20 Prozent weniger Jobs im Photovoltaik-Sektor 2012

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Die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) hat einen neuen Bericht zu den Arbeitsplätzen in der Erneuerbaren-Energie-Branche in Deutschland im Jahr 2012 vorgelegt. Nach den Erhebungen des Osnabrücker Instituts im Auftrag des Bundesumweltministeriums ist die Bruttobeschäftigung bundesweit im vergangenen Jahr nur leicht von 371.400 auf 368.400 Arbeitsplätze gesunken. Allerdings zeigt sich bei einer differenzierten Betrachtung über die Branchen hinweg, dass gerade im Photovoltaik-Sektor viele Stellen weggefallen sind, die zum Teil durch neue Jobs in der Windindustrie kompensiert worden. 

Die GWS hat die Entwicklungen nach Bundesländern und Technologien aufgeschlüsselt. Dabei zeigt sich, dass die Bruttobeschäftigung in der Photovoltaik im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen sei. Die Arbeitsplatzverluste seien besonders bei den produzierenden Betrieben zu verzeichnen gewesen. Bundesweit sei die Zahl der Beschäftigten allein in der Photovoltaik um 23.100 gesunken. Dies entspreche einem Rückgang um 21 Prozent gegenüber dem Jahr 2011. Insgesamt habe die Zahl der Arbeitsplätze in der Photovoltaik in Deutschland im vergangenen Jahr bei  noch 87.840 gelegen. In Westdeutschland sei sie binnen Jahresfrist von 72.700 auf 58.220 und in Ostdeutschland von 38.130 auf 29.620 gesunken. „Besonders viele Insolvenzen bzw. Produktionsstopp gab es in Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen. Aber auch in Bayern ist in großem Umfang eingestellt worden“, heißt es in dem Bericht. Die GWS hat die Zahlen der Insolvenzen von Photovoltaik-Unternehmen in den einzelnen Bundesländern zusammengetragen. Dabei zeigt sich, dass Sachsen-Anhalt und Brandenburg 2012 mit fünf und vier Herstellern, die Insolvenz anmelden mussten, die Produktion stoppten oder übernommen wurden, besonders von der Solarkrise betroffen waren. Aber auch in Bayern, Berlin, Nordrhein-Westfalen und Thüringen waren es jeweils zwei Photovoltaik-Unternehmen. Vergleichsweise gut hätten sich die Industriestandorte Sachsen und Hessen im bundesweiten Schnitt behaupten können.

Aber nicht nur die Firmenpleiten und Übernahmen hätten die Arbeitsplatzzahlen im Solarbereich schrumpfen lassen, heißt es in dem Bericht weiter. Die Forscher haben sich auch die Photovoltaik-Zubauzahlen im Jahresvergleich angeschaut. Obwohl insgesamt die Leistung der neu installierten Photovoltaik-Anlagen nahezu konstant bei 7500 Megawatt geblieben sei, hätten doch regionale Verschiebungen Auswirkungen auf die Bruttobeschäftigung gehabt. „In Bremen und Baden-Württemberg sind die Neuinstallationen jedoch teilweise deutlich zurückgegangen, was dazu führt, dass auch in diesen Bundesländern besonders viele Arbeitsplätze im Sektor Solarenergie verloren gegangen sind. Die höchsten Verluste an Bruttobeschäftigung sind in Bayern zu verzeichnen. Mit über 5.000 Arbeitsplätzen weniger liegt der Verlust über doppelt so hoch, wie in ostdeutschen Flächenländern“, heißt es in dem Bericht weiter. In Ostdeutschland habe hingegen ein verstärkter Photovoltaik-Ausbau den starken Rückgang der Industriearbeitsplätze abmildern können. Insgesamt sei aufgrund der geringen Abhängigkeit von Produktionstätigkeiten und einem starken regionalen Zubau in den Bundesländern Saarland und Mecklenburg-Vorpommern der geringste relative und absolute Rückgang bei den Arbeitsplätzen zu verzeichnen gewesen, schreiben die Autoren der Studie. Es gebe aber kein Bundesland, in dem die Bruttobeschäftigung im Bereich Solarenergie in Deutschland zugenommen habe.

