BMBF: Kopernikus-Projekte für die Energiewende erhalten 400 Millionen Euro bis 2025

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Bundesforschungsministerin Johanna Wanka (CDU) hat am Dienstag die vier ausgewählten "Kopernikus-Projekte für die Energiewende" bekanntgegeben. In diesen Projekten sollen nun innerhalb der kommenden zehn Jahre von Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft technologische und wirtschaftliche Lösungen für den Umbau des Energiesystems entwickeln. Vier Schlüsselbereiche sollen mit den Forschungsinitiativen abgedeckt werden: die Entwicklung von Stromnetzen, die Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie durch Umwandlung in andere Energieträger, die Neuausrichtung von Industrieprozessen auf eine fluktuierende Energieversorgung und das verbesserten Zusammenspiel aller Sektoren des Energiesystems, hieß es aus dem Bundesforschungsministerium (BMBF). Die vier Projekt-Konsortien habe ein internationaler und unabhängiger Beirat zur Förderung empfohlen.

"Wir werden zeigen, dass eine sichere, bezahlbare und saubere Energieversorgung machbar ist, ohne auf Wohlstand und Arbeitsplätze zu verzichten. Bis 2025 bringen wir neue Energiekonzepte auf den Weg, die im großtechnischen Maßstab angewendet werden können – und die auch gesellschaftlich mitgetragen werden", sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. Die Kopernikus-Projekte hätten dabei eine erhebliche Mobilisierungswirkung in Wissenschaft und Wirtschaft entfaltet. Insgesamt hätten sich rund 1000 Institutionen mit 41 Projektvorschlägen beworben. Jede zweite Institution sei ein Partner aus der Industrie gewesen. An der Umsetzung der Projekte seien nun 230 Institutionen beteiligt, hieß es weiter. Wichtige Auswahlkriterien seien Relevanz für das Energiesystem, Konzeption und Kompetent der Partner gewesen.

Beim Themenfeld 1 „Neue Netzstrukturen“ habe das Konsortium „ENSURE“ den Zuschlag erhalten. Unter der Leitung von Holger Hanselka des Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der RWTH Aachen, Eon, Tennet TSO, Siemens und ABB werden an diesem Projekt 21 Partner beteiligt sein. Das Konsortium habe den überzeugendsten Antrag abgeliefert, wie durch eine Kombination von dezentral und zentral erzeugtem Strom die Kosten für den Netzumbau verringert werden könnten. Nach derzeitigem Stand wird nach Ministeriumsangaben der Netzumbau bis zum Jahr 2025 mit bis zu 34 Milliarden Euro veranschlagt.

Beim Themenfeld 2 „Power-to-X“ geht es um die Speicherung von Überschussstrom. Der Zuschlag hier sei an ein Konsortium unter Führung der RWTH Aachen, dem Forschungszentrum Jülich und der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. mit insgesamt 62 Projektpartnern gegangen. Es gehe um die großtechnischen Voraussetzungen, um 90 Prozent der künftigen Überschüsse von Erneuerbaren-Energien-Anlagen in Form chemischer Grundstoffe, gasförmiger Energieträger und Kraftstoffe zu speichern.

Der Zuschlag beim Themenfeld 3 „Industrieprozesse“ ging an das Projekt „SynErgie“. Die Leitung hätten die Technische Universität Darmstadt und die Universität Stuttgart, die ein Konsortium von 83 Partnern anführten. Es gehe darum zu zeigen, wie gerade energieintensive Produktionsprozesse an eine schwankende Energieversorgung angepasst werden können. Mit dieser Maßnahmen könnten die Energieversorgungskosten der Industrie bis 2020 um schätzungsweise mehr als 10 Milliarden Euro verringert werden – bei erheblicher Reduzierung der CO2-Emissionen, wie es beim Ministerium heißt.

Im Themenfeld 4 „Systemintegration“ erhielt das Projekt „ENavi“ unter Leitung von Ortwin Renn vom Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) Potsdam den Zuschlag. Gemeinsam mit 64 Partner sollen Wege aufgezeigt werden, wie die Energiewende mit größtmöglicher Akzeptanz vorangetrieben werden könne.

Alle Forschungsvorhaben sollen nach Ministeriumsangeben noch in diesem Jahr beginnen. Die Projektlaufzeit sei in drei Phasen unterteilt, in denen auch Anpassungen an aktuelle Entwicklungen und Forschungsergebnisse möglich seien. Unabhängige Experten würden die Fortschritte bei den Kopernikus-Projekten begleiten und evaluieren. Die Konsortien könnten im Laufe der Zeit durch weitere Partner ergänzt werden. Dazu plane das Bundesforschungsministerium eine zusätzliche Ausschreibung im kommenden Jahr. Die erste Förderphase bis 2018 werde mit bis zu 120 Millionen Euro von der Politik unterstützt. Bis 2025 will das Forschungsministerium weitere 280 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Das KIT kündigte in einer separaten Mitteilung an, dass es bei dem Projekt „ENSURE“ um effiziente neue Systemstrukturen, stabile Systemführungsmechanismen sowie die Integration neuer Technologien auf breiter Basis gehe. Dabei solle auch der technische und gesellschaftliche Transformationsprozess berücksichtigt werden. Daher stehen Technologien zur Stromübertragung ebenso im Fokus wie Informations- und Kommunikationstechnologien, die in Zukunft die Bilanzierung und Stabilität in vernetzten Versorgungsstrukturen gewährleisten sollen, wie es beim KIT hieß. In der ersten Phase bis 2019 gehe es um die Erforschung der Grundlagen. Danach folge bis 2022 die Umsetzung im Pilotmaßstab, ehe in der finalen Phase bis 2025 ein „multimodaler Netzdemonstrator“ gebaut werden solle. Das geplante Budget für die ersten drei Jahre liege bei mehr als 43 Millionen Euro, wobei der Bund rund 30 Millionen Euro trage.

Das Karlsruher Institut ist nach eigenen Angaben auch noch an zwei weiteren Kopernikus-Projekten beteiligt. SO werde es innerhalb von „P2X: Erforschung, Validierung und Implementierung von Power-to-X-Prozessen“ das Forschungscluster koordinieren, das sich mit modularen und autarken Technologien zur Umsetzung von Synthesegas auf Basis von Kohlendioxid in Kohlenwasserstoffe und langkettige Alkohole beschäftigt. Beim Projekt „Systemintegration und Vernetzung der Energieversorgung (ENavi)“ sei das KIT im antragstellenden Direktorium vertreten. (Sandra Enkhardt)

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