichenden Veränderungen verabschiedet, der Vermittlungsausschuss konnte im Anschluss daran sich nicht einigen. Deshalb wurde ein zweiter Anlauf nötig.

Was bedeutet dieses Gesetz für die Entwicklung der Erneuerbaren in Frankreich?

Grundsätzlich ist das Gesetz nicht mit dem EEG vergleichbar, es stellt eher einen Rahmen dar und regelt nur wenige Fragen im Detail. Es beinhaltet aber Ziele, zu denen sich die Regierung verpflichten wird. Das sind unter anderem eine Reduzierung des Anteils der Kernenergie im Strommix auf 50 Prozent bis 2025. Dieser liegt heute bei etwa 75 Prozent. Gleichzeitig sollen die Erneuerbaren bis 2030 einen Anteil von 32 Prozent des Endenergieverbrauchs decken, was auf knapp 40 Prozent im Strommix hinauslaufen würde. Das sind ambitionierte Ziele, vor allem, wenn man bedenkt, dass der Anteil der erneuerbaren Energien ohne Laufwasserkraftwerke, aktuell bei etwa 5 Prozent liegt.

Ist das Gesetz dann der große Wurf in Richtung Energiewende in Frankreich?

Ich würde sagen, dass es eine stabile Grundlage schafft, mit der man recht gut leben können wird. Goldgräberstimmung wird nicht gerade aufkommen. Gerade die Bedingungen im Photovoltaik-Bereich haben eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Hohe Vergütungen waren da nicht immer die optimale Lösung. Heute dürfte die installierte Gesamtleistung bei etwa 6 Gigawatt liegen, mit einem jährlichen Zubau von etwa 1 Gigawatt. Mengenmäßig ist da sicher noch einiges möglich. Vergangene Woche hat der Übertragungsnetzbetreiber RTE erklärt, er wäre glücklich über mehr Photovoltaik, weil er durch sie bereits mehr Flexibilität zu Spitzenlastzeiten bekommen hat. Das sind neue Töne. Ein Umdenken hat in Frankreich also schon eingesetzt.

Wie sieht die konkrete Umsetzung des Gesetzes für die Photovoltaik aus?

Die Rahmenbedingungen für die einzelnen Technologien werden durch Dekrete definiert. Die sind momentan in Vorbereitung. Die Anhörungen zur für Januar 2016 geplanten Einführung der Direktvermarktung mit Marktprämie für die Photovoltaik sind in der finalen Phase. Die wird dann, wie in Deutschland seit 2014 bereits der Fall, die aktuellen Vergütungssysteme weitgehend ersetzen. Andere Dekrete bleiben gültig, etwa für die Verwendung von Flächen.

In Frankreich gibt es bereits seit 2011 Bieterverfahren. Wie geht es da weiter?

Bei den großen Anlagen mit mehr als 250 Kilowatt Leistung geht am 1. Juni die 3. Runde mit einem Volumen von 400 Megawatt zu Ende. Diese war recht stark von Photovoltaik-Freiflächen geprägt. Vor Jahresende soll die 4. Runde anlaufen, vermutlich mit einer ähnlichen Ausrichtung.

Das Interview führte Sandra Enkhardt.

Das DFBEE begleitet das Geschehen in Frankreich unmittelbar. Es berichtet in Hintergrundpapieren und auf Konferenzen über die Entwicklungen. Auf der Intersolar Europe in München wird es am Mittwoch (10. Juni) ein Side-Event „Photovoltaik in Frankreich“ mit den Schwerpunkten Ausschreibungen und Direktvermarktung geben. Dies wird organisiert durch das DFBEE in Kooperation mit dem Fraunhofer ISE. Intersolar Halle B1, Raum B13. Die Teilnahme ist kostenlos.

Für Programm und Anmeldung gibt es folgendenLink

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