„Für die Solarbranche ist zu erwarten, dass sich der Konsolidierungskurs der Photovoltaik-Industrie fortsetzen wird. Gerade in Ostdeutschland wird sich der Negativtrend für diese Technologie und damit auch für die Bundesländer insgesamt wohl zumindest im laufenden Jahr fortsetzen“, heißt es im Ausblick der Studie. Es ist stark anzunehmen, dass sich der Trend in diesem Jahr in der Solarindustrie noch stärker fortsetzen wird. Allein der angekündigte Ausstieg von Bosch aus dem kristallinen Photovoltaik-Geschäft könnte bis zu 3000 Arbeitsplätze kosten, wiederum vor allem in Thüringen. Aber auch neue Insolvenzen großer Photovoltaik-Unternehmen, wie die von Conergy und Gehrlicher Solar, werden sich auf die Bruttobeschäftigung in der Solarindustrie in Deutschland auswirken.

Geschäftsklima etwas verschlechtert

Die im Auftrag des Umweltministeriums erhobenen Zahlen deckten sich in etwa mit unseren Erkenntnissen, sagte David Wedepohl, Sprecher des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW-Solar), auf Anfrage von pv magazine. Diese lägen bei rund 100.000 Arbeitsplätzen in der deutschen Photovoltaik-Branche im vergangenen Jahr. Die Differenz ergebe sich daraus, dass bei der Studie beim Photovoltaik-Maschinenbau nur anteilig einbezogen worden sei. So seien die Arbeitsplätze, die Anlagen für den Export gefertigt haben, nicht einberechnet worden. Insgesamt sei angesichts der prominenten Ausstiege aus der Solarindustrie sowie dem gegenüber dem Vorjahr deutlich abgeschwächten Photovoltaik-Zubau in Deutschland mit einem weiteren Rückgang in diesem Jahr zu rechnen, sagte Wedepohl weiter. Im aktuellen Geschäftsklimaindex für das zweite Quartal zeige sich, dass sich der Beschäftigungsabbau bei den Photovoltaik-Unternehmen etwas abgeschwächt habe. So hätten 26 Prozent der befragten Firmen Personal abgebaut; im ersten Quartal seien es noch 45 Prozent gewesen. Rund 60 Prozent der Photovoltaik-Unternehmen haben dem Index zufolge ihren Personalbestand konstant gehalten.

Der vom BSW-Solar erhobene Geschäftsklimaindex zeigt weiter, dass sich der Ausblick der Unternehmen auf die kommenden sechs Monate etwas verschlechtert hat. So erwarten 23 Prozent der Photovoltaik-Unternehmen, günstigere Geschäfte, während 40 Prozent schlechtere Geschäfte erwarten. 37 Prozent der befragten Unternehmen erwarten keine großen Veränderungen. Allerdings hat sich der Anteil der Unternehmen, die im Ausblick „deutlich ungünstigere“ Geschäfte erwarten im Gegensatz zum ersten Quartal reduziert und gegenüber dem Vorjahresquartal mehr als halbiert. Als Gründe für positive Entwicklungen werden dabei vor allem eine steigende Nachfrage nach Eigenverbrauchslösungen und Speichern angeführt sowie eine stärkere Internationalisierung. Unternehmen mit negativen Erwartungen führen dies auf unterschiedliche Faktoren zurück. Als Begründung werden unter anderem das Anti-Dumpingverfahren in der EU, die sinkenden Einspeisetarife und Renditen, die rückläufige Nachfrage, der härtere Wettbewerb sowie die Unsicherheit im Markt angeführt. Der Geschäftsklimaindex mit weiteren Informationen zu Preis-, Umsatz- und Investitionsentwicklungen wird den Mitgliedern des BSW-Solar jedes Quartal kostenlos zur Verfügung gestellt. (Sandra Enkhardt)

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